Hausbruch/Rosengarten/Bispingen. Harburger Förster haben noch keine großen Verluste erlitten, sehen aber eine zunehmende Gefahr. Worauf man bei Brennholz achten sollte.
Die gestiegenen Brennholzpreise stellen manche Förstereien vor Probleme: Holzvorräte und -reste in ihren Wäldern werden zur begehrten Beute von Dieben, die sich in kleinem oder großen Stil bedienen, um sie zu Brennstoff zu machen. Es gebe bundesweit einen ansteigenden Trend von Holzraub, sagt Jürgen Gaulke vom Bundesverband der Waldeigentümer AGDW. Die Harburger Wälder sind bislang nicht betroffen, sagen ihre Förster.
Die Gefahr sei da, aber bislang sei in seinem Wald noch kein Holzdiebstahl aufgetreten, sagt Gido Hollmichel, Revierförster in Hausbruch. Verlässliche Aussagen könne er aber erst im Januar/Februar machen. Auf legalem Wege Holz aus den Forsten zu erhalten, ist derzeit schwierig; zwar verkaufen Revierförstereien im Allgemeinen Brennholz, doch „wir sind ausverkauft“, sagt der Harburger Förster. „Wir haben eine lange Warteliste und nehmen keine neuen Kunden mehr an. Wohl dem, der vorgesorgt hat. Wer jetzt noch Holz nachfragt, wird leer ausgehen.“ Außerdem müsse das frische Waldholz noch abgelagert werden, bevor es verbrannt werden könne.
Energiekrise: "Kleinkriminelle gehen in den Wald"
Auch in der Revierförsterei Rosengarten ist die Nachfrage nach Brennholz hoch. Förster Bernd Westphalen rechnet damit, dass zum Winter hin vielleicht etwas mehr Holz aus seinem Wald mitgenommen wird, aber nicht mit Diebstahl im großen Ausmaß. „Kleineres Holz sollte nicht im Wald liegen gelassen werden. Das war aber immer schon so.“
„Wir haben Kleinkriminelle, die wie nach dem Krieg in den Wald gehen und Brennholz sammeln“, sagt Gaulke. „Das ist noch kein Massenphänomen, nimmt aber parallel zu den steigenden Preise zu.“ Der Brennholzpreis habe sich bei seriösen Anbietern in den vergangenen Monaten von 70 bis 80 Euro der Festmeter (ein Kubikmeter Holzmasse) mindestens verdreifacht. Gerade in den Umkreisen von Städten werde Holz aus den Wäldern gestohlen, so Gaulke.
„In ländlichen Regionen haben die Leute ihre Quellen. Und man kennt sich untereinander.“ Größere Raubzüge seien Einzelfälle, sagt Gaulke. Dennoch setzen Förster vermehrt GPS-Tracker ein, die anzeigen, wo sich gestohlene Stämme gerade befinden. Auch Wildkameras dienen vermehrt der Überwachung von Holzvorräten.
Holzraub im Wald ist durchaus mit größerem Aufwand verbunden
Holzraub komme vor, bisher aber nicht mehr als in den vergangenen Jahren, sagt Knut Sierk, Pressesprecher Forstamt Sellhorn in Bispingen. Zum Forstamt der niedersächsischen Landesforsten zählen acht Revierförstereien, darunter die Förstereien Kleckerwald und Rosengarten. „Die Energiepreise haben hier noch keinen großen Einfluss gezeigt“, sagt Sierk.
Das mag auch daran liegen, dass ein größerer Diebstahl sehr aufwendig sei: „Wer selbst fällt, braucht eine Motorsäge, die laut ist. Außerdem braucht man die Kenntnis, wie man einen Baum richtig fällt. Bei den am Wegesrand liegenden gesammelten Stämmen bräuchte es einen Anhänger und eine Art kleinen Kran. Die sind groß und schwer. Alles in allem also ein großer Aufwand – das kommt nicht so häufig vor.“ Und oft seien nachts Jäger im Wald, so dass man gehört würde.
Beim Spaziergang Holz sammeln und mitnehmen? Nein, sagt das Forstamt
Auch Spaziergänger dürften nicht einfach auf dem Wege Holz sammeln und mitnehmen, betont Sierk: „Der Wald gehört jemandem. Oftmals werden Resthölzer, die beim Fällen entstehen, mitgenommen. Oder Holz, das bereits in kleinere Blöcke geschnitten wurde.“ Das könne durchaus mehr werden.
Manche Waldeigentümer verkaufen sogenannte Sammelscheine, die den Besitzern erlauben, auf eigene Faust im Wald Holz aufzulesen. Der Harburger Förster Gido Hollmichel hält nichts davon: „Wir machen das nicht. Denn dann laufen die Leute kreuz und quer durch den Wald. Das ist nicht kontrollierbar. Und es widerspricht dem Naturschutz. Tiere und Pflanzen würden darunter leiden. Zudem ist unser Ziel, mehr Totholz im Wald zu belassen. Es bietet Pilzen, Insekten und anderen Totholzbesiedlern einen wichtigen Lebensraum.“
Energiekrise: Förster appelliert an Waldbesucher
Unabhängig von der Herkunft des Holzes warnt Landesforstsprecher Sierk: „Frisches Waldholz birgt ein großes Risiko. Normalerweise wird gespaltenes Brennholz drei Jahre trocken gelagert, bevor es verfeuert wird. Bei frischem, feuchtem Holz kann es im schlimmsten Fall zu einem Schornsteinbrand kommen, der dann zu einem Hausbrand führen kann. Auch die Schadstoffbelastung, etwa durch Kohlenmonoxid ist höher, da das Holz nicht vollständig verbrannt wird.“
Ein Fall von wiederholtem Brennholzdiebstahl war im Sommer im Solling (Weserbergland) aufgetreten. Im Wald der Revierförsterei Merxhausen wurden komplette Stämme verladen, insgesamt 16 Raummeter (16 Kubikmeter gestapeltes Holz) in mindestens vier Fuhren. Ende August wurde der Dieb dann beim Verladen von Baumstämmen gestellt.
Er war von einem Waldbesucher beobachtet worden, der den Revierförster Hendrik Büning alarmierte. Büning empfiehlt seinen Kollegen, „frühzeitig das bezahlte Brennholz abzufahren und nicht lange im Wald liegen lassen“. Und er appelliert an alle Waldbesucher, Jäger, Forstunternehmer und Waldarbeiter, aufmerksam zu sein und gegebenenfalls Alarm zu schlagen.