Landkreis Harburg. Geplante Trasse verläuft durch Landschaftsschutzgebiet. An anderer Stelle könnten Tierbestände regelrecht eingekesselt werden.

Naturschutzverbände aus der Lüneburger Heide üben Kritik an einer möglichen neuen Bahntrasse, die von Hamburg nach Hannover gehen soll. In einer Stellungnahme an die Deutsche Bahn, die dem Abendblatt vorliegt, lehnt der Naturschutzverband Lüneburger Heide e.V. die Neubautrasse ab.

„Der Ausbau der Bestandsstrecke war verabredet. Jetzt kommt die Bahn durch die Hintertür und plant die Strecke durch die wunderbare Landschaft, die unter Schutz steht“, sagt Ulrich Bernstorff vom Naturschutzverband. In den Planungskarten der Bahn ist die Strecke im Landkreis Harburg von Seevetal bis nach Evendorf eingezeichnet. Im Bereich der Samtgemeinde Salzhausen würde die Strecke durch das Landschaftsschutzgebiet Garlstorfer Wald gehen. „Hier sind zum Beispiel 300 Jahre alte Buchenwälder betroffen“, erklärt Bernstorff. Das Bauvorhaben würde eine intakte, über Hunderte Jahre gewachsene Naturfläche unwiederbringlich zerstören.

Bahntrasse: Naturschützer fürchten massive Schäden

Eingerichtet wurde das Schutzgebiet bereits 1967, um die Geestlandschaft als Lebensraum und vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere zu schützen. Die rechtlichen Hürden für einen Bau in einem Landschaftsschutzgebiet liegen aber niedriger als in einem Naturschutzgebiet wie der Lüneburger Heide. Dieses Gebiet lässt die Bahn in den Planungen unangetastet.

Auch die Tierwelt sei durch den Bau gefährdet. Zwischen der A 7 und einer möglichen ICE-Trasse würde eine linsenartige Insel entstehen, befürchtet der Naturschutzverband. Eine Biotopvernetzung sei nicht mehr gewährleistet. Der Naturschutzbund (NABU) aus dem Heidekreis kritisiert: „Funktionierende Wanderkorridore und Verbundsysteme werden unterbrochen.“ Tierpopulationen würden isoliert, in der Folge käme es zu Inzucht. Die Bahn entgegnet, dass „alle naturschutzrelevanten Aspekte von Beginn an bei der Planung eines Infrastrukturprojekts berücksichtigt werden.“ In Gutachten würde ein Bestand aller schützenswerter Tierarten festgehalten. Wenn es notwendig sei, würden die Tiere umgesiedelt.

Trassenführung führt bei Eyendorf durch ein Wasserschutzgebiet

Dass die Trassenführung bei Eyendorf durch ein Wasserschutzgebiet geht, beunruhigt die Naturschützer ebenfalls. Die Baumaßnahmen und die anschließenden Versiegelungen führten zu Beeinträchtigungen. In dem betroffenen Wasserschutzgebiet der Klasse 3 liegen keine Trinkwasserbrunnen. Die ausgewiesene Zone soll vor allem einen Schutz des Grundwassers gegen chemische Verunreinigungen gewährleisten. „Nach unserer Auffassung ist die Verbesserung des Personen- und Güterverkehrs im Zuge der drin­gend notwendigen Verkehrswende unabdingbar, doch müssen die Vorhaben mit dem Natur- und Landschaftsschutz vereinbar sein“, sagt der Vorsitzende des Natur­schutzbundes Heidekreis, Klaus Todtenhausen.