Neu Wulmstorf. Neu Wulmstorfer Initiative wird intensiv von der Spethmann-Stiftung unterstützt. Gründer erhalten überraschend die Ehrenbürgerwürde.
LeA lebt, LeA lacht und LeA feiert: Die Integrative Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Neu Wulmstorf gGmbH hat nach zwei Jahren Corona-Pause unter reger Beteiligung aus Nachbarschaft und Gemeinde ein Sommerfest gefeiert und dabei deutlich gemacht, dass die über Neu Wulmstorfs Grenzen hinaus bekannten Einrichtung für Menschen mit Behinderung trotz der Einschränkungen während der Pandemie eine positive Entwicklung genommen hat. „Ich freue mich riesig, dass wir hier nach der Zwangspause endlich wieder gemeinsam feiern können und dass das Fest so einen großen Anklang findet“, sagte Dr. Joachim Köhne, Geschäftsführer des Trägervereins der Gemeinnützigen Gesellschaft.
LeA bietet inzwischen 39 Wohnplätze in zwei Wohnhäusern an sowie eine Tagesförderung mit 16 Plätzen, von denen aktuell zwölf belegt sind. Inklusive der Schulbegleitungen seien derzeit knapp 80 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für LeA tätig, so der ehrenamtliche Geschäftsführer. Trotz Corona ist die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit Behinderungen in den vergangenen drei Jahren gewachsen. 2020 konnte nach langer Planung ein weiteres Haus eingeweiht werden.
Wegen Corona durfte zunächst niemand in den Neubau einziehen
„Der Start war allerdings sehr holperig“, sagt Köhne. „Wegen Corona durfte zunächst niemand in den Neubau einziehen.“ Dabei fehlten im gesamten Landkreis Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen, so der Geschäftsführer. Die Wohn- und Arbeitssituation für junge, behinderte Heranwachsende gilt im Hamburger Süden allgemein als unbefriedigend. Im Landkreis Harburg gibt es zwei Behindertenwerkstätten mit Außenstellen – beide sind nach Angaben der Laurens-Spethmann-Stiftung als Förderer von LeA zu 30 Prozent überbelegt.
Von den in den Werkstätten arbeitenden Menschen lebten nur 32 Prozent außerhalb des Elternhauses. Dieser Mangel beschäftigte bereits 1999 eine betroffene Elterngruppe, die damals den Grundstein für die Integrative Lebens- und Arbeitsgemeinschaft legte: Im Wohnzimmer von Anette Dörner, der heutigen 1. Vorsitzenden, trafen sich Eltern und gründeten den Verein LeA e.V..
Unterstützung durch die Spethmann-Stiftung
„Wir wünschten uns nicht nur für unsere eigenen Kinder, sondern für alle Menschen mit Unterstützungsbedarf ein selbstbestimmtes Leben“, so Dörner. Mit der dauerhaften und umfangreichen Unterstützung der Spethmann-Stiftung und vielen öffentlichen und privaten Spendern wurden 2010 – zehn Jahre nach Gründung des Vereins – die Laurens-Spethmann-Häuser mit Wohnungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf und einer Tagesförderstätte eröffnet.
Inzwischen verfügt LeA über mehr als 2000 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche auf einem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Theodor-Heuss-Straße. Der Bau eines zweiten Wohnhauses, das neun Wohnungen für weitere zwölf Menschen bereithält, wurde 2019 begonnen. Diese Wohnungen wurden für Menschen geplant, die eigenständig wohnen können und wollen.
Wohngemeinschaften ermöglichen weitgehend selbstständiges Leben
Außerdem ist die Tagesförderstätte in den Neubau gezogen. Die Wohngemeinschaften ermöglichen den Bewohnerinnen und Bewohnern ein weitgehend selbstständiges Leben. „Sie sind eine gute Alternative für Menschen mit Behinderung, die ansonsten von sozialer Isolierung bedroht sind“, sagt Köhne. Inzwischen ist LeA im Ort längst eine feste Institution, was auch durch den neuen Namenszusatz „Neu Wulmstorf“ verdeutlicht werden soll, so Köhne: „Damit wollen wir zeigen, wie sehr wir im Ort verankert sind.“
Die Sympathien beruhen offenbar auf Gegenseitigkeit. Zur Überraschung von Joachim Köhne und Anette Dörner wurde ihnen beim Sommerfest von Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke die Ehrenbürgerwürde verliehen.