Neu Wulmstorf. Freibad-Test: Wasser, Wiese, wenig Schnickschnack. Das Neu Wulmstorfer Bad besticht durch Größe und klassische Werte

Wenn man in den letzten Jahren etwas über das Freibad Neu Wulmstorf las, nahm man meistens Schlagworte, wie „In die Jahre gekommen“ und „sanierungsbedürftig“ wahr. Wer mit diesen Gedanken im Hinterkopf trotzdem einfach mal hingeht, ist überrascht: Ja: das Bad ist nicht das Modernste. Aber: Das macht es gerade zum Wohlfühl-Freibad – eine klassische „Batze“, wie sie ältere Leser noch aus jedem Dorf und Stadtteil kennen. Und: Einen wirklich maroden Eindruck macht das Freibad Neu Wulmstorf auf gar keinen Fall.

Entweder jammern die Neu Wulmstorfer Gemeindepolitiker auf hohem Niveau oder der Sanierungsbedarf liegt tief unter der sichtbaren Oberfläche. Die Badegäste aus der Gemeinde und dem benachbarten, bäderarmen Hamburg kommen gerne hier her; egal ob es darum geht, hier einen ganzen, ganz entspannten Sommertag zu genießen oder darum, nach Feierabend noch mal schnell ein- bis zweitausend Meter zu machen und kurz in der Sonne zu sitzen.

Schnickschnack wie Schnörkelrutschen, Massagedüsen oder Sprudelspeier wird man hier vergeblich suchen. Hier bekommt der Badegast noch, wofür er ins Freibad geht: Wasser und Wiese. Beides satt. Dazu ein gut sortierter Kiosk/Imbiss auf der einen und ein Beachvolleyballfeld auf der anderen Seite des großen Geländes. Mit acht 50-Meter-Bahnen wäre das Schwimmerbecken olympiatauglich. Außerdem gibt es ein Nichtschwimmer- und ein Planschbecken.

Bäume ringsherum – und sogar direkt am Becken

Das Gelände ist groß und vor allem rundherum mit prächtigen alten Bäumen bestanden. Auch um die Becken herum sind noch einmal Bäume gepflanzt. Ein schöner Anblick, findet auch Badleiter Dennis Heinsohn, allerdings machen die beckennahen Bäume ihm und seinen Mitarbeitern auch viel Arbeit: „Wenn im Spätsommer Eicheln auf dem Barfußbereich liegen, oder die ersten Blätter im Wasser treiben, ist das für die Badegäste ja nicht schön und deshalb sind wir dann viel damit beschäftigt, das zu beseitigen“, sagt er.

Der neue Neu Wulmstorfer Badleiter Dennis Heinsohn hofft im Frühjahr 2022 auf eine
Der neue Neu Wulmstorfer Badleiter Dennis Heinsohn hofft im Frühjahr 2022 auf eine "ganz normale Saison" ohne Corona-Beschränkungen © AT | Axel Tiedemann

Noch schwimmt kein Blatt im Schwimmerbecken. Dafür schwimmt dort Wolfgang Evert. „Ich bin seit 50 Jahren Stammgast hier“, sagt der Fischbeker. „Meistens ein typischer Feierabendschwimmer. Aber seit einem halben Jahr bin ich Rentner und mache meine Runden auch mal tagsüber. Das Schöne an diesem Bad und seinem großen Schwimmerbecken ist, dass man hier auch Bahnen schwimmen kann, wenn das Bad rappelvoll ist, Das Becken ist durchgängig etwa zwei Meter tief. Da kommen keine Leute zum Planschen.“

Für die Drei- und Fünf-Meter-Plattformen zuletzt keine TÜV-Abnahme mehr

Schräg vom Schwimmerbecken geht das Sprungbecken ab. An dessen Ende befindet sich tatsächlich mal ein Sanierungskandidat: Der Sprungturm hat für die Drei- und Fünf-Meter-Plattformen zuletzt keine TÜV-Abnahme mehr bekommen. Die Mängel sind nicht gravierend und man könnte sie beheben, aber auch das müsste die Gemeinde bezahlen. Den neunjährigen Josua ärgert das: „Als ich noch nicht schwimmen konnte, war ich immer neidisch auf die Kinder, die hier springen durften“, sagt er. „Jetzt habe ich seit einem Jahr Bronze und darf trotzdem nicht auf den Turm!“ Er spricht’s und läuft auf das Ein-Meter-Brett, um wenigstens von diesem mit einem sehenswerten Spaßsprung ins Wasser zu platschen.

Am Nichtschwimmerbecken gibt es eine einfache Wasserrutsche, die von den Kindern mit Gejohle genutzt wird. Von vorne nach hinten wird das Becken immer tiefer. Am tiefen Ende führt eine breite Treppe hinaus. Auch im Nichtschwimmerbecken sind Bahnen markiert. Das verwundert zunächst.

Große Becken, idyllische Lage: Das Freibad Neu Wulmstorf ist ein unterschätzter Schatz der Gemeinde
Große Becken, idyllische Lage: Das Freibad Neu Wulmstorf ist ein unterschätzter Schatz der Gemeinde © xl | Lars Hansen

Dennis Heinsohn erklärt: „Einige Schwimmanfänger und auch einige ältere Schwimmer trauen sich nicht oder nicht mehr ins tiefe Becken. Deshalb haben wir hier am tiefen Nichtschwimmer-Ende im brusthohen Wasser drei 25-Meter-Bahnen eingerichtet.“

Kleinkinder-Planschbecken hat ebenfalls eine kleine Rutsche

Eine dieser Bahnen nutzt Sabine Möller: „Ich finde das praktisch!“ sagt sie, „denn so kann ich gleichzeitig schwimmen und meine Jungs im Auge behalten, die da an der Rutsche rumalbern.“

Das dritte Becken in Neu Wulmstorf ist ein Kleinkinder-Planschbecken, ebenfalls mit einer kleinen Rutsche versehen. Ansonsten bietet das Bad viel Wiese, Bänke und eine terrassenartige Tribüne am Beckenrand – jede Stufe genau so breit, wie eine Liege lang ist – zwei Strandkörbe und einen Imbiss. Der ist ein echtes Pfund, mit dem das Freibad wuchern kann: Die Pächterfamilie hat auch ein Eiscafé im Neu Wulmstorfer Ortskern, das bedeutet, dass es auch im Freibad echtes Kugeleis, wenn auch in einer strengen Topfavoriten-Auswahl, gibt. Außer Pommes Frites gibt es hier Imbissklassiker, wie die Wurst-Fritten-Kombi oder auch Burger. Der Imbiss verkauft durch ein zweites Fenster auch an Gäste außerhalb des Freibades. Im Sommer hat die Neu Wulmstorfer Heidesiedlung, in der das Freibad liegt, so ihre eigene Eisdiele und Pommesbude.

Der Freibadkiosk ist auch Imbiss und verkauft sowohl an die Badegäste, als auch an Außenstehende, durch ein Fenster nach vorne.
Der Freibadkiosk ist auch Imbiss und verkauft sowohl an die Badegäste, als auch an Außenstehende, durch ein Fenster nach vorne. © xl | Lars Hansen

Die Pommes beim ersten Test waren so lecker, dass der Test fünf Mal wiederholt wurde – leider einmal zu viel: Gab es vier Mal perfekte Pommes, lag die fünfte Portion schon etwas zu lange auf Warteposition. Wenn dies geschieht, drängt es die Feuchtigkeit, die die Fritte innen so schön saftig macht, nach außen, wo das Erdapfelstäbchen überhaupt nicht saftig, sondern knuspertrocken sein soll. Doof. Aber die nächsten schmecken bestimmt wieder 1a! Preis: 3 Euro mit Ketchup oder Mayo.

In diesem Jahr gibt es besonders langes Freibad-Vergnügen

Neun Mitarbeiter unterstützen Heinsohn beim Betrieb „seines“ Bades. An Wochenenden wird die Gemeinde-Crew von ehrenamtlichen Rettungsschwimmern der DLRG unterstützt. Die DLRG-Helfer kümmern sich dann um den Badebetrieb und die Angestellten hauptsächlich um den Betrieb des Bades. Die DLRG berechnet die Einsatzstunden. Sie werden verrechnet mit den Gebühren, die die Gemeinde für die Trainingsnutzung ihrer Bäder erhebt. Unter dem Strich meist ein Nullsummenspiel zu aller Zufriedenheit.

In diesem Jahr kann man das klassische Freibad-Feeling in Neu Wulmstorf übrigens besonders lange genießen: Weil das Hallenbad noch saniert wird, ist das Freibad noch bis zum 30. September geöffnet.

Die Öffnungszeiten sind montags und freitags 10 bis 20 Uhr, dienstags und mittwochs 8 bis 20 Uhr, donnerstags 10 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags 10 bis 19.15 Uhr. Badeschluss: 15 Minuten vor Betriebsschluss, Letzter Einlass und Kassenschluss: 30 Min. vor Badeschluss.

Eintritt: Erwachsene zahlen 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 2,50 Euro, Für die letzten zwei Stunden des Tages ist der Eintritt um einen Euro ermäßigt. Kinder unter drei zahlen ganztägig nichts. 10er-Karten kosten für Erwachsene 28 Euro, jugendermäßigt 16 Euro. Saisonkarten kosten 90 Euro für ganze Familien, 65 Euro für Erwachsene und 25 Euro für Jugendliche.

Anreise: Das Freibad liegt südlich der B 73 in der Heidesiedlung und ist ab der B 73 ausgeschildert. Es gibt Parkplätze, aber nicht viele. Fahrradstellplätze hingegen gibt es in großer Zahl. Die Buslinie 440 bedient das Freibad von der S-Bahn-Neu Wulmstorf aus, die Linie 240 wochentags grob im Stundentakt von Neugraben aus.
Tel: 040/7 00 05 18 10 www.neu-wulmstorf.de

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