Rönne. Sperrung kann plangemäß aufgehoben werden. Bürgermeister sieht positive Seiten: Man sei miteinander ins Gespräch gekommen

Die Bürger der Samtgemeinde Elbmarsch atmen auf: Die Vollsperrung der Elbbrücke zwischen ihrer Gemeinde und Geesthacht nähert sich dem Ende. Die Arbeiten liegen im Zeitplan, und der besagt, dass die Sperrung noch bis zum 24. August bestehen bleibt. Ab dem 25. August können Pkw die Brücke wieder queren. Die Bürger können auch aufatmen, weil die Sperrung, trotz einiger Hiobsbotschaften im Vorwege, nicht so schwere Konsequenzen nach sich gezogen hatte, wie zuvor befürchtet – und weil ein kleiner Brand auf der Baustelle Ende letzter Woche nahezu folgenlos blieb.

Obwohl die Sperrung für viele immer noch mindestens ein kleines Ärgernis war, sieht Samtgemeindebürgermeisterin Kathrin Bockey auch positive Effekte der „sieben (-einhalb) Wochen ohne“. Völlig unpassierbar ist die Brücke in dieser Zeit nicht: Fußgänger und Fahrradfahrer dürfen sie queren – allerdings nur auf einem der ursprünglich zwei Rad- und Fußwege an den Seiten der Brücke. Aus diesem Grunde ist per Ampel ein Blockverkehr im Sieben-Minuten-Rhythmus getaktet. „Das wird auch beachtet“, sagt Bockey, „und vor der Ampel kommt man oft ins Gespräch.“

Menschen kamen miteinander ins Gespräch, die sich sonst nie angesprochen hätten

Da die Bürgermeisterin selbst häufig über die Brücke radelt, knüpft sie neue Kontakte. „Viele der Radfahrer sind sonst mit dem Auto über die Brücke und weiter gefahren. Jetzt queren sie per Fahrrad und nehmen in Geesthacht den Bus. Dabei stellen sie fest, dass der Bus eine echte Alternative zum Selbstfahren ist und denken darüber nach, zumindest zeitweise umzusteigen. Sogar der Dienstleister, der täglich die Laborproben von Arztpraxen aus der Elbmarsch nach Geesthacht bringt, plant, das Lastenrad zu behalten und weiter einzusetzen.“

Neben diesen umweltbezogenen Umdenkprozessen hatte das gemeinsame Warten an der Ampel einen weiteren Effekt, so Bockey: „Menschen kamen miteinander ins Gespräch, die sich sonst nie gegenseitig angesprochen hätten.“ Ganz generell sei in der Gemeinde ein Zusammenrücken und viel praktische Hilfsbereitschaft zu spüren gewesen. Die in die Jahre gekommene Brücke wird zukunftsfit gemacht – gerade noch rechtzeitig, wie die Ingenieure des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) feststellten, als sie den Unterbau der Brücke freigelegt hatten: Die Schäden an der Stahlkonstruktion waren deutlich weiter fortgeschritten, als vermutet.

Ablaufplan musste kurz vor Beginn noch einmal geändert werden

Der Ablaufplan musste deshalb kurz vor Beginn noch einmal geändert werden: Statt auf jeder Seite der Brücke eine Fußgänger- und Fahrradspur offen halten zu können, mussten die Brückenquerer auf eine Seite ausweichen, daher der Blockverkehr. „Zu Anfang haben noch einige Radfahrer gedacht, die Ampel ignorieren zu können, aber beim ersten Begegnungsverkehr mit einem Lastenrad wurde ihnen klar, dass das keine gute Idee war“, sagt Bürgermeisterin Bockey.

Am Donnerstag gab es noch einmal eine Schrecksekunde: Feueralarm auf der Baustelle! Im Brückenkasten schwelte es. Das Feuer war schnell gelöscht, doch die nachfolgende Untersuchung des Brandschadens zog sich bis zum kommenden Tag. Ergebnis: Kein relevanter Schaden, der die Wieder-Öffnung der Fahrbahn verzögert hätte.

Fertig saniert ist die Brücke mit der Freigabe der Fahrspur indes nicht: Im Anschluss geht es bis Oktober weiter mit der Instandsetzung an der Brückenoberseite im östlichen Bereich zur Herstellung des Geh- und Radwegs. Der Verkehr wird mit einspuriger Verkehrsführung bei maximal Tempo 30 über die Brücke geführt. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen müssen weiterhin über Hamburg oder Lauenburg ausweichen. Für die Linienbusse wird eine Sonderregelung geprüft, wie sie vor der Vollsperrung bereits einmal galt. Fußgänger und Radfahrer queren die Brücke in dieser Zeit auf der Westseite. Von Oktober bis Jahresende wird der dann der westliche Fuß- und Radweg instandgesetzt.

Ende 2022 wird der Verkehr über 3,5 Tonnen wieder freigegeben

Wahrscheinlich müssen hier, wie zuvor unter der Autofahrbahn, schadhafte Tragbleche geflickt oder ersetzt werden. Auch in dieser Phase gilt: Maximal 3,5 Tonnen, 30 km/h, eine Spur. Am Ende werden die Fuß- und Radwege auf jeder Seite 2,50 Meter breit sein. Bürgermeisterin Bockey freut sich darauf. „Dann müssen wir es noch schaffen, die Radwege so zu führen und auszuschildern, dass auf jeder Seite nur in eine Richtung geradelt wird“, sagt sie. „Dann ist die Brücke eine perfekte Fahrradstrecke!“

Ab Ende 2022 wird der Verkehr über 3,5 Tonnen wieder freigegeben. Sollte sich herausstellen, dass das Schadensausmaß in den Deckblechen begrenzt ist, kann dies früher erfolgen. Ab Frühjahr 2023 gehen die Instandsetzungsarbeiten dann mit nur noch geringen Einschränkungen weiter. Ganz erneuert ist die Brücke erst 2024, wenn der neue Rostschutzanstrich aufgebracht ist.