Stade. SUP Club Stade bietet Stand-up-Paddling-Kurse für Herrchen, Frauchen und Vierbeiner an. Manch Teilnehmer muss mit Fleischwurst überzeugt werden
Fleischwurst-Würfel sind bei Bruno dann schließlich das ausschlaggebende Argument sich dann doch auf dieses wackelige Ding im Wasser zu trauen. Steffi Voigt aus Fredenbeck sitzt auf dem Board im Burggraben und hat die Dose mit Brunos Lieblingsleckerchen vor sich stehen. Gemeinsam mit Coach Franzi Hagedorn bietet sie alle Überredungskünste auf, um ihren 18 Monate alten Schweizer Sennenhund auf das Board zu bewegen. Bruno ist verunsichert. Was soll Hund auch auf einem Kunststoff-Brett mitten auf dem Wasser. Aber dann wagt Bruno den Schritt vom Steg auf das Board zu Steffi – und zu den Fleischwurst-Würfeln. Der erste Schritt in ein neues gemeinsames Hobby für Mensch und Hund ist getan – Dog Stand-up-Paddling.
Mit Zwang läuft hier gar nichts. Eine solide Vertrauensbasis zwischen Hund und Mensch zählt. An diesem Sonntagvormittag treffen sich fünf Menschen mit ihren Hunden im Stader Holzhafen. „Mein Bruder und seine Freundin haben mir diesen Kurs zum Geburtstag geschenkt. Ich wohne direkt am Kanal und will heute mal ausprobieren, ob Carlos mitmacht. Dann überlege ich, mir selbst ein Board zu kaufen“, sagt Liza Kaack (29) aus Hamburg. Carlos, ihr zwei Jahre alter Hund, ist eine waschechte Promenadenmischung aus Spanien. Coach Franzi startet mit Trockenübungen auf der Wiese. Mensch und Hund steigen auf die Boards. „Lasst eure Hunde auf dem Board sitzen und bewegt das Board ein bisschen, damit die Hunde sich an die Bretter und die Bewegung gewöhnen“, sagt die 48-Jährige aus Neuland. „Ich kannte diese Bilder aus Kalifornien von Surfern, die ihre Hunde mit aufs Brett nahmen. Da kam mir die Idee, dass das doch auch beim Stand-up-Paddling funktionieren müsste“, so Philipp Heindl.
Eine großartige Gehorsams-Übung für den Hund
Heindl zog mit Geschäftspartnern 2010 den ersten SUP Club hoch, inzwischen betreiben er und seine Partner in Hamburg, Stade, Buxtehude, am Chiemsee und in Starnberg ihre Clubs. In einer „Bierlaune kamen wir auf die Idee, Yoga auf den Boards anzubieten“, so der Unternehmer. Die Kurse seien der Renner gewesen. 2013 entstand die Idee, Kurse für Menschen zu geben, die mit ihrem Hund aufs Wasser wollen. Und auch mit dieser Idee trafen Heindl und seine Mitstreiter den Nerv der Zeit. Zwei Kurse pro Saison bieten sie mit Franzi Hagedorn als Coach in Stade an – bei Bedarf ist das Angebot erweiterbar.
Die Hunde machen die Trockenübungen fein mit. Dann wird es ernst. Das erste Board wird zu Wasser gelassen. „Für den Hund“, erklärt Coach Franzi, „ist dieser Sport eine großartige Gehorsams-Übung. Und gerade an so warmen Tagen wie Heute ist es auf dem Wasser sehr angenehm für Hunde. Und Trinkwasser ist immer dabei.“ Mit Leckerchen, Zuspruch und Franzis Unterstützung gelingt es schließlich allen Kursteilnehmern, ihre skeptischen Vierbeiner auf die Paddling-Boards zu locken. Als Letzte besteigt auch Franzi mit ihrer Hündin Bonni das Board. Dann geht es raus auf den Burggraben. Carlos trägt eine Schwimmweste – nur zur Sicherheit. Doch weder Vier- noch Zweibeiner landen heute im Burggraben.
Auf der Alster griffen Schwäne die Paddler an
Zum Dog SUP eignen sich Kunststoff Boards mit einer geriffelten Oberfläche, damit die Vierbeiner nicht ins Rutschen kommen. „Wir haben spezielle Boards, die wir für unsere Kurse nutzen und auch an Hundebesitzer verleihen, die kein eigenes Board haben“, sagt Heindl. Seit 2016 bieten die SUP Clubs diese Schnupperkurse in Stade an. Ursprünglich starteten Philipp Heindl und seine Geschäftspartner ihr Angebot in Hamburg, aber dort hatten sich, so Heindl, Anwohner über das Gebell beschwert. Die Stadt Stade war sofort begeistert von der Idee. Heindl konnte sich mit seinem Club im Holzhafen niederlassen. „Auf der Alster war auch zu viel Verkehr. Gerade für Anfänger ist es nicht schön, wenn dir gleich so ein Achter-Ruderer oder eine Barkasse entgegen kommen“, so Franzi Hagedorn. Und manche Alsterschwäne seien nicht von dieser Sportart begeistert gewesen und hätten Paddler angegriffen. Da ist es auf dem Stader Burggraben doch recht besinnlich.
Nach 40 Minuten kommen die ersten Stand-up-Paddler mit ihren Hunden zurück zum Steg im Holzhafen. „Carlos war super. Das einzige Problem waren die Enten. Denen wäre er am liebsten hinterher gesprungen“, schildert Liza Kaack ihren Erstversuch. Ihre Entscheidung ist gefallen: Ein eigenes Board wird angeschafft und dann geht es in Hamburg mit Carlos auf die Kanäle.
Die zweijährige Hündin Gin und der Schäferhund-Mix Findus haben den Ausflug auf den wackeligen Brettern auf den Burggraben mit ihren Menschen Merle Hofbauer und Carolin Hoffmann – beide aus Hamburg – ebenfalls gut überstanden. Der Sprung vom Board zurück auf den Steg gelingt allen Vierbeinern des heutigen Schnupperkurses ausgezeichnet. „Findus war schon etwas angespannt auf dem Wasser“, sagt Carolin Hoffmann. Aber das mag auch daran liegen, dass Findus all die anderen Hunde nicht kennt. So viele unbekannte Artgenossen sind ja eigentlich schon Aufregung genug.