Lüneburg. Alumni der Lüneburger Leuphana-Universität initiieren kleinen Wald im Wohngebiet. Im Herbst startet die Pflanzung
Noch ist es ein Stück grüner Rasen – besser gesagt: brauner Rasen. Doch im Herbst soll hier, direkt neben einem Mehrparteienhaus, ein kleiner Wald stehen. Ganze 100 Quadratmeter groß wird er sein, der „Tiny Forest“. Finanziert wird er von einem Verein ehemaliger Studierender der Leuphana Universität Lüneburg.
„Das Konzept stammt von dem japanischen Botaniker Akira Miyawaki“, sagt Karina Hellmann. „Die Idee ist, mehr Natur und mehr Grün im urbanen Raum zu schaffen.“ Die 48-Jährige gehört zum Kernteam des rund 400 Mitglieder großen Vereins 23grad Netzwerk Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften e.V. und bringt den Tiny Forest gemeinsam mit Maria Karnagel, Thorben Marquardt und Jana Schultz auf den Weg. Alle haben in Lüneburg studiert, fast alle leben noch immer in ihren Studienstadt.
Den ersten Quadratmeter Boden haben die Aktiven gerade ausgetauscht
Maria Karnagel, 32, ist Betriebswirtin, arbeitet als Klimaschutzmanagerin im Haus kirchlicher Dienste in Hannover, lebt in Lüneburg und engagiert sich ebenfalls im Verein 23grad. „Der Boden wird zunächst rund einen Meter tief ausgekoffert, aufgelockert und aufgewertet“, erklärt sie. Und das funktioniert so: Der Boden wird mit Mikroorganismen, Mykorrhiza-Pilzen, Pflanzenkohle, Lehm, organischem Kompost und Gesteinsmehl durchmischt.
Den ersten Quadratmeter Boden als Testfläche haben die Aktiven gerade ausgetauscht. Nach und nach wird im Laufe des Spätsommers und Herbstes dann der gesamte Boden ausgewechselt und mit Nährstoffen angereichert werden. Im Herbst dann wird gepflanzt: fünf heimische Pflanzen pro Quadratmeter, und zwar Stauden, Sträucher und Gehölze.
Die Kosten für Pflanzen und Boden trägt der Verein: rund 15.000 Euro
Das Grundstück an der Ecke Auf der Höhe und Ringstraße stellt die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft (LüWoBau) zur Verfügung. „Ein kleiner Schritt zu mehr Grün in unserem Quartier“, sagt Geschäftsführerin Heiderose Schäfke. „Auch ein langer Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Die LüWoBau unterstützt dieses Projekt gern. Anstatt Rasen haben wir nun den ersten Tiny Forest in Lüneburg.“ In der Ringstraße gebe es bereits Mieter, die sich um einen Blühstreifen kümmern. „Deshalb passt der Miniwald besonders gut an diese Stelle.“
Die Kosten für Pflanzen und Boden trägt der Verein: rund 15.000 Euro. „Wir wollen ein Zeichen setzen, haben durch ausgefallene Veranstaltungen in den vergangenen Jahren Geld übrig und leisten uns das jetzt einfach mal“, sagt Maria Karnagel.
„Cross your mindmap – unterwegs gegen den Strich“
Im ersten Jahr wird noch eine regelmäßige Gräserkontrolle durchgeführt und gewässert, anschließend wird die Fläche sich selbst überlassen. „Nach zwei bis drei Jahren steht hier ein richtiger kleiner Wald“, sagt Maria Karnagel. „Es wird massiv Humus aufgebaut, der CO2-Speicher wird über die Bäume und den Boden beachtlich sein. Es entsteht ein gesundes, widerstandsfähiges Ökosystem.“ Gepflanzt werde eine grüne Mischung Lüneburger Ureinwohner, sagt Karnagel mit einem Zwinkern, „zumindest Gewächse, die in unseren Breitengraden weit länger heimisch sind als wir“. Auf der Liste stehen Erle, Eiche, Esche, Ulme, Hainbuche, Hartriegel, Holunder, Hasel, Heckenkirsche, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Lerchensporn, Lungenkraut, Leinkraut, Hahnenfuß, Taubnessel, Knoblauchsrauke und Schafgarbe.
Wer Lust hat, beim Austausch des Bodens am 10. und 11. September und/oder der Pflanzung am 22. Oktober mitzuhelfen, kann sich melden bei Jana Schultz per E-Mail unter jana.schultz@23grad.de. Gern steht das Team auch für Veranstaltungen zum Beispiel mit Schulklassen zur Verfügung. Das Projekt „Tiny Forest“ ist außerdem ein Thema der Gruppenausstellung „Cross your mindmap – unterwegs gegen den Strich“, die noch bis zum 28. August in der KulturBäckerei Lüneburg läuft.