Landkreis Harburg. Roger Grewe hat den Kreis als Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes geprägt. Was von seiner Arbeit bleibt und wer nun folgt
Menschen in Notlagen helfen und Unterstützung bieten – dafür steht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Organisation. In den vergangenen 20 Jahren hat Roger Grewe dieser Mission im Landkreis Harburg ein Gesicht und eine Stimme gegeben.
Jetzt hat sich der 65-Jährige in den Ruhestand verabschiedet. Sein Amt übergab Grewe zum 1. Juli 2022 an Thomas Grambow. Dem DRK bleibt der „Vollblut-Rotkreuzler“ Grewe aber in zwei Funktionen erhalten.
Große Abschiedsfeier für Grewe in der Burg Seevetal
Den offiziellen Abschied des langjährigen Kreisgeschäftsführers feierten DRK-Mitglieder, Mitstreiter, Vertreter anderer Wohlfahrtsverbände und der Verwaltungen sowie Politiker wie die Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler (SPD) am gestrigen Mittwoch in der Burg Seevetal.
Auf die angekündigte, persönliche Ansprache von Landrat Rainer Rempe musste Grewe allerdings verzichten. Rempe saß nach einer überstandenen Corona-Erkrankung noch in der Quarantäne fest. Stellvertretend bedankte sich Harburgs Erster Kreisrat Kai Uffelmann – selbst Mitglied im Präsidium des DRK-Kreisverbandes – bei Grewe für sein Engagement für die Menschen im Landkreis Harburg. Grewe sei „ein Problemlöser und geschickter Organisator, der Menschen für eine Sache begeistern kann.“
Grewe nahm sich viel Redezeit, hatte aber auch viel zu erzählen
Auch Norbert Böttcher, Präsident des DRK-Kreisverbandes, richtete dankende Worte an Grewe: „Du warst stets perfekt vorbereitet, immer fundiert.“ Mit einem Augenzwinkern wies Böttcher darauf hin, dass Grewe „98 Prozent der Redezeit“ für sich beansprucht habe, für ihn als Präsidenten seien gerade noch zwei Prozent geblieben. Dass Grewe „manchmal zu viel redet“ war auch in weiteren Redebeiträgen in der Burg Seevetal zu hören. Grewes Konter auf der Bühne: „Nach all der Zeit habe ich eben viel zu sagen!“
Als Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Harburg-Land mit 33 Ortsverbänden war Roger Grewe dafür verantwortlich, dass Hilfsangebote genau dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Mittlerweile 1500 Mitarbeiter galt es dafür zu koordinieren.
Ins Berufsleben startete der Neu-Rentner einst in der Hotellerie
Dass der gebürtige Göttinger einmal einen wichtigen Posten einer sozialen Einrichtung bekleiden würde, war alles andere als selbstverständlich. Ins Berufsleben startete Grewe in der Hotellerie und arbeitete zunächst als Koch. Viele Stationen später übernahm er die Wirtschaftsküche eines Krankenhauses – und machte auf Basis eines nachgeschobenen BWL-Studium den Quereinstieg als Geschäftsführer eines Privatkrankenhauses in Scharnebeck im Landkreis Lüneburg. Vor 20 Jahren holte Kreis-Präsident Böttcher ihn dann als Geschäftsführer zum DRK.
Bilanz in Zahlen: Mehr Mitarbeiter und starker Krippenausbau
Den Harburger Kreisverband hat Grewe nach DRK-Angaben in seiner Amtszeit deutlich ausgebaut. Das betreffe alle Abteilungen – also Rettungsdienst, Kinderbetreuung, Pflege, Ausbildung, Ehrenamt und Verwaltung. Konkret heißt das: Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg seit Anfang der 2000er-Jahre von 370 auf rund 1500, die Zahl der Kitas wurde auf 41 Einrichtungen annähernd verdoppelt. Die Zahl der Krippen ist von sieben auf 62 gewachsen.
Als Grewes wichtigstes Projekt gilt das DRK-Zentrum „Haus am Steinberg“ in Hanstedt. Für sein seinerzeit bundesweit einmaliges Konzept einer generationenübergreifenden Einrichtung habe Grewe mit Herzblut auch gegen Widerstände für die Umsetzung gekämpft, heißt es vom DRK. Im „Haus am Steinberg“ kommen Seniorenhausgemeinschaften mit Wohnungen des Betreuten Wohnens und einer integrierten Kita zusammen.
Roger Grewe war auch federführend bei der Gründung der drei Tochtergesellschaften: DRK Harburg-Land Servicegesellschaft, DRK Harburg-Land Pflege und DRK Harburg-Land Ambulante Dienste. Für diese Unternehmen fungierte er ebenfalls als Geschäftsführer.
Roger Grewe bleibt dem Deutschen Roten Kreuz treu
Für die Servicegesellschaft bleibt Grewe dem DRK als Mitgeschäftsführer erhalten, auch als Ehrenamtlicher im Ortsverein Salzhausen/Putensen ist er weiterhin tätig. „Ich mache an der Basis weiter“, so Grewe.
Was der 65-Jährige bedauert: Er konnte nicht wie geplant einen engen Kontakt zu all seinen Mitarbeitern halten. „Es ist mir eigentlich ein Anliegen, mit allen Menschen auf Augenhöhe zu arbeiten.“ Bei fast 1500 Beschäftigten habe er dieses Vorhaben nicht immer wie geplant in die Tat umsetzen können.
Der Abschied von seinen bisherigen Aufgaben fiel Roger Grewe sichtlich schwer. In der Burg Seevetal verdrückte der scheidende DRK-Chef eine Träne auf der Bühne, als Pianist David Harrington für ihn ein Udo-Jürgens-Lied anstimmte.
Wichtiger Tipp für Nachfolger Thomas Grambow
Mittlerweile hat Thomas Grambow, Jahrgang 1963, den Posten des Kreisgeschäftsführers übernommen. Grambow blickt auf viele Jahre ehrenamtliches Engagements im DRK-Ortsverein Neu Wulmstorf zurück. Der gebürtige Hamburger und Politiker war lange Jahre stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Neu Wulmstorf und SPD-Kreisparteichef.
Roger Grewes Tipp für seinen Nachfolger: „Die Mitarbeiter sind das wichtigste, 80 Prozent hängt an ihnen.“ Im sozialen Bereich gebe es keine Waren und keinen Handel, sondern nur die Menschen. „Die Mitarbeiter zu pflegen, zu halten, zu finden und auszubilden, darum geht es“, sagte Roger Grewe – und ging.
Info: Das ist der DRK-Kreisverband Harburg-Land
Der Kreisverband Harburg-Land des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat seinen Hauptsitz in Winsen. Er ist einer von 47 DRK-Kreisverbänden in Niedersachsen. Dem Kreisverband gehören DRK-Ortsvereine mit insgesamt rund 7500 Mitgliedern an. Mit fast 1500 Beschäftigten gehört der DRK-Kreisverband Harburg-Land zu den größten Arbeitgebern und Ausbildungsstätten im Landkreis.
Außerdem ist er Träger von 41 Kindertagesstätten und 62 Krippen. Der Verband betreibt zudem das „Haus am Steinberg“ in Hanstedt mit unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen, Betreutem Wohnen und einer Kita. Die Tochtergesellschaft DRK Harburg-Land Ambulante Dienste ist für ambulante Pflege, hauswirtschaftliche Betreuung und Senioren-Tagespflege zuständig