Lüneburg. Integriertes Stadtentwicklungskonzept startet in entscheidende Phase. Projektleiter Tobias Neumann erklärt die Pläne

Welche Ziele verfolgt die Hansestadt Lüneburg, um sich zu einer zukunftsfähigen und lebenswerten Stadt weiterzuentwickeln? Wo kann die Stadt grüner werden, wo kann sie noch wachsen, wie können sich Lüneburgerinnen und Lüneburger künftig noch schneller und sicherer zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV fortbewegen? Und wie kann die Stadt noch attraktiver werden für Wirtschaft, für Kultur, für Jugendliche und Senioren? Fragen, auf die ein neues „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ (ISEK) erste Antworten geben und Lösungsvorschläge erarbeiten soll.

Eine Mammutaufgabe, bei der die ersten beiden Schritte getan sind: Das Leitbild für eine nachhaltige Entwicklung der Hansestadt steht bereits. Es war bereits im Herbst letzten Jahres vom „alten“ Rat der Stadt beschlossen. Jetzt gab der „neue“ Rat grünes Licht für Phase 2: Einstimmig votierten die Ratsmitglieder dafür, unter Beteiligung der Öffentlichkeit und mit Hilfe eines externen Beratungsteams basierend auf dem Leitbild strategische Ziele für ein Lüneburg von morgen zu entwickeln. Wie das aussehen kann, erklärt Tobias Neumann, Projektbeauftragter bei der Hansestadt.

Was ist ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept und wozu braucht man das?

Tobias Neumann Das beschlossene Leitbild beschreibt, wie Lüneburg sich entwickelt möchte, welche Werte und Themen künftig eine besondere Rolle spielen (sollen). „Unser Leitbild“ ist quasi ein gemeinsamer Nenner, auf den sich Politik und Stadtgesellschaft einigen: So wollen wir leben - das ist uns wichtig. In der zweiten Phase ist es entscheidend, dass das Konzept die vielfältigen und unterschiedlichen Interessenlagen der Stadt im Blick hat, diese zu einer Gesamtstrategie zusammenführt und konkret wird. Das ISEK muss die abstrakten Ziele des Leitbildes in konkrete Aufgaben und Projekte überführen.

Mit Blick auf den Klimawandel, Wohnraumknappheit oder auf den demografischen Wandel liegen die drängendsten Fragen vielfach auf der Hand. Die Herausforderung ist es, praktikable, bezahlbare und gesellschaftlich akzeptierte Lösungen zu finden.

Kann das ISEK diese Antworten liefern?

Wir können im ISEK keine fertigen Lösungen auf alle Probleme präsentieren. Vielmehr werden dort künftige Aufgaben benannt und Lösungsvorschläge mit konkreten Projekten oder Maßnahmen zusammengetragen. Beispiel Wohnen: Wir können im ISEK aufzeigen, wo es Möglichkeiten des Wachstums in der Stadt gibt. Wir müssen dies aber unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten beurteilen und bewerten, denn es geht auch darum, die wenigen Flächenpotenziale mit anderen Fragestellungen zu kombinieren, zum Beispiel der Bezahlbarkeit, den Folgen für Infrastrukturkosten oder deren Klimaauswirkungen und mit der Frage nach generationengerechtem Wohnen. Gleichzeitig benötigen wir Flächen zur wirtschaftlichen Entwicklung von Unternehmen. Beide Flächenbedürfnisse stehen in Konkurrenz, müssen abgewogen oder zusammengeführt werden.

Und wie kann das Konzept dabei helfen?

Zukunftsfähige Lösungen setzen voraus, dass man Dinge zusammendenkt. Das ist die große Stärke eines solchen themenübergreifenden integrierten Konzeptes.

Das ISEK benennt die Stadtentwicklung für die kommenden 15 Jahre. Es ist aber auch klar, dass wir die Stadt nicht in zehn, fünfzehn Jahren komplett umkrempeln können. Wir entwickeln Lüneburg weiter, müssen aber den Charakter Lüneburgs bewahren, dieser wird insbesondere durch unsere historische Altstadt geprägt. Viele Prozesse laufen ja heute schon, die müssen oft nur noch besser ineinandergreifen und vielleicht auch besser erklärt werden.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Zum Beispiel beim Thema Verkehr: Da haben wir mit dem Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplan (kurz NUMP) bereits ein Konzept in Planung, das uns viele Antworten geben wird, wenn es darum geht, Strategien für die Mobilitätswende in der Region zu entwickeln. Wichtig ist es, im ISEK diese Ergebnisse anzugucken auch mit Blick zum Beispiel auf den demografischen Wandel und das Verkehrsverhalten, um beantworten zu können: Wo brauchen wir welche Angebote? Wie können wir Mobilität besser steuern und dabei auch klimaneutral machen?

Wie geht es jetzt weiter und wie und wann können Lüneburgerinnen und Lüneburger sich in den Prozess einbringen?

Die Verwaltung bereitet aktuell eine europaweite Ausschreibung vor, um ein Beratungsbüro für diesen zwei- bis dreijährigen Prozess zu finden. In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann den Prozess zur Entwicklung des ISEK vorstellen und die Lüneburgerinnen und Lüneburger einladen, sich in unterschiedlichen Formaten mit Ihren Ideen einzubringen. Das werden wir rechtzeitig über die Medien und über unsere verschiedenen städtischen Informationskanäle bekannt machen.