Wennerstorf. Wennerstorfer Windpark wurde mit einer neuer „bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung“ ausgerüstet. Wie sie erkennt, wenn ein Flieger zu nahe kommt.

Der Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen steht derzeit im Fokus der deutschen Energiepolitik. Allein die Leistung der Windkraft an Land soll sich in den kommenden zehn Jahren mehr als verdoppeln. Doch der Bau von immer mehr Rotoren stößt vielerorts auch immer wieder auf Ablehnung: Schallgeräusche oder die Gefährdung von Vögeln und Insekten werden dabei oft als Argument ins Feld geführt. Und auch eine optische Verschandelung der Landschaft wird immer wieder kritisiert: Dazu gehören auch die teils zahlreichen, rot blinkenden Lichter, die Rotoren nachts aussenden, um Flugzeuge zu warnen.

Akzeptanz der Anlagen in der Bevölkerung soll erhöht werden

Daher soll künftig eine sogenannte bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung (BNK) bei allen deutschen Windkraftanlagen eingesetzt werden. So könnte das oft als störend empfundene Dauerleuchten verhindert und die Akzeptanz der Anlagen in der Bevölkerung erhöht werden, so das Kalkül. Die beiden Rotoren im Windpark Wennerstorf II (Samtgemeinde Hollenstedt) sind nun mit dieser neuen Technik ausgerüstet worden. Beide Windräder blinken daher nur noch, wenn sie auch blinken sollen, heißt es bei dem Projektentwickler der Anlage, ABO-Wind. Also nur dann, wann sich wirklich ein Flugzeug oder Hubschrauber dem Windpark gefährlich nähert.

Umsetzung der neuen Warntechnik verlief bisher schleppend

„Wir sind froh, diese für Anwohner und Anwohnerinnen wichtige Verbesserung jetzt umgesetzt zu haben“, sagt dazu Elisabeth Nowak, ABO-Wind-Projektleiterin des Windparks Wennerstorf II. Tatsächlich dürfte Wennerstorf damit so etwas wie eine Vorreiterrolle einnehmen, denn die Umsetzung dieser neuen Warntechnik sei in Deutschland eher schleppend, wie es bei ABO-Wind heißt. Zum einen gebe es Verzögerungen bei der luftfahrttechnischen Zulassung der neuen Nachtkennzeichnung. Zum anderen machten sich auch hier die allgemein beklagten Lieferengpässe bemerkbar. So hatte ABO die neue Nachtkennzeichnung bereits 2018 beantragt.

Für die neue Luftfahrt-Kennzeichnung der Wennerstorfer Anlage griff das Unternehmen auf eine Transponderlösung des Herstellers Lanthan SafeSky zurück. Das System nutze Signale, die in den Flugzeugen eingebaute Transponder sowieso abgeben. Sie werden zusammen mit dem Radarecho ausgesendet und auf Radarschirmen der Flugsicherung dargestellt. Seit 2006 zählt der Transponder zur Pflichtausstattung von motorbetriebenen Flugzeugen.

Transpondersignale von größeren Flugzeugen werden genutzt

Eine auf dem Maschinenhaus einer Windkraftanlage angebrachte Antenne empfängt nun ebenfalls die Transpondersignale und sendet sie zu einem Server, der die roten Warnsignale der Windkraftanlage steuert. Und das eben bedarfsgerecht: In den meisten Nächten werden die Wennerstorfer Rotoren nun dunkel bleiben, vermutet man bei ABO Wind. Denn die Hindernis-Kennzeichnung werde hier meist nur bei kleineren, eher tief fliegenden Luftfahrzeugen wie Polizei- oder Rettungshubschraubern eingeschaltet. Große Passagierflugzeuge hingegen würden bei Wennerstorf meist in ausreichender Höhe fliegen, so dass für sie solche Warnsignale gar nicht nötig seien. Was die Technik eben erkennt.

Vier Windrotoren von 2003 wurden 2019 durch zwei größere ersetzt

ABO-Wind hatte die 2003 in Wennerstorf gebauten vier Windrotoren vor drei Jahren durch zwei leistungsstärkere Anlagen des neuen Typs Nordex N149 ersetzt, die dort seinerzeit bundesweit zum ersten Mal errichtet wurden. Als „Repowering“ bezeichnet man in der Windkraftbranche eine solche Aufrüstung von Windparks mit größeren Anlagen. Betrieben wird der Windpark Wennerstorf aber von der Trianel Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG, die eine solche neue Nachtkennzeichnung auch an weiteren Windpark-Standorten plant.