Munster. Museum in Munster erhält viele Anfragen. Denn dort stehen Panzer, die derzeit in der Ukraine eingesetzt werden.

Immer wieder werden Kleingruppen von Soldaten durch den Ausstellungsraum des Deutschen Panzermuseums Munster im Heidekreis geführt. Mit ernster Miene hören die Uniformierten ihren Ausbildern zu und stellen viele Fragen. An die 100 Militärfahrzeuge vor allem aus Wehrmachts-, NVA- und Bundeswehrbeständen stehen in der zugigen Halle.

Mit Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine sagt Marco Schneider, der mit seiner Frau Julia vor einem alten Panzer steht: „Ich finde es beängstigend, dass die Fahrzeuge wieder in der Nähe zum Einsatz kommen.“ Und: „Es ist eine Situation, wo es überschwappen kann Richtung Nato-Gebiet. Ich habe Respekt davor, wie es weitergehen könnte“, sagt Schneider. Wie er denken derzeit viele.

„Wir sind im traurigen Sinne Kriegsgewinnler.“

Museumsdirektor Ralf Raths berichtet, dass viele Besucher derzeit über den aggressiven russischen Angriff diskutieren. Die Medienanfragen würden sich häufen. „Wir sind im traurigen Sinne Kriegsgewinnler.“ Die Schützenpanzer BMP-1 und -2 und der Kampfpanzer T-72 aus Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR haben im Museum rund 50 Jahre auf dem Buckel. Solche Panzer werden auch im Ukraine-Krieg eingesetzt – vor allem auf der russischen Seite.

Im Vergleich mit westlichen Modellen wie dem Leopard sagt Raths: „Man sieht in der Ukraine, welche Schwäche die T-Panzer haben.“ Dem sowjetischen Panzerbau habe eine andere Sichtweise zugrunde gelegen: „Sie waren schneller gebaut und in größerer Anzahl an die Front geworfen. Einige kamen dann durch“, erzählt der Militärhistoriker.

Fokus auf das Fahrzeug und die Besatzung gelegt

Im Westen habe man schon vor Jahrzehnten den Fokus auf das Fahrzeug und die Besatzung gelegt, um sie so lange wie möglich kampffähig zu halten.

Bedrückend wirkt der Rundgang durch die Halle mit etwa 100 Exponaten die, genau wie das Gelände des größten Panzer-Museums in Deutschland, der Bundeswehr gehören. „Wir dürfen nicht vergessen, sie als Gewaltmaschine zu betrachten und die Menschen nicht vergessen“, sagt Raths über die Ausstellungsobjekte.

"Wer Frieden will, der rede vom Krieg", ein Zitat des deutsxchen Philosophen Walter Benjamin, steht am Eingang des Deutschen Panzermuseums Munster. © dpa | Philipp Schulze

Immer wieder komme es vor, dass besonders jüngere Männer begeistert seien, die Kriegsfahrzeuge „cool“ oder „super“ fänden. Dann erzählt Raths etwa von älteren Frauen, bei denen Panzer-Fahrgeräusche traumatische Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg wecken. „Unsere Mission ist, ehrlich darüber zu reden, dann findet keiner Panzer mehr nur einfach geil“, meint der Museumsdirektor.

Um noch eindringlicher aufzuklären, ist eine multimediale Ausstellung im Museum im Heidekreis geplant. Das 1983 gegründete Haus wird von der Bundeswehr und der Stadt Munster getragen und soll mit mehr als 19 Millionen Euro aus Bundesmitteln demnächst renoviert werden. „Im Moment ist das Museum schlecht, nur ein begehbares Panzerquartett“, findet Raths, der auf Youtube sehr präsent ist. In der Zukunft soll die grausame Realität des Panzerkampfes besser dargestellt werden - als Gegenargument zu heroischen Erzählungen vom Krieg.

Der Krieg um die Ukraine ist für Raths noch nicht entschieden. „Keiner kann sagen, wie das ausgeht. Material haben beide Seiten genug“, sagt er. Eine Frage sei, wie lange die Ukraine durchhalten werde und ob Russland langfristig den längeren Atem habe.