Lüneburg. Ausstellung in der Kunsthalle Lüneburg präsentiert das imposante Werk des Hamburger Fotografen Volker Hinz, der Stars ganz nah kam.
Der Hamburger Fotograf Volker Hinz lichtete die Großen und Berühmten ab, aus der Politik, aus dem Sport, aus der Kultur- und Musikbranche. Besonders bekannt sind wohl seine Aufnahmen von Muhammad Ali. Sie zeigen den Weltmeister beim Training, aber auch beim Nickerchen am Schreibtisch, im Auto, beim Beten und Rumalbern mit seiner kleinen Tochter. Welcher Fotograf konnte der Boxikone jemals näherkommen? Hinz durfte den privaten Muhammad Ali scheinbar kennenlernen. Eine Fotografie von 1984, in Santa Monica aufgenommen, zeigt beide zusammen, scherzhaft, mit Grimassen und erhobenen Fäusten.
Doch es waren eben nicht nur die Stars, denen Hinz, der 2019 verstarb, Aufmerksamkeit geschenkt hat. Er maß auch den Details Bedeutung bei – zufälligen Momenten aus dem Alltag, Abstrusitäten, Begegnungen. Das macht die Ausstellung „Hello. Again.“ deutlich, die Sonnabendabend in der Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg eröffnet und bis zum 10. Juli zu sehen ist. Rund 200 Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbprints werden hier ausgestellt.
Volker Hinz nimmt zahlreiche Bilder in den USA auf
Im oberen Bereich hat man sich auf die Porträtserien konzentriert, unten teilt sich die Schau in zwei Bereiche: Hier hängen Hinz´ Fotografien aus dem berüchtigten New Yorker Club Area und Bilder der Serie „American Tableau“, die erstmalig gezeigt werden. Die Aufnahmen entstanden beiläufig während seiner zahlreichen Reisen in den USA.
Hinz hatte nach seiner Bundeswehrzeit angefangen zu fotografieren, er entwickelte die Bilder, die er abends in Musikclubs aufnahm, in seinem Badezimmer. Tagsüber arbeitete er im Flugzeugbau. Denn eigentlich hatte der Blankeneser eine Lehre als Elektronikmechaniker gemacht. Doch schon bald kann er auch mit seinen Bildern Geld verdienen. Und auch sein großer Traum geht in Erfüllung: Von 1978 bis 1986 ist er für die Zeitschrift Stern in den Vereinigten Staaten tätig. Zahlreiche große Reportagen entstehen, aber ebenfalls viele Bilder, die Hinz nebenbei aufnimmt.
Henriette Väth-Hinz, die Ehefrau des Fotografen, hat auch die Schnappschüsse von seinem Handy entwickelt und eine Collage produziert, die nun in Lüneburg zu sehen ist. Auch einen Faltenwurf in der Bettdecke habe ihr Mann fotografisch festgehalten, schreibt sie im Ausstellungskatalog. Väth-Hinz war es auch, die Bilder für die Ausstellung auswählte. Der Hamburger Fotograf und Fotojournalist hinterließ ein umfangreiches Archiv in Billstedt. In Lüneburg ist eine Nachbildung zu sehen.
Hinz macht Fotos im legendären Nachtclub Area in Manhattan
Seine Bilder sortierte Hinz nach Jahreszahlen und bestimmten Merkmalen. Einen großen Teil seiner Werke verwahrt jetzt die Bayerische Staatsbibliothek im Stern-Fotoarchiv, die „Area“-Bilder hat seine Ehefrau behalten.
Wer sich einmal mit Clubkultur auseinandersetzt hat, weiß um den legendären und sagenumwobenen Nachtclub Area, der lediglich vier Jahre lang in der Hudson Street in Manhattan geöffnet hatte, zwischen 1983 und 1987. Künstler und Promis gingen hier ein und aus, man verkleidete sich zu Mottos, feierte die Freiheit. Alle sechs Wochen wurde die Location umgestaltet. Kunst wurde hier präsentiert, Performances fanden statt. Und Hinz war dabei, spürte besondere Momente mit seiner Kamera auf.
Warum durfte er das?, fragt man sich als Betrachter. Seine Fotografien zeigen Grace Jones in Lack und Leder, Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat, zwei barbusige Damen beim Nachstellen eines Plattencovers. Auch hier im Club gewährte man ihm intime Einblicke. Vielleicht lag es ja an seiner Einstellung, die im Ausstellungskatalog aufgegriffen wird. Hinz habe gesagt: „Obgleich im Auftrag unterwegs, fotografiere ich immer so, als würde ich nur für mich arbeiten.“
Volker Hinz: „Hello. Again.“, Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg in der KulturBäckerei, Dorette-von-Stern-Str. 2, Ausstellung bis 10. Juli, Eintritt frei