Bendestorf. Sammlung Sobottka wird in Bendestorf zu sehen sein. Richtfest für imposanten, historischen Bau. Café und Terrasse geplant
Das Porzellan- und Haushaltsfachgeschäft Sobottka in Harburgs Innenstadt, am Lüneburger Tor 6-10, war eine Institution. Porzellanliebhaber konnten sich hier sattsehen – alle europäischen Manufakturen waren vertreten, von Royal Kopenhagen bis Wedgewood. 1998 schloss das Geschäft, das Margot und Horst Sobottka 28 Jahre lang führten. WMF übernahm, danach stand das Gebäude, in dem heute unter anderem ein Fitnesscenter untergebracht ist, lange leer.
Nun sollen die wertvollen Stücke, die das Ehepaar Sobottka sammelte, wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ende des Jahres soll der Bau des neuen Porzellanmuseums in Bendestorf abgeschlossen sein, am vergangenen Freitag wurde in dem imposanten Bau bereits Richtfest gefeiert. Zwei weitere Gebäude sollen auf dem Grundstück folgen: ein Café mit großzügiger Terrasse und ein Wirtschaftsgebäude für die Verwaltung des Museums. Die Bäume geben die genauen Standorte vor – denn die Bauherrin, Margot Sobottka, ist eine Baumliebhaberin.
Zwei historische Häuser finden in Bendestorf zusammen
„Die Zeichnung war wie ein Roman, auf jedes Strichlein kam es an“, hieß es im Richtspruch vom Zimmereibetrieb. Und man kann sich nur zu gut vorstellen, welch großen Aufwand es gekostet hat, das Museumsgebäude zu errichten. Gleich zwei historische Häuser finden hier zusammen: ein sogenanntes Zweiständerhaus von 1790 aus Osterholz-Scharmbeck und ein weiteres Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das bei Rotenburg stand. Tassilo Turner, Spezialist für die Restaurierung und den Wiederaufbau von altem Fachwerk, hatte beide Niedersachsenhäuser schon vor mehr als zehn Jahren abgebaut und eingelagert. Bei dem Zweiständerhaus habe es sich um eine Notbergung gehandelt. Die Ruine hatte kein Dach mehr und das Innenleben sei nicht mehr zu erhalten gewesen. Für das Innere kam in Bendestorf deswegen ein zweites Haus zum Einsatz.
In Letzterem lebten noch Mensch und Tier unter einem Dach, das Haus diente zum Wohnen und Arbeiten. Darauf weisen etwa die Löcher in den Balken hin, in denen einmal Holznägel steckten, wie Turner erklärt, zwischen denen Wolle gesponnen wurde.
Erdgeschoss und das neue Obergeschoss trennt eine Massivholzdecke
Das alte Tragwerk mit den neuen Elementen zu verbinden, sei eine besonders große Herausforderung gewesen, blickt Architekt Michael Hampe auf die vergangenen Bauphasen zurück. In dem Gebäude wurde ein Fahrstuhl installiert, der das Museum barrierefrei machen soll. Außerdem trennt Erdgeschoss und das neue Obergeschoss eine Massivholzdecke. Diese sei heutzutage ein Luxusobjekt, sagt Hampe, man habe sich aus ökologischen Aspekten für sie entschieden.
Eine Besonderheit ist wohl auch der riesige Keller, der wesentlich größer ist als das Erdgeschoss. Er soll zu Teilen als Depot für die Porzellansammlung des Ehepaars Sobottka dienen. Sehr beeindruckend seien zwei große Porzellanleuchter, die ausgestellt werden, sehr filigran und schützenswert. „Margot Sobottka möchte ihre besondere Sammlung der Nachwelt hinterlassen – das finde ich sehr beeindruckend“, sagt Hampe.
Auf insgesamt 700 Quadratmetern sollen wechselnde Ausstellungen zu sehen sein und das obere Geschoss soll mit seinen 110 Quadratmetern als Veranstaltungsraum dienen. Noch eine Besonderheit: Oben soll ein Brennofen aufgebaut werden, sodass Schulklassen selbst Porzellan brennen können.
„Horst hätte sich sehr darüber gefreut.“
Sie wisse nicht, ob sie das Museumsprojekt angegangen wäre, wenn sie geahnt hätte, wie viel Zeit und Geld es in Anspruch nehmen würde, sagt Margot Sobottka. 2013 hatte das Ehepaar die Idee, erst 2017 war jedoch – ein Jahr nach dem Tod von Horst Sobottka – das passende Gelände gefunden. Im August 2021 stand schließlich auch ein rechtskräftiger Bebauungsplan. Ganz zu Anfang hatte das Ehepaar vor, das Museum auf dem eigenen Grundstück, ebenfalls an der Jesteburger Chaussee, zu errichten. Dieser Plan scheiterte an umweltrechtlichen Bestimmungen. Nun kann das Porzellanmuseum Realität werden. Sie freue sich sehr, sagt Margot Sobottka, wenngleich es sie traurig mache, dass ihr Mann dies nicht mehr erleben kann: „Er hätte sich sehr darüber gefreut.“