Buchholz. Frederik Foert stellt seine Collagen beim Buchholzer Kunstverein aus – und zieht humorvolle Vergleiche
Der Künstler Frederik Foert schafft es, dass man den Ausstellungsraum des Buchholzer Kunstvereins mit einem Lächeln verlässt. Obwohl: Eigentlich möchte man gar nicht mehr gehen. So wunderbar leichtfüßig kommen seine Collagen aus Alltagsgegenständen daher, dreidimensional oder zweidimensional, und ermöglichen einen prompten Zugang, auch demjenigen, der kein Kunstkenner oder -liebhaber ist. Schließlich werden seine Kunstobjekte erst durch den Betrachter und seine Assoziationen lebendig.
„Augen wie Cocktailkirschen“ heißt die Ausstellung, die noch bis Ende kommender Woche in den Räumlichkeiten in der Kirchenstraße 6 in Buchholz zu sehen ist.
Was aus alten Telefonen und Billardqueues werden kann
Foert, der in Bamberg aufwuchs, mittlerweile in Berlin, Wien und Peking lebt und bereits in zahlreichen Berliner Galerien, auch zur Berlin Art Week, ausstellte, zeigt in Buchholz etwa einen alten Telefonhörer, den er zum Salz- und Pfefferstreuer umgewandelt hat. Ein Objekt aus Billardqueues und einer Bowlingkugel hat er „Sputnik“ getauft – und es erinnert in seiner Form auch tatsächlich an den ersten künstlichen Erdsatelliten. Zu sehen ist außerdem seine Serie „2 Bilder ein Gedanke“, in der Foert beispielsweise Türkischen Honig mit Terrazzoboden vergleicht oder sein „Allegorisches Gemälde mit Leberwurst“.
Der Künstler scheint alles zu sammeln, was nicht niet- und nagelfest ist, um die gefundenen Gegenstände – ob Banknoten oder Waschbecken – dann einer neuen Bedeutung zuzuführen. Was er hingegen nicht mitnehmen kann, wird fotografiert oder gefilmt. Die Arbeiten, die er entstehen lässt, bestechen nicht nur durch einen feinsinnigen Humor. Bei Foert haben die Dinge auch alle denselben Rang, es scheint keine wichtigen oder weniger wichtigen zu geben.
Ein bisschen kurios geht es dabei immer zu
So verliert der Geldschein etwa seine Macht, weil Foert die auf ihm abgebildete Landschaft mithilfe von Sprechblasen zum Leben erweckt hat. Der Wert der Geldnote rückt dabei in den Hintergrund.
Ein bisschen kurios ist es dabei immer. Gleich vorn begegnen dem Besucher zig Zollstöcke, fein säuberlich in einem Schaukasten drapiert, „Dreimal Achtzig Meter“ heißt die Arbeit. Die Zollstock-Sammlung stammt von einem Tischler. Wer sich jetzt fragt, wie man auf die Idee kommen kann, Zollstöcke zu sammeln, wird sich wundern: Es gibt in Deutschland tatsächlich einen eigenen Verein, eine Hymne und einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde zur längsten Zollstockkette. Foert hat es aber auch auf die Schriftzüge auf den Zollstöcken abgesehen.
Auf den zweiten Blick wird deutlich: Foerts Arbeiten haben es in sich – und der Künstler muss es faustdick hinter den Ohren haben. Denn nicht selten nimmt er mit seinen Werken Bezug auf die Kunstgeschichte. Nicht zufällig erinnert das schon genannte Waschbecken an das wohl bekannteste Readymade aller Zeiten, an Marcel Duchamps Pissoir. Foert hat auf dem Waschbecken einen Fahrradlenker installiert, der wiederum Pablo Picassos Stierkopf in Erinnerung ruft. Er zitiert also gleich zwei bedeutende Künstler in einer Arbeit: „Wash & Go für Duchamp und Picasso“ heißt die Collage.
Am schärfsten aber ist der Vergleich, den Foert mit einer Videoarbeit eröffnet, die ebenfalls in der aktuellen Schau zu sehen ist. Aus einer Hinterhofwohnung hat er mit seinem Handy das Geschehen bei einem Karnevalsumzug in einer deutschen Kleinstadt festgehalten. „Die fünfte Jahreszeit nach Pieter Bruegel d. Ä.“ heißt der Kurzfilm. Bei dem Maler der Niederländischen Renaissance hieß die fünfte Jahreszeit übrigens „Die Jäger im Schnee“. Den Vergleich, den Foert in Buchholz bietet, muss aber jeder selbst sehen – um dann die Ausstellungsräume aufgeheitert zu verlassen.
„Augen wie Cocktailkirschen“, Ausstellung bis 27. März im Buchholzer Kunstverein, Kirchenstraße 6. Öffnungszeiten: Di bis Fr 16 bis 18 Uhr sowie Sa und So 11 bis 17 Uhr, Eintritt frei