Landkreis Harburg . Am Donnerstag endet im Landkreis Harburg die Winterruhe. „Es wird höchste Zeit“, sagen Veranstalter
Seit Mittwoch dürfen Veranstalter im Landkreis Harburg wieder hoffen: Ein Ende der Winterruhe ist in Sicht. Nach den Bund-Länder-Beratungen kündigte Niedersachsen Lockerungen an. Sollten diese tatsächlich mit einer neuen Verordnung am 23. Februar in Kraft treten, könnten ab Donnerstag wieder größere Veranstaltungen stattfinden. Einerseits wären dann wieder mehr als 500 Besucherinnen und Besucher erlaubt und andererseits würde die bisher geltende Abstandsregel unter Einhaltung von 2G wegfallen, solange das Publikum sitzt und FFP2-Masken trägt.
„Die Freude ist sehr groß, dass wir ab dem 24. wieder richtig – und das bedeutet vor allem auch ohne Abstände – loslegen können“, sagt Onne Hennecke, Geschäftsführer der Buchholzer Empore. Denn vor allem der Abstand war vielen Veranstaltern ein Dorn im Auge, schließlich ließen es Raumkapazitäten mancherorts nicht zu, auch Veranstaltungen mit bis zu 500 Gästen stattfinden zu lassen. Das Land will nun stufenweise lockern: Ab dem 4. März könnte für Sitzende sogar die FFP2-Maske wegfallen.
Längst überfällige Wiedergutmachung
Von einer längst überfälligen Wiedergutmachung spricht Hennecke. Denn in den vergangenen zwei Monaten musste er 20 Veranstaltungen absagen. 19 konnten stattfinden – weil sie von vornherein kleiner geplant waren, oder weil die Empore die Chance hatte, die gleiche Veranstaltung zweimal vor kleinerem Publikum zu zeigen. Letzteres hieß auch, dass zwei Gagen gestemmt werden mussten. „Oft übersteigen die Kosten für zwei Veranstaltungen die Erlöse“, sagt Hennecke. Und oft sei eine zweite Aufführung auch zeitlich nicht drin gewesen. Ein Auftritt des Ohnsorg Theaters etwa wurde komplett abgesagt, weil der Tourplan keine kurzfristige Umplanung zuließ. Und man wollte in Buchholz nicht Roulette spielen, um zu entscheiden, wer von den Ticketkäufern nun kommen darf und wer nicht.
Es habe ihn sehr geärgert, dass die Winterruhe gleich zweimal verlängert wurde, betont Hennecke. Schließlich habe in umliegenden Bundesländern, wie Hamburg, keine Winterruhe gegolten. Und auf Nachfragen beim Land, nach dem Sinn der besonders harten Einschränkungen für Theater, habe er keine Antwort erhalten: „Für mich hat das einen Geruch von Willkür, wie mit der Kultur in Niedersachsen nach Weihnachten umgegangen wurde.“ Die Empore habe schließlich auch den öffentlichen Auftrag, Kultur zu präsentieren, so Hennecke weiter. Zwar seien, schätzt er, auch um die 200.000 Euro Umsätze verloren gegangen, aber dadurch käme das von der Stadt bezuschusste Haus nicht in Schieflage. Schlimmer sei es erneut den Künstlern ergangen, insbesondere den weniger bekannten, Orchestermusikern beispielsweise und nicht zuletzt lokalen Kulturvereinen.
„Voller Freude und Spiellust“
Das Theater Lüneburg hatte schon im Dezember, als die Weihnachtsruhe zum ersten Mal in die Verlängerung ging, angekündigt, den kompletten Spielbetrieb auszusetzen, um nicht weiter ins Minus zu rutschen. „Wir freuen uns über die Öffnungen, die uns dann nach Ostern hoffentlich einen weitestgehend normalen Spielbetrieb bescheren werden“, meldet das Theater nun auf Abendblatt-Anfrage. Nach einer tariflich festgelegten Osterpause, starte man „voller Freude und Spiellust im vollen Umfang.“
Am Stadeum konnten, wie in Buchholz, immerhin kleinere Veranstaltungen während der vergangenen zwei Monate stattfinden. „Die gute Nachricht ist ja, dass wir die Winterruhe überhaupt überstanden haben“, sagt Intendantin Silvia Stolz. Auch in Stade mussten größere Events verschoben werden, gerade die also, die wirtschaftlich interessant gewesen wären. „Wir haben beim Publikum auch gemerkt, dass eine gewisse Entwöhnung eintritt“, berichtet Stolz: Es sei vorsichtiger im Kartenkauf. Dies könne sie auch verstehen, sagt Stolz, das Hin und Her sei von außen nur schlecht nachzuvollziehen.
Die vergangenen zwei Monate seien für das Stadeum eine wirtschaftlich schwierige Zeit gewesen. Für die kurzfristigen Umplanungen und die Kontrollen am Einlass wurde sogar mehr Personal benötigt, berichtet Stolz. Der Aufwand für die kleinen Veranstaltungen sei hoch gewesen – aber das Publikum dafür dankbar. Sorgen bereitet ihr unter anderem der Bereich Technik, hier stehe ein Wechsel bevor, vermutet sie: Wer wolle schon eine Ausbildung in dem Bereich machen, wenn keine Sicherheit bestehe. Stolz hofft, dass es aber nun bergauf geht. Von der Politik wünscht sie sich eine Form der Planungssicherheit, eine Weichenstellung für den Herbst: „Dass wir als Kulturschaffende nicht wieder die Abonnenten auseinandersetzen müssen, die wir gerade zusammengesetzt haben.“