Winsen. Winsen soll ein einzigartiges Naturbad bekommen, das für Schwimmer und Familien gleichermaßen attraktiv ist. Im Winter können Besucher Eislaufen.

Komplett energieautark soll es sein, inklusionsgerecht und obendrein Biber-sicher. Schon im August soll der Bau des Naturbads im Winsener Eckermannpark (wir berichteten) beginnen – eine bauliche Maßnahme für die Zufahrt über die Hansestraße muss vorgezogen werden. Hierzu gehören auch die erste Erschließung des Geländes sowie der Unterbau für die Pkw-Stellplätze. Im kommenden Jahr muss die Hansestraße als Umleitung freigehalten werden. Grund: Die A 39 wird saniert. Winsener müssen sich also auf eine Teilsperrung der Hansestraße während der Herbstferien einstellen.

Der weitere Bau des spektakulären Bades soll wie geplant im Januar 2023 starten, so dass es im Sommer 2024 eröffnet werden könnte. Angelina Gastvogel, Landschaftsarchitektin bei der Stadtverwaltung, stellte am Dienstagabend im Ausschuss für Kultur, Freizeit, Tourismus und Partnerschaften die Einzelheiten zu Zeitplan und Entwurfsplanung vor. Im Moment warte man insbesondere auf die wasserrechtliche Genehmigung des Landkreises, begann Gastvogel ihre Präsentation, hinsichtlich des einzuholenden Baurechts sei man bereits knapp dran. Sollten die Genehmigungen jedoch bis März da sein, können die Aufträge vergeben werden.

40.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr

Das neue Badgelände auf dem Areal der Landesgartenschau von 2006 soll Entwürfen der Polyplan-Kreikenbaum-Gruppe zufolge eine Wasserfläche von zirka 3600 Quadratmetern bieten. Neben einer Freifläche von 19.500 Quadratmetern ist außerdem die Fläche für ein Gebäude von zirka 400 Quadratmetern geplant. Hiervon sollen wiederum 270 Quadratmeter der Gastronomie gehören. Wie das Abendblatt bereits im vergangenen Jahr berichtete, will man im Rahmen des Bäderbaus auch gleich das gastronomische Angebot Winsens ausweiten.

Rund 40.000 Besucherinnen und Besucher hofft die Stadt jährlich mit der neuen Attraktion anzulocken. Jung und Alt möchte man erreichen und sowohl Freunde des klassischen Bahnenschwimmens als auch Gäste, die sich nach einem besonderen Badeerlebnis sehnen

Aber wie hinkommen? Eine sogenannte Querungsinsel soll Fußgängern das Überqueren der stark befahrenen Hansestraße ermöglichen und Autofahrer bekommen eine Linksabbiegespur. Auch vier E-Ladestationen sind auf dem Gelände geplant, dazu rund 37 Parkplätze, zusätzlich acht für Wohnmobile und 55 weitere Überlaufstellplätze. Drei Zugänge am runden Gebäude ermöglichen Gästen dann den Eintritt in das Bad, das übrigens nur den Arbeitstitel „Naturbad“ trägt. Ein Name sei noch nicht festgelegt worden, sagte Gastvogel bei der Veranstaltung im Marstall, die im Netz übertragen wurde.

Strandanlage im Norden und ein Volleyballplatz

An zwei Zugängen sollen Drehkreuze die Besucherströme managen, am dritten Zugang soll Personal den Einlass regeln. Man wolle die Eintrittspreise so gering wie möglich halten, sagte Gastvogel, deswegen werde die Anzahl der Mitarbeiter an den Türen gering gehalten.

Als Grundlage für Kalkulationen diene aktuell ein Eintrittspreis zwischen drei und vier Euro für Erwachsene und einer bei 1,50 Euro für Kinder und Jugendliche.

Auf dem Gelände angekommen, erwarten den Besucher dann eine Ausstattung aus Holz, eine Strandanlage im Norden und ein Volleyballplatz. Die komplette Wasserfläche soll barrierefrei zugänglich sein, für Rollstuhlfahrer wird es Rampen und andere Hilfsmittel geben. Eine Badeaufsicht soll für die Sicherheit auf dem Gelände sorgen.

Apropos Sicherheit: Das sechsköpfige Projektteam der Stadt Winsen hat auch eine Zaunanlage eingeplant, ursprünglich aus Sicherheitsgründen. „Aus naturschutzrechtlichen Gründen ist die Anlage nun tatsächlich notwendig geworden“, sagte Gastvogel. Denn ein Biber wohne zurzeit auf dem Areal – und der könne sich angezogen fühlen. Im Marstall wurde gelacht. Winsens neues Bad muss also Biber-sicher werden.

So sehen die Planer den Eingang zum Naturbad.
So sehen die Planer den Eingang zum Naturbad. © HA | Stadt Winsen

Auch auf Fledermäuse will man Rücksicht nehmen. Das Beleuchtungskonzept soll dementsprechend angepasst werden. Die Energie für die Leuchtmittel und überhaupt für den Betrieb des gesamten Bades soll mithilfe einer Windkraftanlage und einer Photovoltaikanlage gewonnen werden. Letztere ist auf dem Dach des runden Gebäudes vorgesehen, die Energieerzeugung soll hier zirka 320 Quadratmeter in Anspruch nehmen.

Im Winter soll eine Eisfläche entstehen

Im Winter will die Stadt außerdem für eine Eisfläche zum Schlittschuhfahren sorgen. Hierfür soll eine dreieckige Fläche, die an die Außenterrasse des Gastronomiestandortes grenzt, geflutet werden. Entscheidend wird sein, das versteht sich, dass die Temperaturen in den Minusbereich wandern.

Anträge auf Fördermittel für das Badvorhaben hat das Projektteam um Gastvogel bereits 2021 eingereicht. Der Bund hatte von Anfang an drei Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Summe soll für die Neuanlage der Wasserfläche sowie der Freifläche zum Einsatz kommen. Pflanzenfilter sollen angelegt werden, außerdem soll der Weiherbogen saniert werden. Das Förderprogramm des Bundes schließt allerdings nicht aus, dass auch andere Geldgeber das Projekt fördern. Man habe sich auch für KfW-Mittel beworben, berichtete Gastvogel. Doch aktuell sei das Programm für energieeffizienten Gebäudebau – wie allseits bekannt – eingefroren. Bis zum Sommer gibt sich das Projektteam Zeit, noch weitere Fördermöglichkeiten zu prüfen.

Bei der Ausschusssitzung wurden aber auch Bedenken laut. Was bleibt den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Winsen im Eckermannpark noch zur kostenfreien Nutzung? Der Park bleibe, antwortete Gastvogel, lediglich die große mittig gelegene Wiese falle für den Parkbesucher weg. Ratsmitglied Erhard Schäfer (Grüne) äußerte außerdem seine Zweifel hinsichtlich der Mittelinsel, die auf der Hansestraße entstehen soll. Die hier zulässigen 50 Kilometer pro Stunde würden des Öfteren von Autofahrern überschritten werden. Ob eine Insel da tatsächlich einen sicheren Straßenübergang, insbesondere für Kinder, biete?

Für die Planung habe man sich unter anderem mit der Polizei und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club abgestimmt, so Gastvogels Antwort, eine Mittelinsel sei von allen Lösungsvorschlägen als am sichersten eingeschätzt worden.