Hittfeld. Im Jubiläumsjahr entstehen Betreuungsplätze für Kinder und Wohnungen für Senioren. Das sind die Schwerpunkte der neuen Bürgermeisterin.

Für Seevetal wird 2022 ein Jubiläumsjahr: Vor 50 Jahren entstand die Gemeinde aus dem Zusammenschluss von 19 kleineren Gemeinden. Heute ist die Region nahe der Hamburger Stadtgrenze so beliebt, dass immer mehr Menschen hier leben wollen. Insbesondere Familien wählen zum Beispiel Hittfeld, Maschen, Fleestedt oder Ramelsloh als Wohnort. Die wachsende Gemeinde bringt auch Herausforderungen mit sich, so mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Plätze für die Kinderbetreuung geschaffen werden.

Auch 2022 ist im Kitabereich noch viel in Bewegung: Nachdem im vergangenen Jahr an vier Standorten zugleich gebaut wurde, ist in Fleestedt eine Zwei-Gruppen-Kita bereits in Betrieb. Die Baustellen am Meyermannsweg in Hittfeld, an der Straße Große Wiesen in Meckelfeld sowie an der Horster Landstraße in Maschen machten große Fortschritt, sagt Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (CDU), die das Amt am 1. November von ihrer Vorgängerin Martina Oertzen übernommen hat. „An allen drei Standorten erwarten wir 2022 die Fertigstellung.“

Für die Grundschulen in Seevetal gibt es Raumluftfilter

Weitere Kita-Bauten seien in Planung. So werde in Fleestedt weiter nach einer geeigneten Fläche für eine Einrichtung gesucht. „Für eine fünfgruppige Kita am Moorweidendamm in Maschen ist für dieses Jahr der erste Spatenstich geplant“, sagt Weede. Die sieben Grundschulen in Seevetal werden mit Raumluftfiltern ausgestattet werden, eine Förderung wurde bereits genehmigt.

Wachstum ist im Gewerbebereich zwar derzeit nur bedingt möglich, da es kaum noch freie Flächen dafür gibt. Dennoch bringt das neue Jahr auch in dieser Hinsicht neue Entwicklungen mit sich. In Beckedorf hat die Firma Goodman vor Kurzem verkündet, dass der erste Abschnitt ihres neuen Gewerbeparks voll vermietet sei. Die Einheiten gehen komplett an ein Unternehmen. Die Bürgermeisterin freut sich darüber: „Zeigt es doch, wie begehrt Gewerbeflächen in dieser Region sind.“ 2022 soll das Grundstück auf der ehemaligen Kiesabbaufläche bebaut werden. Im kleinen Erweiterungsgebiet „Unner de Bult“ in Maschen sollen ebenfalls die letzten Gebäude fertiggestellt und bezogen werden.

Die Zentren von Hittfeld und Maschen sollen belebt werden

Im Frühjahr soll es im Hittfelder Ortskern vorangehen, mit der Neubelebung des Areals rund um das frühere Traditionsgasthaus „Zum Hundertjährigen“. Den Restaurantbetrieb soll der Hamburger Gastronom Tim Becker übernehmen, zudem ist der Bau eines Aldi-Markts mit aufgesattelten Wohnungen sowie die Erweiterung des Edeka-Marktes vorgesehen. Auch die Schulstraße in Maschen soll mit Hilfe von Bundesmitteln attraktiver werden.

Es sei allerdings bedauerlich, so Weede, dass es dort bisher nur langsam vorangehe. Die planerischen Grundlagen für neue Gebäude sind zwar geschaffen. Doch der Unternehmer Steffen Lücking, der dort ursprünglich 51 Wohnungen und fünf Gewerbeeinheiten bauen wollte, hat sich aus dem Projekt wieder zurückgezogen und das Grundstück verkauft.

Besser läuft es beim Wohnungsbau in Hittfeld, dort baut Lücking an der Jesteburger Straße gegenüber dem „Hundertjährigen“ das sogenannte Sandstein-Trio, drei Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen. Ende des Jahres sollen die neuen Bewohner einziehen können. In Fleestedt entstehen auf dem früheren Sportplatzgelände am Fleester Höpen neue Mehrfamilienhäuser. Eine Besonderheit sind die Wohnungsbauprojekte, die speziell die Seevetaler Senioren im Blick haben.

Generationenquartier in Fleestedt wird wohl 2022 fertiggestellt

„Wer in Seevetal älter wird, soll auch im hohen Alter hier wohnen bleiben können“, sagt die Bürgermeisterin. In Fleestedt steht das Generationenquartier der Firma Cureus an der Winsener Landstraße kurz vor der Fertigstellung. Und beim Hittfelder Neubaugebiet Nördlich Göhlenbach ist eine Seniorenresidenz fest eingeplant. „2022 wollen wir die entsprechende Auswahl treffen und das Bebauungsplanverfahren weiter vorantreiben“, sagt Weede.

In allen Baugebieten müsse die Energiewende mitgedacht werden. „Neue Formen der Mobilität müssen angeboten werden, eine Energieversorgung jenseits der fossilen Energieträger muss zum Regelfall werden.“ In Bestandsgebieten und bei gemeindeeigenen Gebäuden soll die energetische Sanierung und die verstärkte Nutzung regenerativer Energien im Mittelpunkt stehen.

Fahrzeugflotte vom Betriebshof soll mit E-Fuels betrieben werden

Überhaupt wird Nachhaltigkeit künftig eine noch größere Rolle in der Gemeinde spielen. „Hier möchte ich 2022 einen Schwerpunkt setzen“, sagt die Bürgermeisterin. Dabei interessieren sie besonders die Antriebsarten der Zukunft, speziell die sogenannten E-Fuels. Diese synthetisch hergestellten Kraftstoffe können CO2-neutral eingesetzt und mit den bisherigen Fahrzeugen genutzt werden.

„Der große Vorteil liegt darin, dass keine komplett neue Infrastruktur geschaffen werden muss“, so Weede. Inwiefern sich die E-Fuels für die Nutzung in Seevetal eignen, soll ein Modellversuch zeigen. „Wir wollen unsere orangefarbene Flotte vom Betriebshof mit E-Fuels betanken und dabei aus erster Hand Erfahrungen sammeln.“

Nachhaltige Landwirtschaft und Ladestationen sind wichtige Ziele

Zusätzlich soll die Elektro-Ladeinfrastruktur ausgebaut werden. Das Thema Nachhaltigkeit soll zudem in der Landwirtschaft und beim Umweltschutz weiter verfolgt werden. Dafür werde die Gemeinde den sogenannten Niedersächsischen Weg vorantreiben, verspricht Weede. „Weniger Einsatz von Pestiziden, breitere naturbelassene Gewässerrandstreifen, Schaffung von Hecken, Baumreihen und Vernetzungskorridoren – dies sind Beispiele, woran wir uns künftig messen lassen wollen.“

Ein Dauerthema bleibt in Seevetal die Decatur-Brücke. Doch auch, wenn die Weichen für eine Sanierung mittlerweile gestellt sind und das Land Niedersachsen zugesagt hat, einen Großteil der Kosten zu übernehmen – in diesem Jahr wird es bei weiteren Planungen bleiben. „Ein Baubeginn ist nicht vor Sommer 2024 zu erwarten“, sagt Weede. Bereits in diesem Herbst sollen der barrierefreie Umbau des Bahnhofs Meckelfeld beginnen. Ebenfalls in Meckelfeld baut die Bahn zudem eine neue Eisenbahnbrücke.

Haushalt: Einnahmensituation soll gestärkt werden

Im Laufe des Jahres soll der Neubau der Hittfelder Feuerwehr eingeweiht werden. Alle Investitionen der Gemeinde fußen auf einem soliden Haushalt. Die befürchteten Steuereinbrüche während der Corona-Pandemie sind bisher nicht eingetreten. Die Gemeinde sei handlungsfähig, auch dank der Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommens, sagt die Bürgermeisterin. Dennoch: „Wir sind alle gefordert, unsere Einnahmenseite weiter wetterfest zu gestalten.“

Ins neue Jahr gibt es mit dem Jubiläum – 1972 wurde die Gemeinde Seevetal gegründet – einen Grund zum Feiern. Höhepunkt wird ein Festakt am 1. Juli in der Burg. „Ich freue mich schon, zahlreiche Weggefährten begrüßen zu dürfen, die die Gemeinde über so viele Jahrzehnte begleitet und geprägt haben.“ Zudem sind weitere Veranstaltungen geplant, so gibt es im Frühjahr eine Aktion der Sportvereine unter dem Motto „SeeVital“ und für den Herbst sind die ersten Seevetaler Lesetage geplant. Nicht nur die Wiederbelebung des Kulturlebens, das unter der Pandemie besonders gelitten hat, wird erst möglich durch die zahlreichen Ehrenamtlichen.

Jubiläum wird am 1. Juli mit einem Festakt in der Burg gefeiert

„Ob im Bereich der Rettungsdienste, der Feuerwehr, der Sportvereine, im sozialen und kulturellen Bereich oder in der Kommunalpolitik: Ohne dieses großartige Engagement wäre unsere Gemeinde nicht so liebens- und lebenswert“, betont Weede. Dies gelte besonders für die Impfteams und deren Einsatz.

In den kommenden zwölf Monaten soll einiges neu angestoßen werden in der Gemeinde, die nicht nur eine neue Bürgermeisterin, sondern auch einen neu zusammengesetzten Rat erhalten hat. Gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, auf ein eingespieltes Team setzen zu können, sagt Emily Weede. Das aber soll die Ausgangslage für die weitere Fortentwicklung Seevetals werden. „Mögen möglichst viele neue Ideen an uns herangetragen werden. Davon können wir alle nur profitieren.“