Neu Wulmstorf. Neue Autobahn sorgt für viel Verkehr auf Zubringerstraßen. Landkreis erwägt Ortsumgehung. Hamburg lehnt dies ab

Täglich fahren heute knapp 6500 Fahrzeuge auf der engen Landesstraße durch den Neu Wulmstorfer Ortsteil Rübke. „Das ist jetzt schon eine grenzwertige Belastung“, sagt Verkehrsplaner Markus Wegner vom Ingenieurbüro Arndt IDC, das kürzlich im Auftrag des Landkreises Harburg und der Gemeinde Neu Wulmstorf eine Machbarkeitsstudie für eine mögliche Ortsumfahrung von Rübke erstellte. Erstes Fazit der Planer: Eine solche Straße an der Landesgrenze zu Hamburg ist wegen des moorigen Untergrundes und des nahen Naturschutzgebietes schwierig – aber machbar und sinnvoll, um Rübke zu entlasten. Denn mit der baldigen Fertigstellung des A26-Abschnitts zwischen Buxtehude und Hamburg dürfte sich der Durchgangsverkehr in dem Dorf noch mal fast verdoppeln.

Umgehungsstraße sei nicht im Sinn der Verkehrswende

Ob eine solche Entlastungsstraße aber tatsächlich gebaut werden sollte, darüber gibt es offensichtlich bei Behördenvertretern im niedersächsischen Landkreis Harburg ganz andere Einschätzungen als bei ihren Kollegen im benachbarten Hamburger Bezirk Harburg. Das wurde jetzt während einer öffentlichen Online-Info-Veranstaltung zu den Details der Machbarkeitsstudie deutlich: So forderte dort Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke eine rasche Lösung des künftigen Verkehrsproblems in Rübke. Eine Ortsumgehung müsse einfach „Bestandteil“ eines Autobahnbaus sein, sagte er. Weil schon Ende nächsten Jahres voraussichtlich die A26-Anschlussstelle Rübke fertig sei, dränge die Zeit. Ganz anders die Bewertung von Heiko Stolzenburg, verantwortlicher Stadtplaner im Bezirk Harburg: Harburg habe die Pläne für eine solche Ortsumgehung „immer kritisch begleitet“, sagte er. Eine zusätzliche Trasse passe auch nicht zum Klimaschutz. „Das ist nicht im Sinne der Verkehrswende“, sagte Stolzenburg. Man müsse vielmehr auf „Verkehrsreduktion“ setzen.

Neu Wulmstorf pocht auf Hamburger Zusage

Diese Aussage wiederum machte offensichtlich Thomas Saunus ärgerlich, der in der Neu Wulmstorfer Verwaltung für die Ortsentwicklung zuständig ist. Saunus erinnerte daran, dass es von Hamburger „Senatsseite“ die Zusage gegeben habe, dass man einer solchen Umgehungsstraße nicht im Wege stehen wolle. „Denn sonst hätten wir uns die 100.000 Euro für die Studie auch sparen können“, sagte Saunus.

Ein kleiner Teil der Straße auf Hamburger Gebiet

Tatsächlich würden Landkreis und Gemeinde für die jetzt ermittelte Trasse einer Ortsumgehung einen kleinen Geländeabschnitt für den Anschluss benötigen, der auf Hamburger Gebiet verläuft. Direkt auf mögliche Zusagen Hamburgs angesprochen, äußerte sich während der Online-Diskussion der Vertreter der Hamburger „Behörde für Verkehr und Mobilitätswende“ (BVM), Roman Hohlbein, jedoch nicht konkret. Mit der neuen rot-grünen Landesregierung in Hamburg habe es eben eine „gewisse politische Änderung“ gegeben, der Verkehrsbereich sei „moderner“ geworden. Ob Hamburg für den notwendigen Anschluss weiter eine Zusage geben wird, könne er nicht sagen. „Das ist eine politische Entscheidung“, sagte Hohlbein.

Bürgervertretung fordert weitere Studie

Von dem künftigen A26-Zubringerverkehr sind allerdings nicht nur Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen betroffen, sondern auch im benachbarten und zu Hamburg gehörenden Neuenfelde. Die dortige „Bürgervertretung Neuenfelde, Cranz, Francop“ hält die Rübker Forderung für „nachvollziehbar“ und fordert zusätzlich eine überregionale Machbarkeitsstudie für eine Umgehung aller betroffenen Dörfer.

Der Auftrag an das Ingenieurbüro Arndt IDC bezog sich aber zunächst nur auf die Entlastung von Rübke: Die Planer schlagen dazu eine Trasse vor, die östlich des Ortes und in etwa 45 Meter Abstand zu den Wohnhäusern verlaufen würde. Das technische Problem dieser Trasse sei dort der moorige Boden.

Bei den geschätzten Kosten von rund 10,7 Millionen Euro für eine solche Umgehungsstraße entfiele der Löwenanteil von 5,7 Millionen daher auch auf diesen schwierigen Erdbau, so die Planer. Alternativ hatte das Büro auch eine wesentlich günstigere Optimierung der vorhandenen Durchgangsstraße mit breiten Rad- und Gehwegen und „Flüsterasphalt“ untersucht. Im Ergebnis bringe eine Umgehungsstraße aber mehr Entlastung, lautete das Fazit.