Winsen/Hamburg. Der US-Versandriese hat 14 Millionen Artikel im Winsener Zentrum gelagert. Die Deutsche Post DHL bringt mehr Transporte auf die Bahn.
Der US-Versandriese Amazon und die Deutsche Post DHL haben vor Weihnachten Hunderte neue Frauen und Männer eingestellt. Beim Logistikzentrum in Winsen geht es dabei um knapp 900 Beschäftigte, die die Stammbelegschaft von 1900 Mitarbeitenden ergänzen sollen. Die Verträge laufen bis zum Jahresende.
„Wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns im Frühjahr haben wir bereits während des Jahres die Kapazitäten für das Sortieren sowie die Fahrzeugflotte aufgestockt. Allein für die Niederlassung in Hamburg wurden 500 Mitarbeitende eingestellt“, sagte der Chef der DHL-Niederlassung, Stefan Eckelmann. Die Arbeitsplätze bei DHL sind sowohl befristet als auch unbefristet. Für Weihnachten sollen noch mal 200 dazukommen. Die Hamburger steuern den Postbetrieb von Otterndorf bei Cuxhaven bis Lüneburg und Bargteheide.
Bestellungen können als Geschenk verpackt werden
Bei Amazon in Winsen sind zu Weihnachten in diesem Jahr 14 Millionen Artikel gelagert. Spielzeug, Elektronik- und Haushaltsartikel und Süßes seien erfahrungsgemäß gefragt. „Es gibt aber auch ausgefallenere Geschenkideen wie diverse selbstklebende Schnurrbärte und Schnauzer“, berichtet Standortleiterin Julia Abel. Sofern Kunden es wünschen und bei der Bestellung zudem angeben, wird die Bestellung auch als Geschenk verpackt versendet.
Von Amazons Logistikzentren aus gelangen die Pakete über den Zwischenschritt Sortierzentren an Verteilzentren, „Letzte Meile“ genannt, bevor sie bei den Kunden ankommen. In den Verteilzentren werden die Pakete nach Postleitzahlgebieten sortiert und für die Zustellung auf Auslieferfahrzeuge geladen.
Einstiegslohn liegt bei mindestens zwölf Euro
Amazon hat deutschlandweit an allen Logistikstandorten einen Einstiegslohn von mindestens zwölf Euro brutto pro Stunde eingeführt. Hinzu kommt ein umfangreiches Paket an Zusatzleistungen. Der Einstiegslohn am Standort Winsen für saisonal- und festangestellte Mitarbeiter liege aktuell bei 12,22 Euro, teilte das Unternehmen mit. Nach zwei Jahren verdienten Logistikkräfte in Winsen einschließlich Extras durchschnittlich mehr als 2900 Euro im Monat. Alle Logistikzentren verfügen zudem über eine Betriebskantine. Die Saisonmitarbeitenden erhielten „dieselben wettbewerbsfähigen Löhne und Zusatzleistungen wie Festangestellte“. Oft resultiere daraus auch eine dauerhafte Beschäftigung. „Viele der Saisonkräfte unterstützen Amazon Jahr für Jahr während der Weihnachtszeit – andere kommen neu hinzu“, sagt Abel.
Amazon bietet kostenlose Tests für Mitarbeiter an
Für den bestmöglichen Schutz vor Covid-19 haben alle Standorte zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen – insgesamt, so Amazon, seien mehr als 150 Prozesse angepasst worden. Dazu zählten unter anderem Reinigungs- und Desinfektionsintervalle, Maskenpflicht, Abstandsregeln sowie die Möglichkeit, sich kostenlos testen zu lassen. Seit Sommer bietet Amazon seinen Beschäftigten und Partnern auch ein freiwilliges Impfangebot an. Das Angebot für Auffrisch-Impfungen werde aktuell vorbereitet.
Mit Amazon können auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) im Weihnachtsgeschäft weltweit Kunden erreichen – und seien damit in der Lage, mit deutlich größere Firmen zu konkurrieren. In Deutschland verkaufen bereits Zehntausende KMUs über Amazon. Allein in Hamburg waren es vergangenes Jahr 1600, in Niedersachsen 3600. Insgesamt beschäftigen die KMUs, die mit Amazon zusammenarbeiten, bundesweit mehr als 150.000 Menschen.
Immer mehr Transporte sollen auf die Bahn gehen
Die Deutsche Post DHL engagiert sich jetzt auch verstärkt im Kampf gegen den Klimawandel. Große Mengen der Transporte wurden in den vergangenen Monaten vom Lkw auf die Bahn verlagert. „Von zu Jahresbeginn noch zwei Prozent wurde der Anteil der Pakete, die auf der Schiene transportiert werden, in diesem Jahr bereits auf sechs Prozent gesteigert“, teilte die DHL dazu mit. „Für das Weihnachtsgeschäft werden bundesweit an den Wochenenden zusätzlich zu den bestehenden Verbindungen weitere 20 Züge verkehren“, heißt es weiter. Langfristig sollen demnach rund 20 Prozent der nationalen Paketsendungen per Schiene transportiert werden.
Ob nach den Rekordmengen der vorigen Weihnachtssaison auch in diesem Jahr Spitzenwerte erreicht werden, wird in der Paketbranche derzeit unterschiedlich, tendenziell aber skeptisch beurteilt. DHL hatte sich zuletzt zurückhaltend geäußert. Auch Amazon gab am Donnerstag keine eigene Prognose ab.
Noch mehr Weihnachtspakete als im vergangenen Jahr
Der Bundesverband Paket & Expresslogistik (Biek), in dem die Konkurrenten des Marktführers DHL organisiert sind, hatte indes nach früheren Angaben ein Plus von drei Prozent für die Monate November und Dezember für möglich gehalten. Die Otto-Tochter Hermes geht sogar von einen Zuwachs von neun Prozent für das vierte Quartal aus.
Bei diesen Vergleichen ist aber die veränderte Situation zu berücksichtigen: Ende 2020 waren die stationären Läden - anders als bislang in diesem Herbst - zeitweise geschlossen, was den Boom bei Online-Einkäufen zusätzlich beflügelte.
Pakete für Weihnachten bis zum 20. Dezember abgeben
Angesichts der hohen Sendungsmengen in der Weihnachtszeit raten die Paketdienstleister Verbrauchern, Pakete möglichst frühzeitig aufzugeben. Damit ein Geschenk innerhalb Deutschlands noch rechtzeitig unter dem Weihnachtsbaum liegt, sollte es spätestens am 20. Dezember auf die Reise gehen. Das empfehlen jedenfalls die Deutsche Post und die Otto-Tochter Hermes.