Lüneburg. Dutzende Cover, Zeichnungen und Grafiken des Musikers sind in der Retrospektive „Bass'n'Art“ in der Lüneburger Kulturbäckerei zu sehen.

Klaus Voormann gilt als der „fünfte Beatle“, er lernte die Kultband 1960 in ihren Anfängen in Hamburg kennen. Dem Lebenswerk des kreativen Bassisten und Grafikers widmet sich erstmals eine Ausstellung in Lüneburg.

Ein kleiner goldener Grammy ist neben der Bassgitarre von 1962 der Hingucker der Ausstellung zum Lebenswerk von Klaus Voormann. Seine grafische Gestaltung des Plattencovers von „Revolver“ war ausgezeichnet worden. Und wurde 1966 mit gerade einmal 50 britischen Pfund von den Beatles, der englischen Kultband, honoriert. Fünf Jahre später spielte der gebürtige Berliner den Bass zum Welthit „Imagine“. Reich geworden ist Voormann mit den Beatles nie. Es lag ihm auch fern, sich für seine Plattencover-Ideen die Rechte sichern zu lassen.

Dutzende Cover, Zeichnungen und Grafiken des vielseitigen Musikers sind bis zum 5. Dezember in der multimedialen Retrospektive „Bass'n'Art“ in der Lüneburger Kulturbäckerei zu sehen. Sie führen durch ein halbes Jahrhundert Popgeschichte.

Ehefrau Christina Voormann trug Erinnerungsstücke zusammen

George Harrison holte den Deutschen 1971 in die Band des grammyprämierten „Concerts für Bangladesh“ im Madison Square Garden in New York, eines der ersten Benefizkonzerte. Geprobt wurde in der Regel drei bis vier Tage, nicht wie mittlerweile wochenlang. Voormann liebt die ungeschliffenen Aufnahmen von früher: „Der Schmutz in der Aufnahme und die Spontanität sind wichtig.“

Die originellen Boots, die er angeblich nur einmal zu diesem Anlass trug und selbst bemalte, sind in einer Glasvitrine ausgestellt. In detailgenauer Kleinarbeit trugen die Kuratorinnen, Kristin Halm als Leiterin der Kunsthalle und Ehefrau Christina Voormann, die Erinnerungsstücke zusammen. Verbunden sind die Fotografien, Zeichnungen und vielen Plattencover mit geschwungenen schwarzen Kabeln. „Die Idee dahinter ist, die Musik mit der Grafik zu verbinden“, erklärt Voormann.

„Ich könnte nie der Frontman sein, ich bleibe lieber im Hintergrund“, sagt der 83 Jahre alte Musiker von sich selbst. Immer wieder begleitete er die Beatles, oft als Sideman (Gastmusiker). Er tourte mit der Plastic Ono Band und zählte zur Band von Manfred Mann – so spielte er die Flöte in „Mighty Quinn“.

„Er ist vielleicht der erfolgreichste deutsche Musiker überhaupt, er hat bei zehn der größten Hits des Jahrhunderts mitgespielt“, sagt Carsten Junge, Geschäftsführer der Lüneburger Kunsthalle. Es sei die aufwendigste Ausstellung, die sie je gemacht hätten. Zudem musste sie zweimal wegen der Pandemie verschoben werden. „Ich bin ein wenig traurig, weil wir wegen Corona nicht realisieren konnten, dass man einen Kopfhörer aufsetzt, um noch mehr in die Musik einzusteigen“, sagte Voormann.

Zusammen mit seinem Sohn Maximilian ist parallel zur Ausstellung das Büchlein „Hamburg Stomping Ground“ über die Anfangsjahre erschienen. Voormanns große Zeit begann, als er aus Berlin an die Hamburger Meisterschule für Gestaltung kam und die Beatles kennenlernte. Damals waren sie noch keine Stars. Eigentlich hörte Voormann gern Jazz, doch die Musik der legendären Vier begeisterte ihn. 1964 ging er selbst nach London, später nach Los Angeles. Als Studiomusiker spielte er zusammen mit B.B. King, Harry Nilsson, John Lennon, Lou Reed, Carly Simon, Peter Frampton, Keith Moon oder Art Garfunkel. Dutzende Cover gestaltete der inzwischen am Starnberger See lebende Senior unter anderem für die Bee Gees, Heinz Rudolf Kunze und Marius Müller-Westernhagen.