Buxtehude. Klimafolgen-Anpassung: TU-Harburg und ein Ingenieurbüro erarbeiteten für die Dörfer am Fluss ein gemeinsames Maßnahmen-Paket.
Ein Jahrhundert-Starkregen wie bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland – und dann zusätzlich noch eine Sturmflut an der Elbe: Das ist ein Schreckensszenario, das seit etlichen Jahren schon in den Orten an der Este befürchtet wird und mit einem Klimawandel wohl auch wahrscheinlicher werden könnte. Immer mehr Wassermassen würden bei einer solchen Lage vom Ober- zum Unterlauf drücken, während das Flut-Sperrwerk bei Cranz geschlossen ist, so dass das Wasser dort nicht mehr abfließen kann.
2018 hatten daher die beiden Landkreise Harburg und Stade, die Städte Hamburg und Buxtehude sowie 16 weitere Gemeinden im Este-Einzugsgebiet eine Kooperationsvereinbarung zur Klimafolgen-Anpassung unterzeichnet und ein Gutachten über mögliche Maßnahmen gegen Este-Hochwasser in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt nun vor und ist im Buxtehuder Stadthaus den beiden Landräten Michael Roesberg (Stade) und Rainer Rempe (Harburg) übergeben worden.
Gutachten berücksichtigt auf mögliche höhere Wasserstände im Flussverlauf
Das 180.000 Euro teure Hochwasserschutz-Konzept war von der TU Harburg und dem Ingenieurbüro BWS GmbH erarbeitet worden und berücksichtig eben auch mögliche höhere Wasserstände und damit ein größeres Überschwemmungsrisiko im Flussverlauf als bisher. „Wir wollten wissen, welche konkreten Maßnahmen zwischen Cranz und Bötersheim möglich und nötig sind“, sagte Landrat Roesberg. Nächster Schritt noch im kommenden Jahr müsse nun die Gründung eines eigenen Verbands für diese Gemeinschaftsaufgabe sein. Zuvor müssten die Details jedoch in den politischen Gremien der beteiligten Kommunen beraten werden.
In welche Richtung es bei diesem Hochwasserschutz im Prinzip gehen könnte, skizzierte bei der Übergabe des Konzepts Edgar Nehlsen vom TU-Institut für Wasserbau: Er sprach dabei von einem Maßnahmen-Katalog nach dem Baukasten-Prinzip. Nehlsen: „Es gibt nicht die eine große Maßnahme, die dann alles bewirkt.“ Im Oberlauf zwischen Buxtehude und Kakenstorf müssten beispielsweise mehrere Aufstau-Möglichkeiten geschaffen werden, um die Gemeinden zu schützen. Nehlsen: „Dabei gilt: je näher diese Aufstauflächen an betroffenen Orten liegen, desto größer der Schutzeffekt für eben diesen Ort.“ Eine einzige Maßnahme in Kakenstorf bringe beispielsweise für Buxtehude weniger, so Nehlsen.
Aufstau-Flächen wirken wie eine Bremse im Wasser-Abfluss bei Hochwasser
Wobei man sich ein Bauwerk für eine solche Aufstau-Fläche im Estetal als eine Art Bremse vorstellen müsse, die auf den Wasser-Abfluss bei Hochwasser wirkt. In normalen Zeiten aber würde der Fluss dort wie gewohnt durch die Landschaft fließen. Im Unterlauf müsste hingegen eine Rückhalte-Möglichkeit geschaffen werden. Wobei der Standort dafür relativ flexibel sei und nicht möglichst dicht an betroffenen Siedlungsbereichen liegen müsste. „Das funktioniert dann auch dort, wo es nicht weh tut“, so Nehlsen.
Die Gründung eines Hochwasserschutzverbands Este liegt jetzt zunächst in der Federführung von Buxtehude, die bisher auch den Vorsitz im Steuerungskreis der Este-Kooperation hatte. Mit der Projektleitung für den Weg bis hin zu einem Verband hat die Stadt dazu den Buxtehuder Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts beauftragt, der ein ähnliches Projekt bereits für eine große Polderfläche bei Horneburg an der Lühe begleitet hatte. Auch dort ging es darum, dass mehrere Kommunen Regelungen zur gemeinsamen Finanzierung und möglichen Entschädigungen von Landwirten finden mussten – was dann einige Jahre gedauert hat. „Eine solche Aufgabe geht aber nur, wenn sich alle zwischen Hamburg und Bötersheim daran beteiligen“, so Ulferts.
Den Anstoß für einen Hochwasserschutzverband gab die Stadt Buxtehude
Den Anstoß für einen eigenen Hochwasserschutzverband an der Este war allerdings zunächst ein Alleingang Buxtehudes. So waren vor etwa zehn Jahren Pläne bekanntgeworden, wonach die Stadt sich mit Minideichen, Spundwänden und Flutschutzmauern vor möglichen Hochwasserständen der Este schützen wollte. Hintergrund waren Berechnungen, wonach große Teile der Innenstadt bei einem Jahrhundertereignis überschwemmt würden. Eine bauliche Entwicklung ohne einen solchen Schutz sei dann nicht mehr möglich, so die Befürchtung. Doch gegen diese Minideiche gab es heftige Widerstände, vor allem am Unterlauf wie in Cranz oder Hove. Dort fürchtete man nun, dass das Wasser, das Buxtehude nicht mehr treffen würde, um so verheerender im weiteren Verlauf des Flusses wirken würde. Zudem gab es auch massive Kritik an den Zahlen der möglichen Wassermengen, die sich schließlich auch als viel zu groß herausstellten. 2018 wurde das Planfeststellungsverfahren für die Minideiche dann eingestellt.