Lüneburg. Sascha Spoun ist nominiert für die Auszeichnung Hochschulmanager des Jahres 2021. Sie ehrt die bundesweit besten Hochschulchefs.

Er gab und gibt der Leuphana-Universität seit ihrer Gründung im Jahr 2006 das Gesicht einer modernen, innovativen Hochschule, die sich gesellschaftlich engagiert: Jetzt ist Sascha Spoun einer von fünf Anwärtern und Anwärterinnen auf den renommierten Titel Hochschulmanager des Jahres.

Vergeben wird er vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Alle Nominierten haben mit außergewöhnlicher Führungsleistung die Entwicklung ihrer Hochschule geprägt und innovative Veränderungsprozesse initiiert“, lobt das CHE die fünf für die Finalrunde Nominierten. Am 6. Oktober wird der Jahressieger oder die -siegerin verkündet.

Der Universität in Lüneburg wurde ihre Vorbildrolle quasi in die Wiege gelegt: Sie entstand mit dem Auftrag des niedersächsischen Landtags, eine Modelluniversität für den Bologna-Prozess zu werden. In dem Prozess sind Europas Hochschulen vereinheitlicht worden. Dazu ersetzen die beiden Abschlüsse Bachelor und der darauf aufbauende Mastertitel das herkömmliche deutsche Diplom.

Durchhaltevermögen und visionäre Kraft führten zum Erfolg

„Spoun ist es gelungen, ein innovatives Profil für eine mittelgroße Universität zu schaffen. Nachhaltigkeit, Interdisziplinarität, wissenschaftliche Weiterbildung und eine motivierende Studieneingangsphase – das sind alles Themen, die heute überragende Bedeutung haben“, lobt das CHE den Hochschulchef. Er selbst sagt rückblickend, dass „Durchhaltevermögen und visionäre Kraft trotz unzähliger kleiner und großer Herausforderungen“ wesentlich für den Erfolg gewesen seien. Und er betont: „Es ist weniger ein Einzelerfolg. Die Entwicklung dieser Universität als Ganzes, das ist der Erfolg, und, dass die Entwicklung noch lange nicht am Ende ist.“

Ein Merkmal, das die Lüneburger Uni auszeichnet, ist das Zusammendenken von Ökonomie und Ökologie. Und das nicht erst seitdem der Begriff Nachhaltigkeit in Mode gekommen ist. Der Wirtschaftswissenschaftler Spoun sieht das noch umfassender: „Wir hatten den Mut, uns immer wieder kritisch mit der Frage auseinanderzusetzen, was eine gute Universität im 21. Jahrhundert ausmacht. Welche Forschungsthemen sind interessant und gesellschaftlich relevant? Wozu soll ein Studium befähigen? Wie schafft man einen attraktiven Campus? Wie bindet man die Gesellschaft ein? Dass bei den Antworten Nachhaltigkeit als Gebot der Stunde eine große Rolle spielte, war selbstverständlich.“

Ärger um fast doppelt so hohe Kosten des Campus-Baus

Das Zentralgebäude der Leuphana entwarf der New Yorker Architekt Daniel Libeskind.
Das Zentralgebäude der Leuphana entwarf der New Yorker Architekt Daniel Libeskind. © dpa | Philipp Schulze

Vor gut 15 Jahren ging die Leuphana-Universität aus der Fusion der Universität Lüneburg mit der Fachhochschule Nordostniedersachsen hervor. Nicht alles lief in der noch jungen Universitätsgeschichte glatt. Der als Aushängeschild geplante, im März 2017 eröffnete Campus-Bau, entworfen vom Star-Architekten Daniel Libeskind, wurde fast doppelt so teuer wie ursprünglich geplant – die Baukosten stiegen von 58 auf knapp 110 Millionen Euro. Das niedersächsische Wissenschaftsministerium stockte das Budget auf gut 87 Millionen Euro auf, den Rest trägt die Leuphana. Sascha Spoun verteidigt den Prestigebau: „Jede Ästhetik ist Ausdruck von innerer Haltung und von Anspruch. Wir wären gar nicht glaubwürdig, wenn wir die Vision einer zeitgemäßen Universität würden realisieren wollen und den Campus als Ort des akademischen Lebens dabei außen vor ließen. Wir wollten sichtbar, erlebbar machen, dass es uns um Aufbruch geht, um Wagemut, um eine Öffnung hin zur Gesellschaft. Und genau dafür steht das Zentralgebäude.“

Ziel: Nationaler Spitzenplatz in mindestens einem Forschungsbereich

Als Sascha Spoun 2006 die Hochschulleitung übernahm, war er mit 37 Jahren der jüngste Universitätspräsident Deutschlands. Seit dem heimste die Leuphana zahlreiche Preise ein, wurde mehrfach zur gründerfreundlichsten Hochschule ernannt. Vielleicht kommt am Mittwoch eine weitere Auszeichnung hinzu. Für die Zukunft haben sich Spoun und sein Team viel vorgenommen: „Wir haben die Ambition, international noch deutlich attraktiver zu werden. Und wir haben die Ambition, in mindestens einem, besser noch zwei Forschungsbereichen zumindest in die nationale Spitze vorzudringen.“

Die Leuphana:

  • 9823 Studierende waren im Wintersemester 2020/21 an der Leuphana-Universität Lüneburg eingeschrieben. 5866 besuchten das College (Bachelor-Abschluss), 2494 die Graduate School (Masterabschluss) und 1463 die Professional School (Weiterbildung).
  • Vier Fakultäten setzen inhaltliche Schwerpunkte auf Bildung, Kulturwissenschaften, Nachhaltigkeit, Wirtschaftswissenschaften.1095 Mitarbeiter hat die Uni, darunter fast 180 Professoren.
  • Der Name geht auf einen im 2. Jahrhundert vom griechischen Gelehrten Ptolemäus geschaffenen Atlas der damals bekannten Welt zurück. Dort wurde Leuphana als eine Siedlung im nördlichen Germanien, nahe des Unterlaufs der Elbe, dargestellt und später (1909) mit Lüneburg verbunden.