Kreis Harburg. Der Landkreis Harburg will die Fahrten über das Ende des Pilotprojekts hinaus finanzieren. Jährlich sollen 670.000 Euro fließen

Der Einsatz der sechs elbMobil Busse soll um zwei Jahre bis Ende 2023 verlängert werden. Das hat der Wirtschaftsausschuss des Landkreises am Mittwochabend einstimmig beschlossen. Für 2022 und 2023 soll jeweils ein Zuschuss von 670.000 Euro in die Haushalte des Kreises eingestellt werden.

Die Entscheidung muss der Kreistag in seiner Sitzung am 6. Oktober noch bestätigen. „Das elbMobil ist eine wichtige und attraktive Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Kreis Harburg. Diese flexible und klimaschonende Mobilitätsalternative bietet die Möglichkeit, häufiger auf das eigene Auto zu verzichten“, sagte Landrat Rainer Rempe am Donnerstag.

Die Kleinbus-Projekt ist Teil des Reallabors Hamburg, bei dem mit elf verschiedenen Konzepten die digitale Mobilität der Zukunft in der Region erprobt und beim ITS Weltkongress im Oktober in Hamburg vorgestellt werden soll. Das Bundesverkehrsministerium fördert die elbMobile mit 1,48 Millionen Euro. Diese Mittel werden zum Jahresende durch die Kosten für Projektierung, Vermarktung und letztlich der Fahrten aufgebraucht sein. Ohne neue Geldgeber würde das Angebot auslaufen.

Landkreis will mit Verkehrsunternehmen KVG einen Vertrag schließen

Jetzt will der Landkreis mit dem Stader Verkehrsunternehmen KVG einen Vertrag schließen, über den die Kosten für den Service künftig abgerechnet werden. Eingesetzt werden derzeit fünf barrierefreie Mercedes Sprinter mit bis zu acht Sitzplätzen sowie seit Mai zusätzlich ein Bus mit Elektromotor. Die Fahrzeuge sind in der Elbmarsch sowie von dort nach Winsen unterwegs. Sie können online über eine App oder per Telefon bestellt werden und fahren von Haltestelle zu Zielen oder umgekehrt von einem Startpunkt zu Haltestellen.

Die Gesamtkosten des Services werden auf rund 800.000 Euro pro Jahr geschätzt. Koordinator der Projektes mit dem Titel „Shuttle-on-Demand für den ländlichen Raum“ ist die Regionalentwicklungsgesellschaft Süderelbe AG.

Bis Ende August stieg die Zahl der Nutzer auf 7874

Zwar war das Projekt zunächst schleppend gestartet, nahm aber im Februar und März bereits mit Verbindungen zum Impfzentrum in Winsen Fahrt auf. Insgesamt haben bis einschließlich Juli 5671 Fahrgäste das Angebot genutzt. Bis Ende August stieg die Zahl auf 7874. „Im Hinblick auf die schwierige Startphase im Winter und den Anstrengungen ein neues ÖPNV-Angebot in der Öffentlichkeit zu platzieren, wirkt die Nachfrage sehr erfreulich und zeigt, dass eine echte Verbesserung der ländlichen Mobilität in der Samtgemeinde Elbmarsch mit der Verbindung zur Stadt Winsen geschaffen werden konnte“, heißt es in einem Papier der Kreisverwaltung. Seit Juni werden nun auch die Winsener Ortsteile Laßrönne und Tönnhausen bedient.

Als Basis für eine Ermittlung der Kosten wurden jetzt die Einsatzstunden und Kilometer aus dem Juni zugrunde gelegt. So ergibt sich das Volumen von 800.000 Euro. Bei einer steigenden Nachfrage und einer weiteren Ausweitung des Bediengebiets würden die Kosten natürlich weiter steigen.

elbMobile könnten kaum genutzte Buslinien ersetzen

Um die Kosten für das elbMobil zu decken, will sich die Samtgemeinde Elbmarsch nun mit 60.000 Euro beteiligen. Der Beschluss soll im Samtgemeinderat am 29. September fallen. Die Samtgemeinde spart dafür Kosten für das Anruf-Sammel-Taxi (AST). Dagegen ist ein Zuschuss der Stadt Winsen derzeit nicht vorgesehen. Die Stadt wird das Angebot des Anruf-Linien-Taxi (ALT) aktuell nicht reduzieren. Durch den Fahrkartenverkauf – Fahrgäste zahlen den normalen HVV-Tarif plus einen Euro -- lassen sich nach einer ersten groben Schätzung Einnahmen von 10.000 Euro erzielen.

Die Kreisverwaltung prüft jetzt schwach genutzte Fahrten auf den Linien 4404 (Winsen-Oldershausen-Marschacht) und 4405 (Winsen-Drage-Marschacht). Betroffen sind hier die Früh-/Spät- und Sonnabendfahrten auf der Linie 4404 und die Kurzfahrten zwischen Drage und Niedermarschacht sowie das Sonntagsangebot auf der Linie 4405. Bei einigen Fahrten waren teilweise weniger als drei Fahrgästen an Bord. „Hier könnten die Fahrten vom „elbMobil“ nach einer vorhergehenden Buchung übernommen werden“, so die Kreisverwaltung. Im September soll erneut gezählt werden. Bei einem Einsatz der elbMobile könnten im kommenden Jahr rund 60.000 Euro gespart werden.

Landrat hält es für möglich, das Modell auf anderen Kommunen zu übertragen

Um das elbMobil für die Zukunft finanziell abzusichern, bleibt so noch die Summe von 670.000 Euro übrig. Die soll nun der Kreistag abschließend jeweils für 2022 und 2023 bereitstellen. „Ich bin mir sicher, dass das elbMobil Potenzial hat, von noch deutlich mehr Menschen in der Region genutzt zu werden“, sagt Landrat Rempe. „Im besten Fall stellt sich nach zwei Jahren Erprobung heraus, dass das Modell auf andere Kommunen im Landkreis übertragen werden kann.“