Langenrehm. Holger Bohnhoff gehört seit der ersten Stunde zum Team der Museumsstellmacherei. Ehrenamtlich erklärt das historische Handwerk.
Die Treckergruppe des Freilichtmuseums am Kiekeberg ist gefragt. Zum Glück so sehr, dass Holger Bohnhoff vor einigen Jahren, als er sich auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Aufgabe befand, auf der langen Warteliste landete. Der Flugzeugbauer aus Finkenwerder hatte die Idee schon verworfen, als sich eine andere Möglichkeit auftat.
Für die damals neue Außenstelle des Kiekeberg-Museums in Langenrehm wurden handwerklich interessierte Ehrenamtliche gesucht. „Ich hatte das große Glück, seit der ersten Stunde der Museumsstellmacherei dabei zu sein“, sagt der 68-Jährige heute. Und er ist hier gar nicht mehr wegzudenken.
Das alte Handwerk des Stellmachers wird wieder lebendig
Wenn Bohnhoff über das Gelände in der Gemeinde Rosengarten führt und die Maschinen erläutert, wird das alte Handwerk des Stellmachers wieder lebendig. Genauso hätte es sich Heinz Peters wohl gewünscht. Der letzte Stellmacher hatte in fünfter Generation auf dem Hof bis 2008 gearbeitet und gelebt. Ein Nachfolger hatte er nicht. Sein Wunsch war es, das Erbe der Handwerkerfamilie zu bewahren, die aus Baumstämmen Räder, Wagen und Pflüge herstellte. Er selbst hatte seinen Teil dazu beigetragen. Als das Museums-Team den von der Gemeinde gekauften Hof übernahm, fanden sie wahre Schätze.
Die Maschinen, die aus den 1930ern stammen, waren erhalten geblieben. Auch die Einrichtung aus Großelternzeiten war noch im Originalzustand und vor allem nicht gegen anderes Mobiliar ersetzt worden. Auch die Werkstatt war in einem guten Zustand. „Die Maschinen wurden alle gewartet, deshalb laufen sie heute auch noch“, sagt Bohnhoff. Er gehört zum achtköpfigen Team, das seit der Eröffnung 2018 nun die Pflege übernommen hat. Immer freitags treffen sich die ehrenamtlichen Helfer, die sich über Zuwachs freuen würden. Sonntags zeigen sie an Aktionstagen Besuchern, wie einst in Langenrehm gearbeitet wurde. Wie am Sonntag, 22. August.
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Unter dem Titel „Vom Baum zur Bohle“ steht das Programm an diesem Tag. Besucher treffen dann auf Bohnhoff und andere ehrenamtliche Stellmacher, die in ihrer Zunft zeigen, wie früher ein Baumstamm zu einem Holzrad gesägt wurde. Es können Handsägen ausprobiert werden. Kinder dürfen ein Miniatur-Sägewerk bauen oder Hufeisen werfen. Das Café Peters bietet im Garten Kaffee und Kuchen an. Der Museumseintritt kostet drei Euro für Erwachsene, unter 18 Jahren ist er frei.
Im Museumsteam gibt es einen gelernten Stellmacher
Bohnhoff, der an diesem Tag so selbstverständlich die alten Maschinen erklärt und durch die Werkstatt führt, hat sich dieses umfangreiche Wissen in den vergangenen Jahren mühsam erarbeitet. Denn im Museumsteam gibt es nur einen gelernten Stellmacher und auch er war in seinem aussterbenden Beruf nach der Ausbildung gar nicht mehr tätig gewesen. Aus Büchern, die Besucher mitbrachten, aus Schilderungen von Nachbarn, die noch Heinz Peters bei der Arbeit erlebt hatten, erschlossen sie sich mühsam den Umgang mit dem Sägewerk. Das Wissen darum war schon teilweise verloren gegangen. Wenn man Bohnhoff jetzt erlebt, ist es kaum zu glauben, wie ahnungslos die Gruppe anfangs gewesen sein muss.
Ein Beispiel: Die Sägeblätter mussten geschärft werden, das Museums-Team suchte nach einer Fachfirma, die das übernimmt. Doch die gibt es nicht. Die heutigen Schleifmaschinen sind für die alten Sägeblätter mit ihren ungleichen Zähnen einfach nicht ausgelegt. Am Ende fand sich im großen Fundus von Heinz Peters etwas, womit die Blätter geschärft werden können – per Hand versteht sich.
Herzstück des Handwerksbetriebes: das alte Sägewerk
All das und noch viel mehr berichtet Bohnhoff auf dem Weg zum Herzstück des Handwerksbetriebes: dem alten Sägewerk. Das haben die Ehrenamtlichen auch wieder zum Laufen bekommen. Ein zufriedenes Lächeln gleitet über sein Gesicht, als der lautstarke Motor im alten Sägewerk an diesem Morgen gleich anspringt und das Band erstaunlich schnell antreibt, das wiederum die Säge durch den Rotbuchen-Stamm treibt. „Da ist Musik drin, nicht“, sagt Bohnhoff. Kein Wunder, dass er sich in der Stellmacherei so wohlfühlt. Das knatternde Geräusch des alten Sägewerks erinnert eindeutig an einen Trecker.
Die Stellmacherei, Kabenweg 7, Rosengarten-Langenrehm, ist bis Oktober jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der kostenlose Regionalpark-Shuttle mit Fahrradanhänger hält vor der Museumsstellmacherei. Weitere Informationen auch zum Programm an den Aktionssonntagen: www.kiekeberg-museum.de/stellmacherei