Lüneburg. Nachfrage aus Hamburg steigt. Immobilienpreise haben sich verdoppelt. Auch Harburg und Rotenburg ziehen deutlich an.

Wer in Lüneburg oder Umgebung ein Haus kaufen will, muss dafür etwa doppelt so viel zahlen wie noch vor zehn Jahren. Ein Grund für die enorme Preissteigerung für Immobilien rund um die 75.000-Einwohner-Stadt südlich von Hamburg ist das wachsende Interesse bisheriger Großstädter.

Im Durchschnitt 389.000 Euro kostet ein Ein- oder Zweifamilienhaus im Landkreis Lüneburg mittlerweile. Auf Basis von Daten des Marktforschungsinstituts „Empirica Regio“ hat die Maklerfirma von Poll eine entsprechende Marktanalyse erstellt. Ergebnis: Der Traum vom eigenen Häuschen wird von Jahr zu Jahr kostspieliger.

Radius bei der Immobiliensuche reicht über Lüneburg hinaus

Inzwischen schwappt der Preistrend von der Metropole Hamburg verstärkt auf das Umland über. Dabei wird der Radius zusehend größer. Die Folge sind Preissprünge, die prozentual betrachtet um ein Vielfaches über denen für Wohnimmobilien in Hamburg liegen – auch wenn das Preisniveau dort absolut betracht immer noch am höchsten ist. Der durchschnittliche Kaufpreis in der Metropole beträgt annähernd 600.000 Euro für ein Ein- oder Zweifamilienhaus.

Der Befund für Norddeutschland deckt sich mit früheren Angaben des Statistischen Bundesamtes für ganz Deutschland. Demnach mussten Käufer von Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäusern im Corona-Krisenjahr 2020 im Schnitt 7,4 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Teurer wurde es demnach nicht nur in Großstädten, sondern überdurchschnittlich auch auf dem Land.

Seit 2019 sind die Hauspreise noch einmal stark gestiegen

In den vergangenen Jahren hätten sich die Kaufpreise sowohl für Ein- und Zweifamilienhäuser als auch für Eigentumswohnungen in der Region Lüneburg stetig nach oben entwickelt, bestätigt Marco Heilenmann, der die Geschäftsstelle der von Poll Immobilien GmbH in Lüneburg führt. „Besonders in den Jahren 2019 und 2020 gab es noch einmal eine deutliche Steigerung der Preise gegenüber den Jahren zuvor.“ Nicht nur Hamburger suchten verstärkt in dem Gebiet, auch Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet hätten Lüneburg schon seit einiger Zeit für sich entdeckt.

Das Hanseviertel ist in den vergangenen Jahren neu entstanden.
Das Hanseviertel ist in den vergangenen Jahren neu entstanden. © Lena Thiele | Lena Thiele

Aus Maklersicht gibt es dafür verschiedene Gründe. „Lüneburg ist eine attraktive Stadt mit guter Infrastruktur und relativ kurzer Anbindung nach Hamburg“, sagt Heilenmann. „Ausschlaggebend ist jedoch auch der deutliche Unterschied bei den Kaufpreisen. Für den Preis einer Eigentumswohnung in Hamburg können Kaufinteressenten in Lüneburg ein Häuschen im Grünen bekommen.“ Gerade während der Corona-Pandemie habe sich der Wunsch nach einem Haus mit Garten noch einmal verstärkt.

Ein Zimmer fürs Homeoffice steht hoch im Kurs

Besonders hoch sei die Nachfrage nach Einfamilienhäusern, doch auch Doppel- und Reihenhäuser seien begehrt. in den vergangenen Jahren sind in Lüneburg auch viele Eigentumswohnungen gebaut worden, vor allem in den recht neuen Stadtteilen Hanseviertel und Ilmenaugarten nahe dem Bahnhof.

Der Immobilienmarkt in Lüneburg zieht an. Einige Makler suchen mit großen Plakaten nach Objekten für ihre Kunden. 
Der Immobilienmarkt in Lüneburg zieht an. Einige Makler suchen mit großen Plakaten nach Objekten für ihre Kunden.  © Lena Thiele | Lena Thiele

Auch der Wunsch nach mehr Raum zum Wohnen und Arbeiten bringt einige Hamburger bei ihrer Suche bis nach Lüneburg. Seit Beginn der Pandemie fragten Kaufinteressenten aus der benachbarten Großstadt vermehrt nach einem extra Zimmer, sagt der Lüneburger Makler. „Viele Kunden wünschen sich Platz für ein separates Homeoffice, in dem sie in Ruhe arbeiten können.“ Etliche Umzugswillige stellen sich offenbar dennoch aufs Pendeln ein – gesucht ist vor allem eine Kombination aus ruhiger Lage und guter Infrastruktur.

Preise unterscheiden sich in Stadt und Landkreis Lüneburg

Auf den Kaufpreis wirkt sich entscheidend aus, wie wichtig den Käufern die Nähe zur kleinen Hansestadt ist. Denn Lüneburg ist auf dem Immobilienmarkt nicht gleich Lüneburg. Wer bereit ist, auch im umliegenden Landkreis zu suchen, kann noch viel Geld sparen. Zugleich muss fürs Wohnen in der Stadt oft deutlich mehr als der ermittelte Durchschnittspreis gezahlt werden.

„Die Preise in der Stadt sind aufgrund der erhöhten Nachfrage und des gleichzeitig knappen Angebots deutlich höher als im Landkreis Lüneburg“, sagt Heilenmann. Der Landkreis hole allerdings in vielen Gemeinde bereits merklich auf.

In Rotenburg stiegen Immobilienpreise innerhalb eines Jahres um 17 Prozent

Die durchschnittlich höchsten Preise werden außerhalb Hamburgs der Marktanalyse zufolge in den Kreisen Stormarn (475.000 Euro), Pinneberg (429.000 Euro), Harburg (420.000 Euro) sowie Lüneburg (389.000 Euro) verlangt – mit Zuwächsen im Vergleich zu 2019 zwischen acht und elf Prozent. Getoppt werden diese Preissprünge noch von etlichen Regionen im Umland, die zum Teil sogar recht weit von Hamburg entfernt sind.

Die größten Preiszuwächse binnen eines Jahres machen die Makler in Städten und Kreisen wie Rotenburg (Wümme) mit 17 Prozent (269.000 Euro), Lübeck (345.000 Euro, plus 16,9 Prozent), Ostholstein (360.000 Euro, plus 16,1 Prozent), Neumünster (259.950, plus 15,5 Prozent) oder Nordwestmecklenburg (275.000 Euro, plus 15,1 Prozent) aus.

Noch deutlicher fällt der Zehn-Jahres-Vergleich ins Auge: Demnach haben sich die Immobilienpreise außer im Landkreis Lüneburg zum Beispiel auch in Lübeck und Ostholstein seit 2010 nahezu verdoppelt.