Buchholz. Ehrennadel und Kulturpreis gehen in diesem Jahr an vier Männer und ihren Einsatz für Kultur, Kirche und Kranke

Sie hätten nie gedacht, dass sie sich einmal so sehr auf eine Feierstunde in der Buchholzer Empore freuen würden. Doch nach 16 Monaten Auszeit, war die Preisverleihung des Kulturpreises und der Ehrennadeln der Stadt Buchholz für deren Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse und den Landtagsabgeordneten Heiner Schönecke ein besonderer Moment. „Wir haben diesen Abend sehr genossen“, fasst Röhse die Veranstaltung mit 120 Gästen zusammen, die mit einer Gedenkminute für die Opfer der Flutkatastrophe begann.

„Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft“

„Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft“, so Röhse mit Blick auf das Jahrhunderthochwasser. „Wir brauchen Menschen, auf deren Engagement die Gesellschaft zählen kann.“ Um diesen Menschen Anerkennung auszusprechen, verleiht die Nordheidestadt deshalb seit 1996 die Ehrennadel an Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderem Maße zum Wohle der Stadtgesellschaft einsetzen. Zu den Ausgezeichneten gehören in diesem Jahr Ingo zum Felde, Axel Wachtlin und Helmut Fleischhauer.

Ingo zum Felde engagiert sich in der Unfallhilfe, ist aktuell mit dem Team der Johanniter im Corona-Testzentrum in den Buchholzer Höfen und im Impfzentrum im Einsatz. Seit 33 Jahren engagiert er sich als Rettungssanitäter, Lehrrettungsassistent, Fachausbilder und Fachberater. „Ingo zum Felde bildet ehrenamtlich Helfer aus, ist verantwortlich für unsere Liegenschaft, Material und Fahrzeuge“, lobt Laudator Volker von Rumohr. 600 bis 800 Stunden im Jahr sei er im Einsatz – die Verwaltungsarbeit nicht einberechnet. Seit 2007 leitet er den Ortsverband Buchholz, hat mit seiner Frau eine Gruppe für psychosoziale Notfallversorgung ins Leben gerufen, die Angehörige direkt nach der Überbringung von schlimmen Nachrichten betreut. „Es ist gut, dass es dich und deine Truppe gibt“, sagte ihm von Rumohr. „Mit dir zeichnet die Stadt einen großen und qualifizierten Helfer aus.“

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Mit der Ehrennadel ausgezeichnet wurde auch Axel Wachtlin. Der 87-Jährige engagiert sich seit Jahrzehnten im Kirchenkreis Hittfeld, war von 1994 bis 2006 im Vorstand der St.-Paulus-Kirchengemeinde aktiv. Er gründete 1994 den „Förderkreis neue Orgel für St. Paulus“ und erreichte, dass mit vielen Konzerten und Fundraising-Aktivitäten bereits sechs Jahre später eine neue Orgel eingeweiht werden konnte.

Der fünffache Großvater singt in der Kantorei, ist Mitglied im Vorstand der Kinder-Stiftung und des Freundeskreises Musik in der Kirche, übernimmt nebenbei noch Schauspiel- und Sängerrollen in Musicals und hat Heiligabend-Einladungen für Alleinstehende organisiert. Darüber hinaus engagiert er sich in der Alzheimerhilfe, gehört zu den Gründern der Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis Harburg und ist dort als Vorstandsmitglied tätig. „Axel ist wie ein Kondensationskern“, sagte Laudator Andreas Kern. „Um ihn herum sammeln sich Menschen, um etwas auszuprobieren, um etwas zu werden.“ Es sei einzigartig, wie er Menschen zusammenbringe.

Verantwortung für 50.000 Übernachtungen und 20.000 Gäste

Die dritte Ehrennadel ging an Helmut Fleischhauer, der von 1988 bis 2011 ehrenamtlich die Geschäfte der „Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh“ geführt hat. Zu den Aufgaben des heute 94-Jährigen gehörte, ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu betreuen sowie Bildungsveranstaltungen und Ausflüge zu organisieren. Bis heute ist Fleischhauer in Heideruh in der Gästebetreuung aktiv. „Helmut Fleischhauer hat die Verantwortung für 50.000 Übernachtungen und 20.000 Gäste, die Buchholz besucht haben“, so die amtierende Geschäftsführerin Beatrice Trampenau in ihrer Laudatio. „Es war eine Meisterleistung, Heideruh in sich stark wandelnden Zeiten zu gestalten und zu verantworten.“

Außer den Ehrennadeln wurde auch der Kulturpreis der Stadt Buchholz verliehen. Er geht an Michael Wabbel, der von 1988 bis 2018 Pastor der St.-Paulus-Kirchengemeinde gewesen ist und sich bis heute in der Buchholzer Kulturlandschaft engagiert. So schob er Musicalprojekte an, organisierte Studienreisen, stellte das erste Benefizkonzert für die Kinderstiftung der St. Paulus Gemeinde auf die Beine, initiierte die Stadtfest-Konzerte in der St. Paulus Kirche und rief Ausstellungen ins Leben.

Kulturpreis für Michael Wabbel, der Preisgeld stiftet

Wabbel ist auch im Ruhestand aktiv – als Schauspieler, Sänger, Musiker und Motivator. „Religion, Kultur und Geschichte begeistern Michael Wabbel, mit großer Hingabe fördert er den künstlerischen Nachwuchs“, sagt Sängerin und Schauspielerin Ulrike Barz-Murauer. „Er ist ein Brückenbauer und schafft es, die Menschen durch Kultur zusammenzubringen.“ Sein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro stiftet er dem Hilfsprojekt „Musiker ohne Grenzen“ und dem Verein „Musical Stage Buchholz“. Dort proben das Ensemble und er gerade für das neue Musical „Ein Käfig voller Narren“. Frei nach Wabbels Lebensmotto: „Das Leben und die Liebe sind bunt und nicht einfarbig.“