Landkreis Harburg. Filteranlagen zur Pandemiebekämpfung sind in den Schlagzeilen. Auch in Gemeinden im Landkreis Harburg werden die Pläne konkreter.

Seit einem Jahr wird über die Anschaffung von Luftfiltern an Schulen und Kitas zur Pandemiebekämpfung nachgedacht. Das Thema wurde in der Politik diskutiert, verworfen, abgeschmettert. Anträge von Wählergruppen und kleinen Parteien auf Kreis- und Gemeindeebene scheiterten – zumeist an den großen. Jetzt gewinnt das Thema auf Bundes- und Länderebene an Fahrt. Und plötzlich wird auch bei CDU und SPD vor Ort wieder neu gedacht.

So haben die Seevetaler CDU-FDP-Gruppe und die SPD jüngst einen Antrag zu dem Thema erarbeitet, der heute im Gemeinderat abgestimmt werden soll. Darin fordern sie die Gemeinde auf, in Sachen Luftfilter für Schulen und Kitas aktiv zu werden, noch im Sommer ein öffentliches Experten-Hearing zu Möglichkeiten der Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen und Kitas durchzuführen und darüber hinaus Fördermöglichkeiten von Maßnahmen zur Aerosolreduktion in Schulen und Kitas durch den Bund und das Land Niedersachsen zeitnah zu prüfen.

Luftfilter sollen auf verändertes Infektionsgeschehen im Herbst vorbereiten

„Ziel muss sein, unsere Schulen und Kitas auf ein neuerliches Infektionsgeschehen vorzubereiten“, sagt CDU-Fraktionsmitglied Heiner Austrup und folgt damit den Vorstößen der Freien Wähler/Unabhängigen und der Gruppe Grüne/Die Linke. Diese hatten bereits unabhängig voneinander zu Jahresbeginn den Einsatz von Luftfiltern gefordert. „Wir kämpfen bereits seit Monaten dafür, Konzepte mit Experten zu erarbeiten, Fördergelder zu beantragen und die Installation von Raumluftreinigern in Schulen und Kitas umzusetzen“, sagt Willy Klingenberg, Vorsitzender der Freien Wähler. „Bisher wurden unsere Anträge allerdings immer von CDU und SPD blockiert.“ Jetzt müsse es endlich in der Sache vorangehen.

Seevetal und Rosengarten werden jetzt wegen der Luftfilter initiativ

Auch in der Gemeinde Rosengarten soll der Einsatz von Luftfiltern in Schulen und Kitas angeschoben werden. „Der Einsatz von Luftfilteranlagen beziehungsweise Lüftungsanlagen über die Außenluft ist sinnvoll, setzt aber umfangreiche Umbauten in den Schulen voraus“, sagt Bürgermeister Dirk Seidler. „Die Vorbereitungen laufen an, entsprechende Anfragen und Prüfaufträge habe ich bereits bei der Gebäudewirtschaft gestellt. Bei laufenden Neubauten der Kitas könnte das Thema gleich bei der Planung aufgegriffen werden.“ Auch, wenn noch nicht bekannt sei, welche Anforderungen das Land für eine Mitfinanzierung stelle, werde die Gemeinde aktiv versuchen, Fördermittel zu akquirieren, sobald eine Förderrichtlinie und die Ergebnisse der Prüfaufträge vorliegen.

Rosengartens Bürgermeister Dirk Seidler unterstützt den Einsatz von Luftfilteranlagen.
Rosengartens Bürgermeister Dirk Seidler unterstützt den Einsatz von Luftfilteranlagen. © HA | Hanna Kastendieck

Unterstützung bekommt Seidler von der CDU. „Wir setzen uns für die Ausstattung unserer Schulen und Kitas mit entsprechenden Luftfilteranlagen ein“, sagt Fraktionsmitglied Arne Diercks, „auch, wenn dafür Geld in die Hand genommen werden muss.“ Die Investition ergebe auch perspektivisch Sinn, da unklar sei, wie lange die Pandemie noch andauern werde.

Buchholz befasst sich intensiv mit dem Thema Belüftung und Filter

Die Stadt Buchholz befasst sich nach eigenen Aussagen seit Monaten intensiv mit dem komplexen Thema Belüftung und Luftfilteranlagen an Schulen und Kitas. „Entscheidend ist, dass neben der Einhaltung der Hygienemaßnahmen regelmäßig gelüftet wird“, sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. „Gleichwohl wird derzeit der Einbau einer stationären Lüftungsanlage für die Grundschule Sprötze geplant.“ Grund sei der Lärm der Bahn bei geöffneten Fenstern. „Darüber hinaus wollen wir prüfen, ob trotz der guten Lüftungsmöglichkeiten in unseren Schulen und Kitas zusätzlich die Anschaffung mobiler Lüftungsgeräte sinnvoll sein kann“, so Helms. „Besonderes Augenmerk werden wir dabei auf die Wirksamkeit der Geräte zur Reduzierung der potenziellen Viruslast und der damit einhergehenden Lärmbelastung legen.“ Allerdings müsse selbst beim Einsatz mobiler Luftreiniger weiterhin regelmäßig gelüftet werden.

Mobile Luftfilter wie dieser könnten in Kitas und Schulen eingesetzt werden.
Mobile Luftfilter wie dieser könnten in Kitas und Schulen eingesetzt werden. © Privat

Die Buchholzer FDP-Fraktion bezeichnet Luftfilter zumindest bei Neubauten als ein „Muss“. „Aerosole sind das ideale Transportmittel für alle Arten von Viren, so dass Luftfilterung eine zukunftsorientierte Investition darstellt“, sagt deren Fraktionsvorsitzender Arno Reglitzky. „Wenn dann noch 80 Prozent der Investitionskosten als Fördermittel durch den Bund zur Verfügung gestellt werden, sollte die Stadt sofort aktiv werden und die Anträge stellen.“ Frank Piwecki, Fraktionsvorsitzender der SPD, sieht die Effektivität von Raumluftfiltern und die damit verbundenen Kosten hingegen kritisch: „Auch eine 80 Prozent-Förderung bedeutet, man muss große Summen aus dem Haushalt beisteuern.“

Der Landkreis will die Schulen für die Zukunft pandemiefest machen

Um Schulen auch für die Zukunft pandemiefest zu machen, will sich der Landkreis nun intensiv mit den genauen Modalitäten einer Förderung für stationäre Lösungen auseinandersetzen und entsprechende Förderanträge vorbereiten. „Dabei geht es vornehmlich um Anlagen, die für einen Luftaustausch in den Räumen mit Frischluft sorgen“, sagt Kreissprecher Andres Wulfes.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Aus Sicht der Schulen hätten Politik und Verwaltung allerdings längst handeln müssen. „Wir haben bereits im vergangenen Sommer in den verschiedenen Schulgremien über das Thema Luftfilter gesprochen, alle Informationen zusammengetragen, Sonderpreise verhandelt und dem Landkreis vorgelegt“, sagt Dr. Sven Andersson vom Schulelternrat am Gymnasium Hittfeld. „Geräte waren lieferbereit, aber vom Landkreis kam keine Unterstützung.“