Elstorf. Yoga-Lehrerin baut alte Scheune auf dem Familienhof um: Geplant sind Seminare samt Übernachtung zu den Themen Bewegung, Natur und Erholung.
Neben dem Hafer-Silo soll die Gemeinschaftsküche stehen; dahinter, wo jetzt noch ein Trecker abgestellt ist, ein Speiseraum. „Und dort wird es eine große, freie Treppe zu den neun Doppelzimmern geben“, sagt Stella Benecke und deutet nach oben, wo diffuses Sonnenlicht durch einige Spalten der Dachziegel schimmert. Die 29-jährige Yoga- und Akrobatik-Trainerin steht in einer großen Backstein-Scheune, die zu einem Hof mitten in Elstorf gehört, den schon ihre Ur-Großeltern bewirtschafteten. Heute haben die Eltern hier eine Tierarzt-Praxis und die Scheune ist noch verpachtet.
Neue Nutzung ist wohl einzigartig im Landkreis Harburg
Doch Stella Benecke hat dafür seit gut zwei Jahren einen Plan für eine völlig neue Nutzung, die bisher wohl einzigartig sein dürfte im Landkreis Harburg. Unter dem Projektnamen „Haferdiele“ will sie dort künftig eine Art Kombination aus Tourismus, Wellness, Bewegung und Natur-Erlebnis anbieten. Mit eigenen Seminaren für Yoga und Akrobatik oder auch für andere Sportarten wie etwa Rennradfahren, die externe Seminarleiter anbieten würden. Auch Koch- oder Einmach-Kurse plant sie. Mit Gemüse und Obst aus dem eigenen Haferdielen-Garten, der nach der Idee der „Permakultur“ angelegt wird. Also nach einem Prinzip, wonach möglichst Vieles nebeneinander wächst und so umweltschonend rund ums Jahr ein großer Ertrag erzielt wird.
Lesungen, Vorträge, Privatfeiern und kleine Tagungen seien in den zwei dort geplanten Sälen ebenfalls vorstellbar, sagt sie. „Alles für ein Auszeit-Wochenende mitten im idyllischen Dorf“, so beschreibt sie ihre Idee. Platz genug dürfte vorhanden sein: Rund 10.000 Quadratmeter Fläche wird die Haferdiele nach ihrem Ausbau aufweisen. Dazu kommen draußen ein riesiger Garten und eine Weide, wo ein Schwimmteich und eine Sauna geplant sind, langfristig auch kleine Tiny-Houses als weiteres Übernachtungsangebot.
Schwimmteich und Sauna sind auf einer großen Weide geplant
Und natürlich wird es hier einen Bereich geben, um auch draußen mitten auf einer Wiese Yoga- oder Akrobatik-Kurse anbieten zu können. „Besucher können an diesem Ort also nicht einfach nur Urlaub machen oder sportlich aktiv werden. Sie finden Inspiration und überall kleine Projekte, an denen man etwas entdecken und lernen kann“, schreibt sie in ihrem Antrag für eine Landes-Förderung, die neben Rücklagen und Krediten Teil der Finanzierung ist.
Der Bauantrag wurde bereits 2019 gestellt, viele Auflagen wie besondere Brandschutzmaßnahmen oder Fluchtwege mussten da eingearbeitet werden. „Ich warte jetzt nur noch auf die Post mit der Genehmigung “, sagt sie. 2023, so die Planung, könnte die Haferdiele fertig sein. Unterstützung bekommt sie bei der Beantragung von Fördergeldern vom Regionalpark Rosengarten, zu dem sich einige Gemeinden der Region zusammengeschlossen haben, um gemeinsam den Tourismus zu fördern und der Landwirtschaft neue Perspektiven aufzuzeigen. „Das hat Hand und Fuß und passt zu unserem Entwicklungskonzept“, sagt Regionalmanager Sven Hedicke. Gerade im Großraum Hamburg dürfte es dafür ein großes Kundenpotenzial geben, vermutet er.
Interesse an Akrobatik schon seit dem Abitur in Neu Wulmstorf
Die Idee dazu kam zwar plötzlich, hat aber eine lange Vorgeschichte: Nach dem Abitur am Gymnasium Neu Wulmstorf keimte bei Stella Benecke das Interesse für Akrobatik auf und dort speziell für Luftakrobatik, also für alles, was mit Trapez, Ringen oder Übungen an einer Stange zu tun hat: Und genau diese Mischung aus Tanz und Akrobatik an einer Stange, das „Pole-Dance“, war es, was die junge Elstorferin besonders interessierte. „Vielleicht lag es daran, dass ich immer schon auch gerne geturnt habe“, sagt sie. Sie belegte in Hamburg einen ersten Kursus, blieb dabei und wurde selbst Trainerin in einem Tanzstudio.
Über eine Schülerin wurde sie auch auf Yoga aufmerksam, belegte einen Kursus, blieb auch hier dabei und wurde wieder selbst Lehrerin dafür. Sie arbeitete schließlich in verschiedenen Yoga-Studios, unter anderem in Harburg, Buchholz und Buxtehude. Irgendwann aber kam der Gedanke auf, sich weiter zu entwickeln, sagt Stella Benecke, die zwar gelegentlich bei ihrem Freund in Hamburg wohnt, überwiegend aber auf dem Familienhof in Elstorf. „Hier zieht es mich immer wieder hin“, sagt sie.
Familie war schnell vom innovativen Konzept überzeugt
Doch noch ein weiteres Yoga-Studio zu gründen, erschien ihr nicht genug. Und dann war da eben auch der alte Hof, den sie gerne als Hof erhalten möchte, wo gerade die verpachtete Scheune dringend sanierungsbedürftig war. Die Familie tüftelte lange an einem Plan für eine neue Nutzung. Und eines Tages war sie da, die Idee: Yoga, Akrobatik und die alte Scheune müsse man eben zusammendenken.
„Das kam ganz plötzlich“, sagt sie heute. Wo die Zimmer hinkommen können, wo Seminarräume – das erschien in diesem Moment auf einmal ganz klar vor ihrem geistigen Auge. Ihre Familie musste sie nicht lange überreden, das Konzept überzeugte schnell. Sie fand schließlich ein Architekturbüro, tüftelte an der Finanzierung und stellte bald den Bauantrag zum großen Umbau „Ich wusste einfach: das wird was“, sagt sie.