Buchholz. Die 52-Jährige setzt sich seit Jahren für eine nachhaltige Stadtentwicklung ein. Jetzt will sie Bürgermeisterin werden.

Wenn Grit Weiland vom Buchholz der Zukunft träumt, dann denkt sie an eine grüne, nachhaltige Stadt, an ein blühendes Viertel rund um den Bahnhof, an klimafreundliche Häuser und Fahrradstraßen. Die Pläne dafür liegen in den Schubladen der Verwaltung. Unklar jedoch ist, ob sie in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

Genau hier möchte Grit Weiland Klarheit schaffen. Dafür kämpft sie seit Jahren im Rahmen der Wählergemeinschaft Buchholzer Liste. Zukünftig aber möchte die 52-Jährige mehr, als nur im Hintergrund wirken. Sie will Bürgermeisterin von Buchholz werden, im September den Amtierenden, Jan-Hendrik Röhse (CDU), ablösen und frischen Wind ins Rathaus bringen.

Bei der Wahl 2016 kandidierte sie für Buchholzer Liste

Das Talent dazu hat sie. Wer Grit Weiland kennt, weiß, dass sie vor Ideen nur so sprudelt und anpacken kann, andere mitreißen, ohne laut zu werden. Sie ist ein Mensch der leisen Töne, „keine Rampensau“, wie sie betont. Eine Frau, die sich einfühlen kann und zuhören, Vierfachmutter, Psychologin, Klimaaktivistin, ehrenamtlich aktiv, immer mit dem Rad unterwegs.

Bei der Wahl 2016 kandidierte sie erstmalig für die Buchholzer Liste und bekam 147 Wählerstimmen. Sie lacht, streicht sich die blonden langen Haare aus der Stirn, sagt: „147 Menschen wollten, dass ich meine und ihre Themen im Rat vertrete. Auch wenn es für einen Platz im Stadtrat nicht gereicht hat, habe ich diesen Auftrag ernst genommen.“

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Seitdem ist die blonde Frau mit den strahlend blauen Augen unermüdlich für ihre Stadt und die Menschen, die dort leben, im Einsatz, versucht, ihre Themen im Rat zu platzieren und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in Kontakt zu bleiben. Kritisch verfolgt sie die Pläne der Politik für den Osten der Stadt. 1500 Wohnungen sollen hier entstehen. „Ein Wahnsinn“, sagt sie kopfschüttelnd. „Wir haben doch so viele Möglichkeiten rund um den Bahnhof neuen Wohnraum zu schaffen.“ Und dann zählt sie auf, was möglich ist: „16 Hektar haben wir allein mit der Rütgersfläche zur Verfügung. Und es gibt einen Investor, der das Areal sanieren und entwickeln möchte. Was für ein Pfund!“ Und dann gebe es noch die Pläne für das Canteleu-Viertel am Bahnhof mit Kapazitäten für zirka 250 Wohnungen. „Wir brauchen also gar keine neuen Flächen im Osten zu erschließen“, so die Bürgermeisterkandidatin.

Den Ostring lehnt sie kategorisch ab

Ein anderes großes Thema, das sie umtreibt: „Wie gestalten wir Mobilität? Welche Veränderungen brauchen wir auf der Straße?“ Den Ostring, die geplante Umgehungsstraße im Osten der Stadt, lehnt sie kategorisch ab. „Diese Straße brauchen wir nicht.“ Man müsse sich einfach nur mal die Verkehrsmessungen anschauen. „Darin steht, dass zwei Drittel der Autofahrer, die in Buchholz unterwegs sind, höchstens 3,2 Kilometer an Strecke zurücklegen“, so Weiland. „Das geht doch auch wunderbar mit dem Rad.“ Mit E-Bikes und Pedelecs sei es kein Problem, solche Strecken zu fahren. Sie selbst ist das beste Beispiel dafür, dass auch bei einer sechsköpfigen Familie fast alle Dinge des Alltags, selbst der Einkauf, mit dem Rad erledigt werden können. 8200 Kilometer hat sie mit ihrem E-Bike in den vergangenen vier Jahren in der Stadt zurückgelegt.

JFür den Klimaschutz aktiv: Grit Weiland (2.v.l.) mit den Mitstreitern der Fridays und Parents for Future..
JFür den Klimaschutz aktiv: Grit Weiland (2.v.l.) mit den Mitstreitern der Fridays und Parents for Future.. © HA | Hanna Kastendieck

„Eine Ostumfahrung würde 25 Fußballfelder an Wiesen verbrauchen“, sagt sie. „Sie würde 40 Millionen Euro kosten, von denen die Stadt die Hälfte selbst tragen müsste.“ Geld, das an anderer Stelle, für Kitas und Schulen, für die Teilhabe von Senioren, für den Sport und die Jugend, für die Kunst und Kultur, für moderne Fuß- und Radwege sowie für das Ehrenamt und den Klimaschutz fehlen werde. „Und genau in diesen Bereichen dürfen wir nicht sparen“, sagt sie.

Echte Bürgerbeteiligung ist der Kandidatin ein Anliegen

Letztendlich aber seien es die Bürgerinnen und Bürger, die sich gut und wohl in ihrer Stadt fühlen müssten und die entscheiden sollten, wohin die Reise in Buchholz gehe, so Grit Weiland. „Ich kann mit jeder Entscheidung leben. Wichtig ist mir nur, dass die Menschen über alles gut informiert sind. Sie müssen mitreden können und wissen, was zur Debatte steht.“ Das ist ihr wichtig: Gemeinsamkeit. Zusammen mit den Menschen die Stadt zu gestalten und nicht über ihre Köpfe hinweg. „Echte Bürgerbeteiligung ist mir ein Anliegen. Wir müssen die Buchholzer mehr ins Boot holen, ihnen die Möglichkeit geben, sich in vielfältiger Weise einzubringen“, sagt sie. „Wenn Menschen gestalten können und Einfluss nehmen, übernehmen sie Verantwortung und machen damit die Stadt zu ihrer eigenen, sie wirken mit. Das gibt jedem Einzelnen ein gutes Gefühl.“

Grit Weiland spricht aus eigener Erfahrung. 2003 zog die gebürtige Brandenburgerin von Hamburg nach Buchholz. Seitdem engagiert sie sich hier auch ehrenamtlich. Derzeit ist sie bei der Klimaschutzinitiative „Parents for Future“ aktiv. Darüber hinaus gründete sie mit ein paar Mitstreitern 2017 die Freiwilligenagentur f.e.e., deren Ziel es ist, das bürgerschaftliche Engagement nachhaltig zu stärken. Die Agentur berät Menschen, die Lust und Zeit haben sich freiwillig zu engagieren und bringt diese mit Einrichtungen vor Ort zusammen.

Inzwischen hat Grit Weiland ein großes Netzwerk geschaffen, von dem sie auch bei der Wahl zur Bürgermeisterin profitieren könnte. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der Nordheidestadt – auch das könnte ihrer Kandidatur Rückenwind geben. Obwohl, wie sie einräumt, ihr Erfahrungen in der Verwaltung fehlen. „Dafür kann gut zuhören“, sagt sie. Und das werde sie tun, sollte sie den Chefsessel im Rathaus übernehmen: den Mitarbeitern ihre Aufmerksamkeit schenken, auf ihre Expertise vertrauen und gemeinsam mit einem starken Team die Stadt gestalten.