Scheeßel/Handeloh. 25 Jahre Hurricane: Mehr als 80.000 Fans wurden zum Jubiläum erwartet. Doch Corona wurde erneut zum Showstopper. Nicht nur dort.

„Eigentlich hätten wir genau jetzt die Tore geöffnet“, sagt Festivalleiter Jasper Barendregt. Er schaut auf die Uhr. Es ist punkt 11 Uhr. Stattdessen steht er gemeinsam mit Bürgermeisterin Käthe Dittmer-Scheele unter einer großen schattigen Eiche vor dem Rathaus in Scheeßel im Kreis Rotenburg. „Wir vermissen das Festival“, sagt die Bürgermeisterin. Schon 2020 musste es coronabedingt abgesagt werden. Und auch in diesem Jahr wird es kein Hurricane-Festival geben. Dabei hätte es sein 25. Jubiläum gefeiert.

Das Gelände am Sandrennbahnstadion Eichenring, in dem auch WM-Läufe starten, ist ruhig und beschaulich. Verwaist würde es besser treffen. Amseln zwitschern, die Äste von Birken und Eichen wiegen sich im heißen Hochsommerwind. Kein Zelt, keine Bühne, kein Riesenrad, keine Fans, keine Lautsprecher und kein Sound-Check. „Hier steht sonst eine Kleinstadt“, sagt Dietmar Hornig vom MSC Eichenring. Der Verein vermietet das Gelände seit Jahren an Hurricane-Veranstalter FKP Scorpio. Rings um das Herz des Festivals campen auf zahlreichen Wiesen die Fans soweit das Auge reicht.

Festivalleiter vom Hurricane: „Das ist unsagbar bitter“

„Für den Verein ist das Festival ein Segen“, so Hornig. Die Mieteinnahmen sind mittlerweile größte Einnahmequelle. Insgesamt belegt das mehrtägige Hurricane-Festival eine Fläche von rund 202  Hektar oder etwa 280 Fußballfeldern. Da sind aber neben dem 14 Hektar großen Festivalgelände auch die Park-, Camping-, Wohnmobil- und Vip-Flächen eingerechnet.

„Das ist unsagbar bitter“, seufzt auch Festivalleiter Barendregt über die zweite Absage. „Und schauen Sie nur mal aufs Wetter.“ Bestes Sommer-Festivalwetter: Das tut dem Veranstalter doppelt weh. Nun richten sich die Augen auf 2022. Dann soll es endlich was werden mit dem 25-Jahr-Jubiläum. „Die Menschen sind so ausgehungert nach Veranstaltungen. Die werden nächstes Jahr feiern, dass es in die Geschichtsbücher eingeht“, sagt und hofft Barendregt.

Scheeßel sind traurig über die Ruhe in ihrem Ort

Wer denkt, dass man sich in Scheeßel auch freut, dass endlich mal Ruhe ist, der täuscht sich. „Uns Scheeßelern ist das eine echte Herzensangelegenheit. Wir lieben unser Festival“, sagt Dittmer-Scheele, die seit 20 Jahren Bürgermeisterin in Scheeßel ist. Schon Wochen vorher beginnen die Aufbauarbeiten und die Stimmung steigt mit den Fertigstellungen bis zum Höhepunkt des Beginns. „Das Festival ist in Scheeßel groß geworden.“ Der Ort selbst zählt rund 13.000 Einwohner, Hurricane lockt während der Festivaltage sechsmal so viele Besucherinnen und Besucher an.

Einige Scheeßeler finden es sogar schade, dass die Besucher in den vergangenen Jahren nur noch selten den Weg vom Festivalgelände in den rund drei Kilometer entfernten Ortskern auf sich nehmen. Die Veranstalter böten ja auf dem Gelände mit Supermarkt eine Komplettversorgung an, sagt der Landwirt Wolfgang Bassen, der einige Wiesen für die Camper zur Verfügung stellt und mit seiner Frau einen kleinen Hofladen betreibt. „So bekommen wir Scheeßeler nicht mehr soviel mit wie früher, als die jungen Leute in den Ort gepilgert sind und zum Bäcker frühstücken gingen. Das ist eigentlich schade, das war vorher ein schönes Feeling.“

Wie das Feeling 2022 wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall steht der Termin: vom 17. bis 19. Juni. Viele Bands haben schon zugesagt. Und das Wetter soll auch wieder bombig werden. „Das haben wir gerade beschlossen“, sagen der Festivalleiter und die Bürgermeisterin mit einem Augenzwinkern. Und dann wird auch wieder vor dem Hofladen von Bauer Bassen das Schild „Hurricane-Frühstück“ stehen.

Das Wini Macken in Handeloh fällt auch aus:

  • Das wohl kleinste Metal-Festival der Welt steigt im kleinen Heideort Handeloh. Nachdem das Wini Macken Open Air im vergangenen Jahr coronabedingt abgesagt werden musste, sollte es 2021 wieder zahlreiche Rockfans in die Lüneburger Heide locken. Das Programm stand: Es war einfach um ein Jahr verschoben worden, alle Bands hätten auch für 2021 bestätigt, so die Veranstalter. Auch das Datum stand mit dem 28. August bereits fest.
  • Doch nun die Absage. Wie die Veranstalter kürzlich mitteilten,müssen sie das geplante Wini Macken Open Air 2021 endgültig absagen, die bereits verkauften Tickets werden erstattet. „Obwohl die Coronalage sich langsam bessert, haben wir durch die bestehenden behördlichen Auflagen keine ausreichende Planungssicherheit“, heißt es in der Mitteilung.
  • Die liest sich auch für die Zukunft vager als bei der letzten Absage. Zu einem neuen Termin heißt es nur: „Wir hoffen, dass wir in besseren Zeiten mal wieder zusammen kommen können.“