Eyendorf. Im ruhigen Heideort Eyendorf wohnt die Dschungelkönigin auf ihrer „Finca“. Sie blickt auf ein turbulentes Leben zurück.

Wer kann schon von sich behaupten, eine Dschungelkönigin gewesen zu sein und im australischen Busch vor einem Millionenpublikum Känguru-Hoden gegessen zu haben? Gut, dass möchte vielleicht auch nicht jeder. Aber eines ist das Leben von Ingrid van Bergen auf keinen Fall: langweilig.

Sie selbst bezeichnet es als „turbulent“. Die Schauspielerin, die kürzlich ihren 90.  Geburtstag in kleiner Runde mit Freunden beging, hat etwas zu erzählen, wenn Besuch zu ihr auf die „Finca Joya de la Montana“ kommt.

Modernisierten Bauernhof ist das Zuhause von Ingrid van Bergen

Die liegt, anders als man es vom Namen her vermuten mag, im kleinen Heideort Eyendorf im Landkreis Harburg. Hier lebt die in Ostpreußen aufgewachsene Schauspielerin, die auch sieben Jahre ihres Lebens auf Mallorca verbrachte, mit Hunden, Katzen und Pferden. Bei der Finca handelt es sich in diesem Fall um einen modernisierten Bauernhof. Ein Schild mit der Aufschrift „Finca Joya de la Montana“ macht aber für jeden Besucher deutlich, dass es hier eben nicht ganz so gewöhnlich zugehen soll.

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Eben wie im Leben der Schauspielerin, in dem es einige Höhe- und Tiefpunkte gab. In den 50er und 60er Jahren gehörte van Bergen zu den bekanntesten deutschsprachigen Filmschauspielerinnen. Sie spielte in zahlreichen Filmen mit und auch international eine Rolle zum Beispiel an der Seite von Kirk Douglas. Doch 1977 erschoss sie im Affekt ihren Geliebten Klaus Knaths und saß dafür knapp fünf Jahre im Gefängnis. Sie kämpfte sich zurück ins Filmgeschäft, spielte wieder mit in Filmen und Serien wie Tatort, Derrick, Bewegte Männer.

Ingrid van Bergen: "Ich hatte ein ganz buntes, reiches Leben"

Ob sie etwas bereut oder vermisst? „Es war alles richtig, so wie es war, bis auf eine Ausnahme natürlich“, sagt van Bergen, wenn sie auf ihr 90-jähriges Leben zurückblickt. „Ich hatte Karriere, Kinder, ich hatte Erfolg. Ich habe sehr viele Menschen kennengelernt und ich war im Ausland. Ich habe alles gehabt, was es gibt. Ich habe sehr sehr viel erlebt, ich hatte ein ganz buntes, reiches Leben – es wäre undankbar zu sagen, dass ich etwas vermisse.“

Selbstüberwindung: Vegetarierin und Tierschützerin isst Känguru-Hoden

Auch die Auftritte in dem umstrittenen Fernsehformat im australischen Dschungel bereut sie nicht. Im Gegenteil. Obwohl sie als Tierschützerin und Vegetarierin Dinge essen musste, die auch Nicht-Vegetarier meiden würden. „Das Schlimmste, was ich essen musste, waren wohl die Känguru-Hoden. Ich habe es mit großer Selbstüberwindung getan“, berichtet sie. Aber da gab es für sie keine Alternative. „Ich habe einen Vertrag unterschrieben und ich bin es gewöhnt, in meinem ganzen beruflichen Leben meine Verträge zu erfüllen“, erklärt van Bergen. Sie stamme aus einer Offiziersfamilie und sei geprägt worden, ihre Aufgaben zu erledigen.

Auf ihren Titel als älteste Dschungelkönigin ist sie sogar stolz und sie würde wieder teilnehmen, wenn sie es noch könnte. „Aber mit einer 90-Jährigen ins Dschungelcamp: Das würden sie wohl nicht riskieren“, sagt sie mit Blick auf den TV-Sender. Und räumt ein, dass es auch für sie körperlich schwierig sein dürfte. Es gehe ihr zwar gut, körperlich und geistig, wie sie betont. Aber das Dschungelkamp verlange einem doch mehr ab.