Lüneburg. Im neuen Hauptgebäude sind die Stationen um Innenhöfe angeordnet. Zentralisierung soll Arbeitsabläufe verbessern.

Die Psychiatrische Klinik Lüneburg (PKL) stellt sich neu auf und baut in diesem Zuge ein neues Hauptgebäude auf seinem Gelände am Rande der Hansestadt. In dem Neubau werden mehrere Stationen der Erwachsenenpsychiatrie zusammengeführt, die Architektur soll die Arbeitsabläufe erleichtern und somit die Behandlung der Patienten weiter verbessern. Die voraussichtlichen Kosten betragen 39 Millionen Euro. Das Land hat eine Förderung von 32 Millionen zugesagt und bereits 6,9 Millionen Euro für den ersten Finanzierungsabschnitt zur Verfügung gestellt.

Das bisherige Hauptgebäude „Haus 48“ stammt aus den 1970er-Jahren und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Der kompakte weiße Bau setzt sich deutlich von den übrigen Häusern der PKL ab, die um 1900 gebaut wurden und auf dem weitläufigen parkähnlichen Areal verteilt sind. Er soll durch ein modernes Gebäude ersetzt werden, dessen Raumkonzept besser an die Bedürfnisse der Patienten und Mitarbeiter angepasst ist.

Zwei Jahre Bauzeit sind für den Neubau angesetzt

Zwei Jahre Bauzeit sind für den Neubau angesetzt, die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt haben in der vergangenen Woche begonnen. „Es ist eine Herausforderung, den Neubau so zu gestalten, dass er in die Umgebung passt“, sagte Daniela Behrens, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, bei der Eröffnung der Baustelle. „Aber die professionelle Planung in Lüneburg genießt in Hannover ein sehr hohes Ansehen, sodass wir dieses Projekt gerne durch unsere Förderung unterstützen.“

Der Neubau soll nicht nur ein in die Jahre gekommenes Gebäude ersetzen. Das Ziel ist die Zentralisierung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (KPP) der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Deren elf Stationen sind bisher dezentral verteilt und sanierungsbedürftig: Jeweils eine Station befindet sich in drei historischen, denkmalgeschützten Gebäuden auf dem Klinikgelände, drei Stationen sind in Haus 44 untergebracht und weitere Stationen in Haus 48, dem bisherigen Hauptgebäude.

Haupthaus erfüllt nicht mehr die Anforderungen an ein Klinikgebäude

Insbesondere das Haupthaus erfüllt nach Angaben der PKL nicht mehr die Anforderungen an ein Klinikgebäude, in dem zeitgemäße Konzepte umgesetzt werden können. Es fehlen beispielsweise Rundläufe, barrierearme Zuwege sowie ebenerdige Zugänge in Außenbereiche. Die dezentrale Gebäudestruktur benachteilige die Organisation und Sicherstellung der Behandlungsprozesse.

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In der Klinik werden psychisch erkrankte Erwachsene in verschiedenen Bereichen behandelt. Dazu gehören sowohl die Allgemeinpsychiatrie und die Gerontopsychiatrie als auch ein Ambulanzzentrum, eine Abteilung für Suchtmedizin sowie ein Modellprojekt für die Behandlung der Patienten zu Hause, das sogenannte Home Treatment.

Zentralisierung wird in mehreren Stufen umgesetzt

Die Zentralisierung wird in mehreren Stufen als Ersatzneubau für das Hauptgebäude umgesetzt. Für den jetzt begonnenen ersten Bauabschnitt werden das Schwimmbad, das nicht mehr genutzt wird, und eine kleine Sporthalle abgerissen. Zudem werden bisherige Grünflächen bebaut.

In diesem Bereich entsteht ein Neubau mit einer Nutzfläche von rund 4500 Quadratmeter für insgesamt vier Pflegestationen. Darin werden zwei allgemeinpsychiatrische Intensivtherapiestationen sowie zwei gerontopsychiatrische Stationen für ältere Patienten mit insgesamt 88 Planbetten einziehen. Jede Station ist als Atriumhaus um einen Innenhof herum organisiert. Auf einem Teil des Neubaus wird ein begehbarer Dachgarten angelegt. Das Gebäude soll nach derzeitiger Planung im Frühjahr 2023 fertig gestellt sein.

Geschäftsführer: "Der Baustart ist ein weiterer Meilenstein "

„Der Baustart ist ein weiterer Meilenstein im Zuge der intensiven Projektplanung zur künftigen Ausrichtung der KPP“, sagte Rolf Sauer, Geschäftsführer der Psychiatrischen Klinik nun anlässlich der Baustelleneröffnung. Ursprünglich waren 26 Millionen Euro veranschlagt. Auch die Bauarbeiten sollten bereits 2020 starten.

Für den Entwurf des Gebäudes ist das Architekturbüro tsj Tönies Schroeter Jansen aus Lübeck verantwortlich. Es hatte einen entsprechenden Wettbewerb, an dem sich elf weitere Büro beteiligten, für sich entscheiden können. „Das Ergebnis ist eine der Psychiatrie angemessene und den Menschen zugewandte Architektur“, lobt Sauer. „Unter anderem wird von jeder Station aus ein Garten erreichbar sein, in dem es möglich ist, die Natur zu erleben.“ Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge verwies auf die Bedeutung der PKL für die Stadt und die Region: „Lüneburg ist der Mittelpunkt der regionalen Gesundheitsversorgung, die kommunale Daseinsvorsorge gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben. Ohne die Unterstützung des Landes wären weder die bisherige Erfolgsgeschichte noch die künftige Weiterentwicklung möglich.“

Nach tödlichem Vorfall sind Schulungen für Mitarbeiter geplant:

Unabhängig vom Neubau arbeitet die Klinikleitung noch einen schlimmen Vorfall auf. Nach der Tötung zweier Menschen in der Psychiatrischen Klinik Lüneburg befindet sich der Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft Lüneburg weiterhin in einem Maßregelvollzugszentrum. Grundlage ist ein Beschluss zur einstweiligen Unterbringung. Hintergrund: Der 21-Jährige hatte am 19. Februar zwei Mitpatienten getötet und eine Mitarbeiterin schwer verletzt.

Bei der Aufarbeitung des Vorfalls steht die Klinik im Austausch mit dem Niedersächsischen Gesundheitsministerium. Eine interne Untersuchung kam zum Ergebnis, dass es keinerlei Fehleinschätzung oder Fehlverhalten des Personals gegeben habe. „Es gibt keine Erkenntnisse darüber, wie der Vorfall hätte verhindert werden können“, so Kliniksprecherin Angela Wilhelm. „In der Aufarbeitung wurde deutlich, dass es trotzdem ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis des Personals gibt.“ Dazu stehe man mit Mitarbeitern und Betriebsrat im Austausch. So werde überlegt, das Schulungsprogramm zur Gewaltdeeskalation und -prävention weiter auszubauen.

Für die Betroffenen gab es nach der Tat Hilfsangebote. „Neben der akuten psychologischen Krisenintervention bietet die Klinik Supervision an und vermittelt weiterführende Hilfen und psychologische Betreuung“, so Wilhelm. Auch das Klinikseelsorge-Team habe Unterstützung angeboten und zu Gedenkveranstaltungen für Verstorbene eingeladen. Alle Kollegen seien wieder im Dienst.