Winsen/Buchholz. Die Kreisstadt hat ihren ersten behindertengerechten Spielplatz. Investiert wurden mit mehreren Förderern 150.000 Euro.
Die Stadt Winsen hat nun den ersten behindertengerechten Spielplatz. Am Donnerstag wurde das Projekt vorgestellt. Die Bauarbeiten sind weitgehend abgeschlossen. Insgesamt fließen für das Projekt 150.000 Euro. Den Großteil der Summe und die Pflege des Platzes übernimmt die Stadt. Allerdings haben drei Sponsoren ihre finanzielle Hilfe zugesagt.
So übernimmt Round Table Winsen 11.000 Euro für ein Spielhaus, die Braunschweiger Kroschke Kinderstiftung 5000 Euro für ein neues Spielschiff und die Milde Stiftung St. Georg aus Winsen 6700 Euro für eine besondere Schaukel. Den Auftrag für den Bau der Spielgeräte hatte nach einem Angebotsvergleich die Bremer Ghepetto GmbH erhalten.
Kinder und Jugendliche wollten gern ein neues Spielschiff
Den Ausschlag für das neue Spielschiff gab ein Malwettbewerb von Kindern und Jugendlichen, die sich einen Ersatz für das 2020 abgerissene alte Schiff wünschten. Nachdem, aufgerufen vom Jugendzentrum Egon’s, Namensvorschläge mit maximal sieben Buchstaben eingereicht werden konnten, steht seit Donnerstag fest: Das Schiff heißt „Luise“. So besteht auch ein Bezug zur Luhe. Der fünfjährige Josua Seel, der die Idee hatte, durfte zur Taufe kommen und gewann eine Schatzkiste.
„Ich freue mich, dass wir in Winsen nun einen Spielplatz für alle haben, auf dem mit und ohne Handicap gemeinsam mit viel Freude gespielt werden kann. Ohne die Förderer wäre die Umsetzung in dem Maße aber nicht möglich gewesen. Der Platz soll ein Wegweiser für andere in Winsen sein“, sagte Bürgermeister André Wiese.
Nun auch für Kinder mit Handicap nutzbar
Kurz nachdem 2020 feststand, dass ein neues Spielgerät auf dem Luhespielplatz nahe des Parkplatzes der Kreisverwaltung nötig würde, hatten Sonja Arvidson (Bürgermeisterbüro), Sven Kröger (Sportkoordinator) und Ralf Macke (Egons’s) mit den Planungen begonnen. „Von Anfang an stand fest, dass der Luhespielplatz zukünftig auch für Kinder mit Handicap nutzbar sein sollte“, sagte Arvidson. Wege wurden umgeplant und der Fallschutzbelag vorgesehen. Mit der Zusage der Milden Stiftung St. Georg konnte die Schaukel geplant werden. Sie ist außer mit einem Schaukelbrett mit einem großen Sitznetz ausgestattet und bringt so den nötigen Halt, um auch mit Handicap schaukeln zu können.
Das Schiff verfügt über eine Rollstuhlrampe, eine Breitrutsche und soll alle Sinne der Kinder ansprechen. Bewusst eingesetzte bunte Farben setzen Akzente für Sehbeeinträchtigte und ein kinetisches Steuerrad macht Geräusche. Hier stand der Lebenshilfe Kindergarten rund um Kerstin Höfig dem Projektteam mit Rat zur Seite. Das Spielhaus für die unter Dreijährigen ist auf Inklusion zugeschnitten: Außer einer Zugangsrampe finden sich Dreh- und Klangspiel, Rutschpodest mit umlaufendem Geländer sowie Kletternetz aus Herkulestauwerk zum Rutschpodest.
Der Platz soll von Mitte Juni an in Betrieb gehen
Nun brauche es noch etwas Zeit bis die Fundamente ausgehärtet sind, und der Fallschutzbelag betreten werden dürfe, teilte die Stadtverwaltung mit. Auch die Bänke, die von einem örtlichen Metallbauer kommen und teilweise mit Rollstuhl oder Rollator nutzbar sind, fehlen noch. Ein Fest zur Eröffnung muss aufgrund der Corona-Krise ausfallen. Mit dem Abbau der Bauzäune soll der Platz von Mitte Juni an in Betrieb gehen.
Im Landkreis Harburg werden Überlegungen für Spielmöglichkeiten für Kinder mit und ohne Behinderungen bislang noch selten umgesetzt. Obwohl gerade solche Ansätze das Miteinander selbstverständlicher machen dürften. Allerdings hatte bereits 2010 der Buchholzer Sportverein Blau Weiß die integrative Sport- und Spielanlage für Menschen mit und ohne Behinderungen gebaut und sie als „Spielraum für ALLE“ auf 6000 Quadratmetern im September eröffnet.
In Buchholz entsteht ein Parcours für Rollstuhlfahrer
Initiator war der Vorsitzende Arno Reglitzky, der inzwischen 400.000 Euro an Fördergeldern vor allem vom Land eingesammelt hat. Zunächst für eine eigene Abteilung Behindertensport vorgesehen, kann heute jeder Interessierte kommen, ohne dass ein Mitgliedschaft im Verein notwendig wäre. Durch die integrative Planung der rollstuhlgerechten Spielgeräte, der Wege und Flächen können Kinder schaukeln, rutschen, im Sand oder Wasser spielen und Karussell fahren. Auch die 400 Meter lange Skaterbahn können Rollstuhlfahrer nutzen.
Zuletzt hatte Reglitzky 15.000 Euro von der Michael-Otto-Stiftung erhalten, die sonst nur Vereine aus Hamburg fördert. Mit dem Geld soll ein Parcours für Rollstuhlfahrer entstehen, der im Spätsommer fertig sein soll. Dort kann dann das Fahren über Schrägen, Rampe und Kopfsteinpflaster eingeübt werden. „Wir gehen davon aus“, sagt Reglitzky, „dass unser damaliges Pilotprojekt noch immer in Niedersachsen einmalig ist.“