Lüneburg. Die Ausstellung in der Kulturbäckerei zeigt den bekannten Aktionskünstler von einer ganz anderen Seite – zunächst nur digital.

Die Kunsthalle in der Salzstadt zeigt die einzige umfangreiche Beuys-Ausstellung in Norddeutschland zum 100. Geburtstag des Künstlers. Die Eröffnung an diesem Sonntag kommt allerdings nur über digitale Känale.

Joseph Beuys galt als Aktionskünstler und arbeitete gern mit Fett, Filz und Honig. Auf grauen, mandelgelben und grünen Wänden präsentiert die Kunsthalle Lüneburg von Sonntag an bis zum 1. August in der beliebten Kulturbäckerei provokante Plakate und Multiples zum 100. Geburtstag des viel diskutierten Künstlers am 12. Mai (1921-1986). „Frohe schweflige Weihnachten“ steht geschrieben auf einer signierten Postkarte von 1984 aus verzinktem Eisenblech – auf der Rückseite mit Schwefel beschichtet. Daneben eine dicke Holzpostkarte – auch ein lichtempfindliches PVC-Exemplar mit Honigbeschichtung entwarf er.

Die Postkarten und Plakate zeigen, dass Beuys auch viel gemalt und gezeichnet hat

„In seinen Anfängen hat Beuys sehr viel gemalt und gezeichnet, das verbindet man nicht mit ihm“, sagte die Berliner Kuratorin Daniela Sannwald der Deutschen Presse-Agentur. Erst später seien die aufsehenerregenden Aktionen hinzugekommen. Die Werke des Künstlers stammen aus dem eigenen Lüneburger Archiv sowie einer Leihgabe, darüber hinaus zeigt die Ausstellung in der Kulturbäckerei auch Werkfotos und Porträtaufnahmen.

Als „modern und visionär vorausschauend“ bezeichnet Kunsthallen-Geschäftsführer Carsten Junge das Projekt „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, das Beuys 1982 zur documenta 7 beisteuerte. Das Thema Natur und Naturschutz lag dem gebürtigen Krefelder sehr am Herzen, bis zu seinem Tod war er Mitglied der Grünen. Eine vier Meter hohe Eiche und 7000 Eicheln sollen in der Kunsthalle an die ungewöhnliche Aktion von Kassel erinnern. Beuys suchte damals Spender für das Pflanzen der Eichen, blieb aber letztendlich auf einem Großteil der Kosten sitzen.

Die Ausstellung ist so konzipiert, dass Beuys Kunst für Betrachter verständlich wird

„Beuys will, dass man sich mit ihm auseinandersetzt. Wir haben die Ausstellung so konzipiert, dass man ihn versteht“, erzählt Junge über den Sohn eines Kaufmanns, der als Bildhauer mit ganz und gar unorthodoxen Methoden arbeitete und für den der damals vorherrschende Kunstbegriff zu eng war. Der wohl bekannteste Satz des ehemaligen Professors an der Kunstakademie Düsseldorf lautete: „Jeder Mensch ist ein Künstler“.

Die Eröffnung der Ausstellung an diesem Sonntag um 15 Uhr ist aufgrund der herrschenden Pandemie-Einschränkungen digital geplant. Beuys Wegbegleiter Siegfried Sander erzählt dabei von der Zusammenarbeit mit dem Künstler. Wann die Werke real besichtigt werden können, richtet sich nach den Regeln in der Corona-Pandemie. Der Eintritt wird dann frei sein.