Neu Wulmstorf. Im Frühjahr startet die Bebauung des „Rosshof“-Areals. Warum in der Gemeinde dann nur noch Platz in Baulücken ist.
In Neu Wulmstorf ist jetzt eine Bebauungsplan-Änderung von der Politik auf die Zielgerade gebracht worden, die so etwas wie den Schlussstein einer rasanten Entwicklung bilden dürfte. Rund 700 Mietwohnungen sind im Kernort der Gemeinde in den vergangenen Jahren gebaut worden oder sind aktuell noch in Bau. Allein von 2018 auf 2020 wuchs damit die Bevölkerungszahl um fast sieben Prozent auf dann 22.256 Einwohner.
Mit dem Projekt „Rosshof“ des Nottensdorfer Immobilienunternehmens HBI kommen jetzt in der Nähe des Bahnhofs bald noch einmal 104 Wohnungen dazu. Auf dem Gelände eines ehemaligen Reiterhofs sind zudem ein 80-Bettenhotel samt Restaurant und Veranstaltungssaal eines anderen Investors sowie eine neue Kindertagesstätte geplant. Für den aktuell geänderten Bebauungsplan dazu hat der zuständige Ausschuss kürzlich die öffentliche Auslegung einstimmig beschlossen, die Planskizzen und Begründungen können auf der Internetseite der Gemeinde (www.neu-wulmstorf.de) eingesehen werden.
Im Frühjahr 2022 soll Baubeginn sein
Noch wird das Areal als Lagerplatz für eine andere Baustelle genutzt. Im Frühjahr 2022 soll aber dort nun konkreter Baubeginn sein. Für den Herbst 2023 rechnet HBI-Geschäftsführer Dierk Heins mit der Fertigstellung. Aktuell gebe es noch Verhandlung mit potenziellen Investoren, so Heins. In der Regel baut und verwaltet sein Unternehmen solche Wohnprojekte für Anleger inklusive der späteren Vermietung. Ein Geschäftsmodell, das angesichts niedriger Zinsen offensichtlich gut läuft.
Doch im Kernort von Neu Wulmstorf dürfte der „Rosshof“ auf absehbare Zeit das letzte Projekt dieser Art sein. „Flächenmäßig war`s das wohl jetzt“, sagt der Neu Wulmstorfer Bauausschuss-Vorsitzende Thomas Grambow (SPD). Weitere Grundstücke in dieser Größe für einen Geschoßwohnungsbau gebe es nicht mehr. „Allenfalls Lücken sind noch da“, so der SPD-Politiker: Zum Norden verhindere das Vogelschutzgebiet eine weitere Entwicklung, im Osten liegt die Landesgrenze zu Hamburg, zum Westen ebenfalls geschütztes Moor. Möglich, so Grambow, wäre nur noch ein mögliches Neubaugebiet auf dem Freibadgelände. Ob das Bad aber doch noch mit vertretbarem Aufwand saniert werden kann, ob es ein Kombibad als Ersatz in Kooperation mit der Stadt Hamburg oder auch einen eigenen Neubau gibt – solche Entscheidungen stehen noch aus.
Elstorf und Schwiederstorf werden weiter entwickelt
Also konzentriert sich die weitere Entwicklung der Gemeinde jetzt auf die Ortsteile Elstorf und Schwiederstorf. Schon lange gibt es dazu eine Entscheidung des Rates für die Änderung des Flächennutzungsplanes, womit aber vor allem die Ausweisung von Gewerbeflächen und Grundstücken für Einfamilienhäuser möglich werden sollen. Wegen Corona lag die Planänderung lange auf Eis, nächste Woche will der Rat voraussichtlich darüber abschließend entscheiden.
Stadtvillen mit braunen Verblendsteinen
Bevor aber dann dort der erste Spatenstich erfolgen wird, dürfte der „Rosshof“ längst fertig sein. Der aktuelle Bebauungsplanentwurf sieht für die 104 Wohnungen fünf sogenannte „Stadtvillen“ vor, die eine rote oder braune Fassade aus Verblendsteinen bekommen sollen. 18 der Wohnungen werden „preisgedämpft“ sein, 63 Stellplätze in einer Tiefgarage sind hier zudem vorgesehen. Das Markante an dem Komplex dürfte jedoch die dort vorgeschriebene Dachbegrünung sein. Geplant ist zudem ein Blockheizkraftwerk für alle Wohnungen, heißt es bei der HBI.
Bei dieser Bebauungsplan-Änderung nutze die Gemeinde jetzt neue Möglichkeiten im deutschen Planungsrecht. Bisher trennte das Gesetz noch streng Wohn- von Gewerbegebieten. Mit der Bezeichnung „Urbanes Gebiet“ ist seit einiger Zeit auch eine Mischung möglich. Damit reagierte der Gesetzgeber auf die hohe Wohnungsnachfrage in städtischen Regionen. Und auch Neu Wulmstorf am Rand von Hamburg konnte so nun den alten Bebauungsplan ändern, um dort in der Nähe des Bahnhofs weitere und vor allem kleinere Wohnungen bauen zu können, die laut Planbegründung gerade bei Senioren wie auch „Haushaltsgründern“ stark nachgefragt würden.
Bauprojekt speziell für Senioren
Gerade an Senioren richtet sich zudem ein Projekt, das mittlerweile seit einigen Jahren schon am nördlichen Rand des jetzigen „Rosshof“-Areals in Planung ist. Seniorenwohnungen und auch eine Tagespflege sollten hier eigentlich gebaut werden und sind so von der Gemeinde dort auch schon so seit längerer Zeit ausgewiesen. Nach Information von Baupolitiker Grambow gibt es für das Areal aber einen neuen Investor. „Und der hat sich mit seinen Plänen uns noch gar nicht vorgestellt“. Der Politik sei daher derzeit noch unbekannt, ob an der Stelle weiter ein Projekt für Senioren geplant sei. Zudem werde aktuell bereits ein neues Seniorenheim mit Tagespflege im Süden der Gemeinde an der Lutherkirche geplant, was den Bedarf im Ort zu großen Teilen decken könnte. Was also neben dem „Rosshof“ einmal entstehen wird, dürfte noch offen sein. „Wir sind gespannt“, so Grambow.