Neu Wulmstorf. Politik in Neu Wulmstorf stimmt für Pflegeheim und Senioren-Eigentumswohnungen. Aber es gibt Forderungen.
Nach jahrelangem Tauziehen um Baupläne für ein hügeliges Waldgrundstück an der Neu Wulmstorfer Lutherkirche konnte jetzt für ein neues Projekt dort offensichtlich ein Durchbruch erzielt werden. Mit großer Mehrheit bei nur einer Enthaltung stimmte der Bauausschuss des Gemeinderates am Donnerstagabend dafür, für das Areal an der Wulmstorfer Straße einen Bebauungsplan aufzustellen, der dort eine Seniorenwohnanlage inklusive Pflegemöglichkeiten festschreibt. Zwar muss dieser Beschluss-Empfehlung noch der Verwaltungsausschuss folgen, die Zustimmung in der Kommunalpolitik dürfte mit diesem eindeutigen Votum aber als ziemlich sicher gelten.
Wie berichtet, plant dort der Geschäftsführer der Rotenburger Planungsgemeinschaft Nord (PGN), Norbert Behrens, als Eigentümer des Grundstücks jetzt ein Pflegeheim mit 120 Plätzen. Das Gebäude sollt drei Stockwerke plus Staffelgeschoss erhalten. Es soll in dem Heim Einzel-Apartments sowie auch „Pflegsuiten“ für Ehepaare geben. Mit dem Harburger Unternehmen Senectus (bedeutet: Hohes Alter) ist dafür auch bereits ein Betreiber gefunden worden, der schon mehrere solcher Heime realisiert hat.
Weiter sieht das Konzept eine Tagespflege vor sowie drei Wohngebäude mit insgesamt 56 Wohnungen für Senioren, die individuell Pflegeleistungen in Anspruch nehmen können. Die Wohnungen für dieses „betreute Wohnen“ sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden. Ein viertes Gebäude auf dem Gelände soll zudem speziell für Mitarbeiter des Pflegeheims gebaut werden und laut Investor Behrens kostengünstige Mieten bieten. Es wird als Bauherren-Gemeinschaft von jüngeren Mitarbeitern seines Büros gebaut und sei für sie eine Art Altersversorgung durch Mieteinnahmen. Angedacht ist, dass der Pflegeheim-Betreiber dieses Gebäude komplett anmietet für seine Mitarbeiter.
Die Pläne entstanden relativ kurzfristig
Geplant ist für den gesamten Komplex zudem ein Energiekonzept, wie zum Beispiel Wärmepumpen, Solaranlagen auf den Dächern oder auch spezielle Angebote für E-Autos. So sollen pro Gebäude zwei Ladestationen gebaut werden. Zusätzlich gibt es die Überlegung, dass über die Pflegeleitung E-Autos verliehen werden können, so dass man auf ein eigenes Fahrzeug verzichten kann.
Die Pläne für dieses Projekt, das auch schon mal als Seniorenpark bezeichnet wurde, sind relativ kurzfristig entstanden. Noch im Sommer hatte Behrens ein ganz anderes Vorhaben für den dortigen Kirchberg im Ausschuss vorgestellt. Ursprünglich wollte er dort vor allem Reihenhäuser bauen. Doch gerade aus der SPD hatte es starke Bedenken gegeben. Für die Bebauung eines so sensiblen Grundstücks am Ortseingang und an der Lutherkirche müsse es einen „Mehrwert“ auch für die Gemeinde geben, hieß es.
Der ist nun offensichtlich gefunden worden. Hintergrund ist der große Bedarf an Pflegeheimplätzen in Neu Wulmstorf. Politiker wie CDU-Fraktionschef Malte Kanebley schätzen den Bedarf in Neu Wulmstorf auf vier oder sogar fünf solcher Heime, wie er sagte. Tatsächlich gibt es nur noch zwei, wobei das Haus am Marktplatz aller Voraussicht nach zum 1. Juni schließen wird, weil es mit seinen vielen Doppelzimmern als veraltet gilt. „Wir freuen uns daher richtig, richtig über das Projekt“, so Kanebley. Offensichtlich gibt es in der Gemeinde aber auch einen großen Bedarf für Eigentumswohnungen speziell für Senioren, wie etwa Grünen-Ratsfrau Sonja Stey berichtete.
Etliche Details müssen noch geklärt werden
Vielfach seien das Neu Wulmstorfer, die im Alter ihr Eigenheim verkaufen, aber dann nicht zur Miete wohnen wollten. Auch Investor Behrens berichtete, dass er bereits einige Anfragen nach solchen Eigentumswohnungen hatte, nachdem seine Pläne erstmals öffentlich geworden waren. Unter anderem eben im Abendblatt. „Ich hoffe nun, dass wir nach so vielen Jahren der Planung im Herbst so weit sein können, dass wir mit vorbereitenden Arbeiten starten können und nicht noch ein Jahr verlieren“, appellierte er an die Politik.
Allerdings dürften zuvor noch etliche Details zu klären sein, die in dem SPD-Antrag formuliert sind und auf die der SPD-Baupolitiker Uwe Stockleben in der Debatte noch einmal hinwies: So zum Beispiel die Forderung für die Gestaltung der Gebäude mit Klinkern, für ein „Sichtfenster“ zur Lutherkirche, für ausreichende Stellplätze, für eine Mietpreisbindung oder auch für ein zentrales Wärmekonzept. Für dieses Bündel an Forderungen gab es zwar Kritik von den anderen Fraktionen, weil man dadurch eine Verzögerung des Projekts befürchte. Letztlich stimmte die Mehrheit aber dafür. Die Forderungen seien „eine reine Politikshow“, meinte etwa CDU-Politiker Kanebley. Vieles sei schon erfüllt oder könne auch zu einem späteren Zeitpunkt beraten werden.