Buchholz. Kinderschutzbund im Landkreis engagiert sich für ein gewaltfreies Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen – und feiert 30-jähriges Bestehen.

„Gebt den Kindern Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe, dann stellen sich die guten Manieren von ganz selbst ein.“ Lydia Freienberg hat dieses Zitat der schwedischen Autorin Astrid Lindgren gewählt, um zu gratulieren. Der Kinderschutzbund Kreisverband Harburg e.V. (DKSB) feiert sein 30-jähriges Bestehen. Und die Kriminalhauptkommissarin der Polizeiinspektion Harburg nutzt diesen Anlass, um einmal Danke zu sagen. „Seit nunmehr 30 Jahren engagiert sich der Kinderschutzbund des Landkreises, um Kindern aus allen Herkunftsschichten, egal welcher Religion und welcher Nationalität sie angehören, Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Liebe entgegen zu bringen“, so Freienberg. Kinder und Jugendliche zu stärken, so dass sie gar nicht erst Opfer von Straftaten werden, sei ein Ziel, dass nur im Netzwerk erreicht werden könne. Hierzu trage der Kinderschutzbund durch sein Engagement maßgeblich bei.

Lydia Freienberg ist nur eine von vielen Gratulanten. Auch Landrat Rainer Rempe hat ein paar Zeilen zu Papier gebracht und betont, wie wichtig der Verein für die Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Region ist: „Der Kinderschutzbund engagiert sich für das Recht aller Kinder und Jugendlichen auf ein gewaltfreies Aufwachsen und für eine Gesellschaft, in der junge Menschen ihre individuellen Potenziale optimal entfalten können. Er genießt für seine Aktivitäten ein hohes Ansehen.“

Lange Zeit war keine Anlaufstelle vorhanden

Die Initiative zur Gründung des Vereins kam 1990 von einer Handvoll engagierter Menschen, die im Zuge einer Fachtagung zum Thema „Sexueller Missbrauch“ in Tostedt feststellen mussten, dass für diese Thematik im Landkreis bis dato keine Anlaufstellen vorhanden waren. Gemeinsam gründeten sie den Kreisverband des Kinderschutzbundes, der damals noch „Harburg Land“ hieß. „Von Anfang an ging es um Fort- und Weiterbildungsangebote für Fachkräfte sowie um die enge Zusammenarbeit mit allen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe“, sagt Vorstandsmitglied Anne Buhr. „Und darum, wie wir Kinder und Jugendliche vor Gefahren in unserer Gesellschaft schützen können.“

Auch das gehört zur Arbeit des DKSB: den Kindern unvergessliche Momente zu schenken wie hier, beim Luftballon-Steigenlassen vor der Buchholzer Empore.
Auch das gehört zur Arbeit des DKSB: den Kindern unvergessliche Momente zu schenken wie hier, beim Luftballon-Steigenlassen vor der Buchholzer Empore. © HA | Privat

Anne Buhr und ihre Mitstreiterin Helga Kruse-Moosmayer sitzen seit zweieinhalb Jahren im Vorstand des Vereins. Beide haben sich bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin und als Schulleiterin in den Problemstadtteilen von Hamburg engagiert. Inzwischen sind sie 70 und 71 Jahre alt. Zwei Frauen, die ihr ganzes Leben in den Dienst der Kinder gestellt haben. Weil sie der festen Überzeugung sind, dass alles richtig ist, was die Gesellschaft für Kinder und Jugendliche tut. „Man kann ihnen nicht genug geben“, sagt Anne Buhr.

Situation der Familien mit Kindern ist besorgniserregend

Deshalb sind sie hier, stecken jede Woche viele Stunden in die ehrenamtliche Arbeit und tun alles dafür, dass ihre Mitarbeiterinnen und die vielen ehrenamtlichen Kräfte so viele Dinge wie nur möglich für die Kinder bewegen können. Gemeinsam kämpfen sie an allen Fronten: für die Eltern, die Kinder. Sie stärken mit ihren Angeboten Erziehende und pädagogische Fachkräfte an Kitas und Schulen, unterstützen Eltern in Erziehungsfragen, informieren über Gefahren und Hilfsangebote und machen Kinder stark, in dem sie ihren Selbstwert, ihr Selbstbewusstsein und ihre emotionalen Kompetenzen festigen. Als Fachstelle bei sexueller Gewalt bieten sie ein niedrigschwelliges Angebot – auch für Menschen, die sich Sorgen machen, die etwas beobachtet haben oder Rat brauchen.

Ein Angebot, das, bedingt durch die Corona-Pandemie, wichtiger denn je geworden ist. Mitarbeiterin Simona Wriede beobachtet mit Sorge, dass die aktuelle Situation vor allem den Familien mit Kindern und Jugendlichen unendlich viel abfordert. „Viele Kinder sind durch die Kontaktbeschränkungen aus dem Blickfeld geraten. Die Befürchtungen, dass es durch die Bedingungen in der Pandemie zu einer erhöhten Gefährdungssituation für Kinder kommt, auch was das Thema sexuelle Gewalt betrifft, sind nicht von der Hand zu weisen.“ Darum sei es wichtig, genau hinzuschauen.

Thema Kinderrechte soll sichtbarer werden

Wie groß der Bedarf an Beratung aktuell ist, bekommen Simona Wriede und ihre Kollegin Janina Rentsch jeden Tag aufs Neue zu spüren. Der Terminkalender ist voll. Zu den Digitalen Beratungen kommen die weiter laufenden Präventionsprojekte hinzu. Eines davon ist das Projekt „Starke Eltern – Starke Kinder“. „Ziel des Angebotes ist die Stärkung der Erziehungskompetenz, um Überforderungssituationen, Gewalt und Stress in der Familie zu vermeiden und dazu beizutragen, die Kommunikation innerhalb der Familie zu verbessern“, sagt Mitarbeiterin Janina Rentsch.

Das Jubiläumsjahr wollen die Mitstreiter vom DKSB vor allem dazu nutzen, ihrer Forderung nach gesetzlicher Verankerung der Rechte von Kindern und Jugendlichen Ausdruck zu verleihen. Darüber hinaus wollen sie dafür sorgen, dass das Thema Kinderrechte auch im Kreis für alle deutlich sichtbar einen Platz findet. In Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie mit Unterstützung von Holzbildhauerin Sylvia Itzen und Künstlerin Miriam Bonner soll ein „Platz der Kinderrechte“ verwirklicht werden. Er soll im Zentrum von Buchholz entstehen und Leuchtkraft für die ganze Region haben. Eine Zusage des Bürgermeisters gibt es bereits.

Projekte

Im Präventionsprojekt „Starke Eltern - Starke Kinder“ werden Basis-, Kleinkind-, Pubertäts- sowie Großelternkurse angeboten. Aus dem Projekt wurde das Fortbildungsangebot „Paesto“ zur Stärkung und Unterstützung von pädagogischen Fachkräften entwickelt.

Das Projekt „Schmusebär und Kratzekatze“ dient der Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung für Kinder ab 3 Jahren unter Einbeziehung der Eltern und pädagogischen Fachkräfte zur Prävention vor sexuellen Übergriffen.

Im Rahmen des Jubiläumsjahres ist der Kinderschutzbund am 17. April, 8. Mai und 12. Juni auf dem Buchholzer Wochenmarkt mit einem Infostand vertreten. Vom 12. bis 16. April gibt es außerdem einen Infostand vor der Haspa in Buchholz (Poststraße 8).

Für die Ausweitung seines Angebotes ist der Kinderschutzbund auf Spenden angewiesen. Ehrenamtlerin Wilma Kupfer hat dafür in einigen Famila-Filialen in der Region Pfandscheinboxen an den Flaschenrückgabestellen aufgestellt,