Hittfeld. Während in Niedersachsen die Geschäfte wieder geöffnet sind, klagen die Hamburger Gartencenter über den andauernden Lockdown.

Der Frühling hat Einzug gehalten, in Gärten, in der Natur und im Gartencenter Bellandris Matthies in Seevetal. „Die Öffnung kommt zum optimalen Zeitpunkt, besser hätte es nicht laufen können“, sagt Carsten Matthies, Geschäftsführer des 17.000 Quadratmeter großen Gartenmarkts in Emmelndorf bei Hittfeld. Und so sehen es wohl auch die zahlreichen Kunden, die mit Primeln, Hornveilchen und Blumenerde, mit einem Grill oder Terrassenmöbeln das Center verlassen.

Die Kundschaft komme ein wenig zögerlicher als in pandemiefreien Zeiten, sagt Matthies und führt das auf das weiterhin geschlossene Café und die fehlenden Veranstaltungen im und am Gartencenter zurück. Am vergangenen, sonnig-warmen Wochenende gab es einen Ansturm, aber das sei ganz normal: „Wenn die Sonne scheint, kommen viele Leute.“

Gartencenter nach dem Lockdown: "Alle wissen, wie sie sich zu verhalten haben"

Der Chef freut sich, dass es jetzt geordneter zugehe als bei der Wiedereröffnung Anfang April 2020. „Alle – Personal und Kundschaft – wissen, wie sie sich zu verhalten haben. Sie kennen die Hygieneregeln, halten Abstand. Durch Umbauten sind jetzt auch unsere Kassen coronakonform.“

Durch die Größe des Centers sei es kein Problem, die beschränkte Kundenzahl von maximal einer Person je 20 Quadratmeter einzuhalten, so Matthies. Er regelt das mit Hilfe der Einkaufswagen. Es gibt 500 Stück, und jeder Kunde muss einen eigenen Wagen haben, um das Gartencenter betreten zu können. Die maximal zulässige Zahl von 850 Anwesenden wird dadurch deutlich unterschritten. Das Personal achte zudem darauf, dass einzelne Abteilungen nicht überfüllt sind, versichert der Chef.

Gartencenter in Hamburg dürfen nicht öffnen: „Eine Katastrophe!“

Das Gartencenter Bellandris Matthies durfte am 13. Februar wieder komplett öffnen. Selbst am Dienstagvormittag ist er gut besucht. 
Das Gartencenter Bellandris Matthies durfte am 13. Februar wieder komplett öffnen. Selbst am Dienstagvormittag ist er gut besucht.  © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

An den großen Tischen mit Stiefmütterchen, Hornveilchen, Stängel- und Kissenprimeln herrscht am Dienstagvormittag reges Treiben – fast so wie bei den blühenden Krokussen in den Gärten, die von Hummeln und Bienen besucht werden. Die Einkaufswagen füllen sich mit Farbtupfern. Ein Gegenmittel zum gefühlten Corona-Grau. Die Pflanzen kommen aus Hamburg, aus den Vier- und Marschlanden. In der Hansestadt bleiben die Gartencenter weiterhin geschlossen. Der Vorstoß von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos), sie wie in Schleswig-Holstein zum 1. März öffnen zu lassen, fand im Senat am Dienstag keine Zustimmung.

Für Johannes von Ehren, Geschäftsführer des Garten von Ehren an der Maldfeldstraße in Hamburg-Marmstorf, ist dies „eine Katastrophe“. Seine Hoffnung, dass es nun bald losgehe, sei gerade zerschellt, sagt er. „Der Lockdown im Januar/Februar war auszuhalten. Aber wir haben nur wenige Monate, in denen wir den Hauptumsatz machen: März, April, Mai und Juni.“ Besonders bitter sei die Lage für die Zierpflanzenproduzenten in den Vier- und Marschlanden.

"Es wäre schön, wenn auch die Hamburger Gartencenter wieder öffnen könnten"

Im März 2020 war die Situation genau umgekehrt. Damals mussten die niedersächsischen Gartencenter drei Wochen lang schließen, und die Hamburger blieben geöffnet. Aktuell blüht nur auf der niedersächsischen Seite das Geschäft. Carsten Matthies bedauert das: „Es wäre schön, wenn auch die Hamburger Gartencenter wieder öffnen könnten und alles wieder geordnet ist. So ist es falsch.“ Auch er denkt an seine Zulieferer: „Wir haben schon im März mit den Gärtnern vereinbart, wie viele Pflanzen wir abnehmen. Das lässt sich ein wenig hinauszögern, aber Mitte Februar sollte der Verkauf starten. Wenn Abnehmer fehlen, müssen die Pflanzen vernichtet werden. Es sind Lebewesen – wegwerfen ist nicht Sinn des Gärtnerns.“

Er selbst habe beim Lockdown Zimmerpflanzen entsorgen müssen, bedauert er. Doch nun kommen alle Gewächse wieder unter die Leute. Für Matthies ist klar: Ein Gartencenter stillt den täglichen Bedarf. Nicht nur den menschlichen Bedarf an botanischen Stimmungsaufhellern, sondern auch den der Pflanzen: „Auch sie haben Bedürfnisse, brauchen zum Beispiel im Frühjahr Dünger. Und der Rasen fängt an zu wachsen.“

Trend zur Versorgung mit selbst angebautem Gemüse

In diesem Jahr seien Sämereien stark nachgefragt, so Matthies. „Viele beschäftigen sich mit der Selbstanzucht von Kräutern und Gemüsepflanzen – etwas, das meine Oma par excellence gemacht hat.“ Wer mehr Zeit zu Hause verbringe, fragt sich um Beispiel, wo die Tomate auf dem Teller herkommt und beschließt vielleicht, sie auf dem Balkon, der Terrasse oder im Beet selbst anzubauen. Auch Hochbeete seien stärker gefragt und deuten auf einen Trend zur Eigenversorgung hin, sagt der Gartencenter-Manager.

Bevor das Gemüse ins Freiland darf, müssen aber noch ein paar Wochen ins Land gehen. Das gilt auch für Stauden, Sträucher und Bäume. Noch steckt, zumindest in schattigen Ecken, Frost im Gartenboden. Es ist die Zeit der Frühlingsboten. Primeln und Stiefmütterchen können leichten Frost vertragen. „Sinkt die Temperatur unter minus fünf Grad, sollten sie abgedeckt werden“, rät Matthies. „Am besten mit einem Vlies“, sagt er und zeigt auf seine Mund-Nasen-Maske, „so ähnlich wie dieses Material.“ Vielleicht sollten Gartenfreunde ihre ausgedienten FFP2-Masken besser aufbewahren. Und sie im Falle eines Falles den Stiefmütterchen als Frostschutz überstülpen.