Lüneburg. Oberbürgermeister Ulrich Mädge will Einzelhandel und Kultur weiter stärken und die Bürgerbeteiligung ausbauen.
Chancen und Herausforderungen für das künftige gemeinsame Leben in der Stadt, neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung und die Zukunft von Einzelhandel und Kultur waren in diesem Jahr zentrale Themen in Lüneburg. Dass dafür gemeinschaftliche Anstrengungen nicht nur notwendig sind, sondern auch gelingen können, hat sich gerade unter den außergewöhnlichen Umständen der vergangenen Monate gezeigt. Nicht alles, aber doch vieles wurde durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Einschränkungen geprägt.
„Es war ein Jahr voller Kraftanstrengungen und neuen Herausforderungen“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Ihm ist es ein zentrales Anliegen, dass Politik und Verwaltung auch in der Krise handlungsfähig bleiben, um die Bürger möglichst schnell und unbürokratisch unterstützen zu können. So gab es in diesem Jahr einen ersten und einen zweiten Härtefallfonds für kleine, mittlere und mittelständische Unternehmen, die einen einmaligen Zuschuss beantragen konnten, der nicht zurückgezahlt werden muss. Mit der Neustartprämie Kultur werden Künstler finanziell unterstützt, um ihnen den Neustart ihrer künstlerischen Tätigkeit zu ermöglichen und damit das kulturelle Leben in Lüneburg wieder anzukurbeln.
Auch die Innenstadt soll mit Ideen und Aktionen weiter belebt werden. „Das Beispiel der Lieferdienst-Aktion per Lastenrad für Weihnachtsgeschenke zeigt, wie gut Nachhaltigkeit und Wirtschaft vor Ort ineinandergreifen können“, sagt Mädge. Dem besonderen Beratungsbedarf kam die Stadt entgegen, indem zum Beispiel am Bürgertelefon Fragen zur Kita-Betreuung beantwortet wurden und eine weitere telefonische Anlaufstelle für Senioren und ihre Anliegen geschaffen wurde. Viele Angebote wurden in den digitalen Raum verschoben: Ausschusssitzungen, Buchvorstellungen und Tipps per Video für Familien. Auch der Tag des offenen Denkmals und eine Bürgerversammlung fanden zum ersten Mal digital statt.
Über die Aufgaben rund um die Pandemie hinaus wurden in Lüneburg in diesem Jahr einige Entwicklungen angestoßen. Wie soll sich die Stadt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln und welche Weichenstellungen sind dafür erforderlich? Dafür ist im Juli das Projekt „Lüneburg. Die Zukunftsstadt“, eine gemeinsame Ideenschmiede von Bürgern, Stadtverwaltung und Leuphana Universität, mit einer großen Auftaktveranstaltung im Kurpark gestartet. „Dass so viele Bürgerinnen und Bürger gekommen sind, um sich zu informieren und gemeinsam Zukunft zu gestalten, hat uns gezeigt: Lüneburg hat eine lebendige und engagierte Stadtgesellschaft“, sagt Mädge. „Darüber freue ich mich sehr.“
Daueraufgabe: bezahlbaren Wohnraum und ausreichend Kinderbetreuungsplätze
„Wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen, diese Frage hat sich als roter Faden durch das Jahr gezogen“, sagt das Stadtoberhaupt. Die steigenden Einwohnerzahlen stellten die Stadt vor Herausforderungen. Es sei eine Daueraufgabe, mehr bezahlbaren Wohnraum und ausreichend Kinderbetreuungsplätze zu schaffen, so Mädge. Ein Erfolg war daher der Neubau des Awo-Familienzentrums im Stadtviertel Kaltenmoor. Dort soll im kommenden Jahr eine Kita einziehen, sodass zusätzliche Betreuungsplätze für 160 Kinder entstehen. Auch die Stadtteilarbeit erhält in dem Gebäude neue Räume. Zudem wurde für einen Hochhaus-Komplex in Kaltenmoor ein städtebaulicher Vertrag geschlossen und für die Planung des Neubaugebiets Wienebüttel gab es in diesem Jahr grünes Licht.
Froh ist der Oberbürgermeister auch über die im September erfolgreich abgeschlossene Neugestaltung der Bardowicker Straße nahe dem Rathaus. „Sie ist quasi unser Eingangstor in die Innenstadt und die neue Visitenkarte für Lüneburg.“ Auch beim Ausbau für bessere Straßen sowie Geh- und Radwege sei man wieder ein gutes Stück vorangekommen. 2020 wurde zudem ein neuer Finanzvertrag mit dem Landkreis Lüneburg abgeschlossen, der für die Zeit bis Ende 2029 gilt. Für Mädge, der 2021 nach 25 Jahren als Chef der Stadtverwaltung abtritt, ist es der vierte und letzte Finanzvertrag, den er verhandelt hat. „Auch mit Blick darauf bin ich dankbar, dass wir erstmals eine finanzielle Zusammenarbeit für unser Krankenhaus vereinbart haben. In Zeiten dieser Pandemie ist deutlich wie nie geworden, welches Pfund eigene kommunale Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen darstellen.“
Kulturbranche und der lokaler Einzelhandel müssen gestärkt werden
Ebenfalls Bestandteil des Vertrags sei das gemeinsame Bemühen um die Bewältigung der Mobilitätsaufgaben in der Region, wie Bahnhofsausbau, ÖPNV und Radverkehr. „Mobilität wird ein großes Thema bleiben.“ Die Pandemie werde die Menschen in Lüneburg auch im neuen Jahr weiter beschäftigen, sagt der Oberbürgermeister. „Es kommen große Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft auf uns zu, die wir nur gemeinsam bewältigen können.“ Das sei ein Balanceakt, auch mit Blick auf die finanziellen Einbußen der Krise. Denn zugleich müssten dringend notwendige Investitionen getätigt werden.
Die Kulturbranche und der lokale Einzelhandel müssten gestärkt werden, so Mädge. Das sei eine ganz entscheidende Aufgabe für 2021. Dafür sei es auch notwendig, den Appell an Bund und Länder zu erneuern, diese Branchen jetzt konsequent zu unterstützen. „Wir müssen denen helfen, die um ihre Existenz bangen. Nur so können wir die Zukunft unserer Innenstädte sichern, in wirtschaftlicher, aber auch in sozialer und kultureller Hinsicht.“ Auch in diesen herausfordernden Zeiten könne jeder Einzelne seinen Teil zu einem besseren Miteinander beitragen, so die Einstellung des Oberbürgermeisters. Er ruft dazu auf, gemeinsam die Krise zu durchstehen. „Jetzt kommt es darauf an, dass wir Lüneburgerinnen und Lüneburger füreinander einstehen, aufeinander Rücksicht nehmen und in dieser schwierigen Zeit zusammenhalten.“