SPD fordert kommunale Unterstützung, auch durch eine Hotline und kostenlose Beförderung zu den Zentren.

Hittfeld Die Gemeinde Seevetal soll älteren und kranken Menschen in der Gemeinde helfen, einen Corona-Impftermin zu vereinbaren und wahrzunehmen. Dies soll durch regelmäßige Information, eine telefonische Impfhotline der Gemeinde und die Vermittlung von Fahrdiensten geschehen. So fordert es die SPD-Ratsfraktion in einem Antrag für den Verwaltungsausschuss.

In dieser Woche wurden trotz Lieferschwierigkeiten die ersten Impfungen in den Zentren Niedersachsens verabreicht, im Landkreis Harburg sollen am kommenden Montag die ersten Menschen geimpft werden. Ursprünglich sollte es auch in den Impfzentren in der Winsener Stadthalle und der Schützenhalle Buchholz bereits in diesen Tagen losgehen.

Terminvereinbarung per Telefon oder Internet überfordert viele Senioren

„Unabhängig von den zeitlichen Verzögerungen bei der Impfstofflieferungen ist die Organisation der Impftermine für ältere, zu Hause lebende Menschen in Niedersachsen strukturell sehr schlecht geregelt. Hier muss die Wartezeit auf den Impfstoff genutzt und dringend nachgesteuert werden. Seevetal soll seine älteren Bürger und Bürgerinnen dabei ganz praktisch unterstützen“, sagt Angelika Tumuschat-Bruhn, Mitglied der SPD-Fraktion und Ortsbürgermeisterin von Maschen, Horst und Hörsten.

Zudem müsse Menschen, die zu Hause leben und aufgrund von Handicaps oder Pflegebedürftigkeit nicht in ein Impfzentrum fahren können, ein mobiles Impfangebot gemacht werden.

Das Hilfsangebot soll sich sowohl an Senioren als auch an körperlich oder sozial benachteiligte Menschen richten. Die Terminvereinbarung per Telefon oder Internet, bedeute für einen Teil dieser Gruppe eine deutliche Überforderung – vor allem, wenn keine Unterstützung durch Familienmitglieder oder Nachbarn möglich ist.

„Hier ist lokale Information und Hilfestellung dringend erforderlich“, sagt Tumuschat-Bruhn. Sie spricht ein weiteres Problem in der Umsetzung der Impfstrategie an: „Darüber hinaus ist diese Bevölkerungsgruppe aufgrund ihrer Altersstruktur und besonderen Gefährdung in ihrer Mobilität eingeschränkt.“

Deshalb seien viele der Menschen, die in der ersten Phase geimpft werden sollen, auf einen Fahrdienst zu den zentral gelegenen Impfeinrichtungen in Winsen und Buchholz angewiesen. Hier allein auf die Angehörigen zu setzen, sei „unzumutbar“, so die Ratsfrau. Das Land Niedersachsen habe zwar angekündigt, an einer Lösung für die Kostenübernahme solcher Fahrten zu arbeiten. Ein Ergebnis sei aber noch nicht bekannt. „Für den Fall, dass dies nicht gelingt, muss die Gemeinde Seevetal für ihre Bürger, die keine Möglichkeit haben, das Impfzentrum zu erreichen, einen kostenlosen Transport organisieren.“

Johanniter und DRK planen derzeit keinen Extra-Service

Denkbar sei auch, dass ein Fahrservice in Zusammenarbeit mit lokalen Hilfsorganisationen, mit lokalen Taxiunternehmen, wie dem AST, oder anderen Mobilitätsunternehmen organisiert wird. Dafür kommt zum Beispiel die Johanniter Unfall-Hilfe infrage, die Erfahrung mit Fahrdiensten hat und das Impfzentrum des Landkreises in Buchholz betreibt.

Bei den Johannitern gibt es derzeit allerdings derzeit keine entsprechenden Überlegungen für ein zusätzliches Angebot. „Wir planen keinen Fahrdienst zu den Impfzentren“, sagt Sprecherin Sonja Schleutker-Franke. Für ein solchen Angebot fehlten die Kapazitäten, der übliche Fahrdienst der Johanniter sei bereits ausgelastet. Die Fahrzeuge sind unter anderem in der Schülerbeförderung im Einsatz, auch können Senioren damit zum Beispiel zu Reha-Terminen fahren.

Auch das DRK, das für das Impfzentrum in Winsen zuständig ist, könnte den Fahrservice nach den Vorstellungen der Seevetaler SPD übernehmen. Konkrete Planungen oder bestehende Kooperationen mit anderen Kommunen gibt es dort ebenfalls noch nicht. Allerdings ist eine Unterstützung von hilfebedürftigen Menschen durch sogenannte Impfpaten angedacht. Das Thema soll Mitte Februar mit den Ortsvereinen besprochen werden, sagt Josefin Bültemann vom Kreisverband Harburg-Land.

Seevetal soll Bürger per Impf-Hotline unterstützen

Wer sich derzeit über die Telefon-Hotline des Landes Niedersachsen um einen Termin in einem der beiden Impfzentren Landkreis Harburg bemüht, konnte sich am Mittwoch noch lediglich auf eine Warteliste setzen lassen. Online ist auch dies nicht möglich. Die Liste soll abgearbeitet werden, sobald ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. „Es wäre sehr hilfreich, eine Hotline für die Bürger einzurichten, die unkompliziert und zügig Impftermine und eine Fahrt von Seevetal zum Impfzentrum und zurück in Zusammenarbeit mit umliegenden Kommunen organisieren könnte“, fasst Tumuschat-Bruhn das Anliegen ihrer Fraktion zusammen.

Über den Antrag „Organisatorische Hilfe bei der Terminvereinbarung und Kostenübernahme eines Fahrservice zu den Impfzentren im Landkreis Harburg für Senior*innen, sozial benachteiligte und körperlich eingeschränkte Bürger*innen von Seevetal“ entscheidet der Verwaltungsausschuss der Gemeinde, der am 17. Februar tagt.

Hausärzte können Schein für Transportservice ausstellen

Über 80-Jährige haben in Niedersachsen einen Brief der Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) erhalten. Sie werden darin informiert, wie sie sich telefonisch oder per Internet einen Termin in ihrem Impfzentrum holen können. Eine Taxifahrt zum Zentrum kann demnach abgerechnet werden, allerdings erfordert dies mehrere Schritte und ist abhängig von der jeweiligen Krankenkasse.

In dem Brief heißt es: „Wenn Sie gesundheitsbedingt auf einen Einzeltransport angewiesen sind, sprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt und lassen Sie sich eine Transportbescheinigung geben, rufen Sie Ihre Krankenkasse an, um zu klären ob die Kosten von Ihrer Krankenkasse übernommen werden. Wenn das nicht der Fall ist, reichen Sie Ihre Transportbescheinigung mit Ihrer Transportrechnung bitte beim Impfzentrum mit der Angabe Ihrer Kontonummer ein, damit die Kosten erstattet werden können.“

In mehreren Orten gibt es bereits Hilfsangebote. So vermittelt die Stadt Winsen ehrenamtliche Impfpaten. Wer Unterstützung braucht, meldet sich beim Familien­büro (Telefon 04171/657-333). In Hanstedt bietet der SPD-Ortsverein (Telefon 04183/55 97) einen Fahrdienst an und auch der Lieferdienst Eckel (Telefon 01578/922 92 71) fährt ältere Menschen zum Zentrum in Buchholz. In Lüneburg können sich Menschen an den Senioren- und Pflegestützpunkt (Telefon 04131/309-30 94) wenden.