Lüneburg. „Das ist harter Tobak“ – mit diesen Worten leitet der Richter das Tatortvideo zum Prozess um den Doppelmord von Neuenkirchen ein.
„Das ist harter Tobak“ – mit diesen Worten leitet der Vorsitzende Richter Michael Herrmann die Vorführung der Tatortvideos zum Prozessauftakt um den Doppelmord von Neuenkirchen ein. Der 20 Jahre alte Angeklagte hat am Donnerstag zu dem grausamen Verbrechen vor der Jugendkammer des Lüneburger Landgerichts erst einmal geschwiegen.
Unter dem Vorwand, die Elektroleitungen überprüfen zu wollen, verschaffte sich der Mann laut Anklageschrift im Juli 2020 Zutritt zu dem Haus in dem Luftkurort im Heidekreis. Nachdem der eine Bewohner, ein ehemaliger Grundschullehrer, Verdacht schöpfte, soll der Angeklagte den 70-Jährigen und seine ein Jahr jüngere Frau mit Hammerschlägen umgebracht haben.
Attacken mit Hammer und Messer
Als er ein Feuer legte, wurde eine Nachbarin aufmerksam, die er ebenfalls mit Hammer und Messer attackierte. Alle drei wickelte er laut Anklage in einen Teppich und zündete ihn an. Die Nachbarin konnte sich schwer verletzt befreien. Als Videomaterial vom Tatort gezeigt wird, verlassen einige Zuschauer wegen der erschütternden Bilder den Saal. Schädelprellungen, Hirnblutungen, Stichverletzungen an Bauch, Lippe und Armen schildert die 57 Jahre alte Nachbarin vor Gericht ihre Verletzungen. Der Angeklagte, der von zwei Anwälten verteidigt wird, macht sich Notizen in einem Block und zeigt keine Regung.
„Ich bin dankbar, dass ich noch am Leben bin“, sagt die Zeugin vor Gericht aus. An die Tat hat sie nur bruchstückhafte Erinnerungen. Der Verlust ihrer Freunde belaste die Psyche bis heute. Den Angeklagten kenne sie seit 2019 als Nachbarn. Der damalige Soldat sei zuvor immer freundlich und auch hilfsbereit gewesen.
Die Anklage lautet auf Mord
Die Anklage lautet auf Mord, versuchten Mord, schwere Brandstiftung und auch Versicherungsbetrug. Das Motiv sei gewesen, an Bargeld zu kommen, um die Anzahlung von 2000 Euro für ein 20.000 Euro teures Auto zu leisten. Er soll nur 100 Euro gehabt haben.
Darüber hinaus wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor, zuvor schon zwei Mal in einem Wohngebäude Feuer gelegt zu haben, in dem er selbst wohnte. Nach der Evakuierung des Hauses habe der Mann, der aus der Region stammt, aus den verlassenen Wohnungen Geld gestohlen. Am 4. Februar geht es mit Zeugenaussagen weiter, es sind bislang zehn Prozesstage angesetzt. Als Zeugen sind Feuerwehrleute und Ersthelfer geladen.