Winsen. Baugebiet Am Luhedeich soll bis Anfang 2023 bereitstehen. Neue emissionsfreie Wärmeversorgung wird geprüft.

Der Stöckter Deich führt im Norden Winsens entlang an den ehemaligen Anbauflächen eines Gartenbaubetriebs. Über die Deichkrone führt ein beliebter Spazierweg. Das Gelände hinter dem Deich ist auf knapp sechs Hektar frei. Dort soll nun ein weiteres Wohnbaugebiet in der Kreisstadt entstehen: Am Luhedeich. Der Planungsausschuss der Stadt hat jetzt die nächsten Schritte für das Gebiet beschlossen. Läuft alles glatt, könnten von 2023 an die ersten Häuser entstehen. Geplant sind derzeit insgesamt 83 neue Wohnungen.

300 Wohnungen in vier Neubaugebieten

Winsen wächst. Neben dem Gebiet am Luhedeich arbeitet die Verwaltung derzeit an drei weiteren Gebieten. Weitgehend gleichzeitig mit den Planungen für Am Luhedeich wird das noch größere Gebiet Kleiner Brümmelkamp vorangetrieben. Dort sollen allein bis zu 150 Wohnungen angeboten werden. Insgesamt sollen alle vier Gebiete nach ihrer Fertigstellung auf fast 300 Wohnungen kommen.

Planungsausschuss macht den Weg frei

Für „Am Luhedeich“ (Plan Nr. 58) datiert der Auftakt der Planungen, der Aufstellungsbeschluss, aus dem Mai 2019. Nun hat der Planungsausschuss mit zwei einstimmigen Entscheidungen die nächsten Schritte eingeleitet. So wurde der Geltungsbereich für den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan geändert und zudem wird das Areal nun als Fläche für Wohnbauten statt wie bisher für die Landwirtschaft ausgewiesen. Hintergrund dafür ist auch, dass die Stadt weitere Grundstücke erwerben konnte, um das Gebiet noch zu vergrößern. „Wir haben uns mit den privaten Eignern geeinigt“, sagt Harald Horster, der Geschäftsbereichsleiter Stadtplanung&Bauordnung der Stadt.

Im Januar soll nun für einen Monat der Flächennutzungsplan ausgelegt werden, so dass Bürger und Verbände ihn zur Kenntnis nehmen können. „Den Bebauungsplan wollen wir voraussichtlich im Januar im Ausschuss vorstellen und ihn im Februar mit derselben Frist ebenfalls auslegen“, erklärt Horster. Fällt danach der Satzungsbeschluss könnte die Erschließung der Fläche am Luhedeich Anfang des Jahres 2022 beginnen. Baustart für die Häuslebauer wäre so 2023.

Spielplatz und Regenrückhaltebecken

Vorgesehen sind derzeit 20 Einfamilien-, 22 Doppel- und 15 Reihenhäuser. Dazu kommen vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils sechs bis acht Wohnungen, also hier etwa zusammen 25. In dem Gebiet wird ein Spielplatz angelegt, ein Regenrückhaltebecken ist vorgeschrieben. Für den Verkehr angebunden werden soll die neue Siedlung vor allem über den Kreisel an der Hoopter Straße. Der Kindergarten in Stöckte liegt etwa einen Kilometer entfernt.

Neuartige Wärmeversorgung

Neu wäre die Wärmeversorgung für die Bewohner hinter dem Luhedeich. Denn für sie wird derzeit der Einsatz von kalter Nahwärme geprüft. Dafür sollen unter dem Regenrückhaltebecken und den Grünflächen auf mehreren tausend Quadratmetern Rohre in 1,5 bis zwei Meter Tiefe verlegt werden. Ein Wasser-Sohle-Gemisch nimmt dort die Wärme aus dem Erdreich auf. Diese Wärme wird über einen Hausanschluss in die Gebäude geleitet. Sie kann mit Hilfe einer Wärmepumpe und eines Warmwasserspeichers etwa für eine Fußbodenheizung genutzt werden.

„Die kalte Nahwärme gilt als eine effiziente erneuerbare, nachhaltige, treibhausgas- und emissionsfreie Wärmeversorgung“, sagt Stadtplaner Horster. In der Regie der Stadtwerke könnte das Projekt realisiert und künftig betrieben werden. Dort läuft bereits eine Machbarkeitsstudie. „Sie soll bis Ende März abgeschlossen sein“, sagt Hans-Georg Preuß, der Geschäftsführer der Werke.

Bis zu 35 Prozent Bundeszuschuss

Das Projekt eröffnet zudem die Möglichkeit, Fördermittel über die „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (Wärmenetze 4.0)“ des Wirtschaftsministeriums zu erhalten. Denn aus Berlin werden kommunale Betriebe mit Zuschüssen bei der Entwicklung, Planung und Umsetzung von Wärmenetzsystemen, bei der Information der Bürger sowie bei regionalen wissenschaftlichen Kooperationen unterstützt.

Preuß rechnet für Winsen mit einer Förderung von 35 Prozent. Maximal wären 15 Millionen Euro möglich. Mit der kalten Nahwärme steht die Stadt vor einer Premiere im Wohnungsbau.