Winsen. Die Anlage war 40 Jahre alt und wird durch viele Eigenleistungen der Mitglieder zu einem modernen Stand mit elektronischer Trefferanzeige.

Eine Sorge hat Wilfried Rieck nicht. „Es gab die normale Fluktuation. Durch Corona haben wir kein einziges Mitglied verloren “, sagt der Erste Vorsitzende des Schützenkorps Winsen. Den 260 Mitgliedern sind die Verbundenheit und das Nebeneinander offensichtlich wichtiger als in anderen Sportvereinen, von denen nicht wenige mit einem Mitgliederschwund in der Größenordnung von zehn Prozent zu kämpfen haben.

Was fehlt, ist der Nachwuchs

Was Rieck jedoch Sorgen bereitet, ist die Nachwuchssituation beim ältesten Sportverein im Kreissportbund Harburg-Land, gegründet 1848. Die KSB-Statistik weist nur neun Jugendliche aus. Das war vor einigen Jahren noch anders, da konnten sich Nachwuchsschützen vom SK Winsen sogar für die Deutschen Meisterschaften in München qualifizieren. Doch wie in vielen anderen Sportarten haben die Winsener Talente nach dem Ende der Schulzeit dem Beruf den Vorrang vor dem Hobby Sport gegeben.

Schützenkorps sucht hauptamtlichen Trainer

Ein weiterer Punkt ist die Begleitung und Anleitung der Jugendlichen. Die fehlt in Winsen zurzeit, im Gegensatz zum Beispiel zu den Schützenvereinen in Luhdorf und Salzhausen. „Dort kümmert man sich engagiert um den Nachwuchs, bietet auch Aktivitäten außerhalb des reinen Schießens an“, weiß Rieck. Dahin will man auch in der Kreisstadt kommen, das Schützenkorps strebt die Einstellung eines hauptamtlichen Trainers an. Die Suche gestaltet sich schwierig, allein die Kontaktaufnahme erstickte im Keim.

„Wir haben die Verbände um eine Übersicht mit lizenzierten Trainern gebeten. Namen dürfe man uns aus Datenschutzgründen nicht nennen, haben wir zu hören bekommen“, sagt der 57 Jahre alte Rieck mit gequältem Lächeln. So bleibt ihm nur Mund-zu-Mund-Propaganda und der weitere Ausbau der Infrastruktur, die schon vor der jüngsten Modernisierungsmaßnahme kreisweit ihres Gleichen suchte.

20 Positionen für Schützen am Kleinkaliberstand

Das 1975 erbaute und in Sichtweite der Stadthalle am Wäldchen „Schützengehölz“ gelegene Schützenhaus verfügt über einen Kleinkaliberstand mit 20 Plätzen, einen Luftgewehrstand mit zehn Plätzen und einen Zimmerstutzenstand mit vier Plätzen. Alle Schießstände sind mit einer elektronischen Trefferbildermittlung ausgestattet. Im Gastronomiebereich hängen zwei große Bildschirme, auf denen Zuschauer das Geschehen bei Wettkämpfen verfolgen können.

Der letzte Schießstand, der noch mit den aus Kindertagen bekannten Pappscheiben betrieben wurde, war der Pistolenstand mit seinen sechs Positionen. Die bestehende Anlage war 40 Jahre alt, in einigen Teilen defekt und entsprach nicht mehr dem heutigen Standard. Sie erfüllte nicht mehr die Voraussetzungen für ein wettkampfbezogenes Training und die Durchführung von Wettkämpfen auf Kreis- und Landesebene, die regelmäßig im Schützenhaus Winsen ausgetragen werden.

Anträge für Zuschüsse sind auf gutem Weg

Das soll auch 2021 wieder der Fall sein. „Der Verein möchte zukunftsorientiert seinen Mitgliedern eine moderne Anlage zur Verfügung stellen und mit der Umrüstung auf Elektronik den Verein für neue Mitglieder interessanter darstellen“, heißt es in Zuschussanträgen an die Stadt Winsen und den Landessportbund Niedersachsen.

Wilfried Rieck zeigt die kleinen Monitore des Pistolenstandes, auf denen die Schützen künftig nach jedem Schuss ihr Ergebnis ablesen können.
Wilfried Rieck zeigt die kleinen Monitore des Pistolenstandes, auf denen die Schützen künftig nach jedem Schuss ihr Ergebnis ablesen können. © HA | Markus Steinbrück

Der städtische Ausschuss für Generationen, Sport und Soziales empfahl einen Investitionskostenzuschuss von 4500 Euro, dessen Genehmigung im Verwaltungsausschuss als sicher gilt. Die Entscheidung über die beantragten LSB-Fördermittel in Höhe von 13.500 Euro fällt voraussichtlich im Februar. „Man hat uns signalisiert, dass es klappen sollte“, sagt Wilfried Rieck. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf knapp 50.000 Euro, fast zur Gänze verursacht durch die neue Elektronik der Firma Meytron aus Melle bei Osnabrück.

Umbau der Anlage mit vielen Eigenleistungen

Seit August sind die Mitglieder des Schützenkorps bereits dabei, den Pistolenstand mit zahlreichen Eigenleistungen zu modernisieren und in Teilen neu aufzubauen. Rund um die Positionen der Schützen wurden die Wände neu verkleidet und von zwei Handwerksmeistern im Verein neue Tische gebaut. Es musste eine Betonplatte geschüttet, im Bereich des Kugelfangs ein neuer Stahlträger eingezogen und sowohl Decke als auch Wände mit Stahlplatten verkleidet werden – aus Gründen des Splitterschutzes. All das geschah in Eigenleistungen.

Elektronische Messrahmen statt Pappscheiben

Wenn die Vorarbeiten erledigt sind, kommen Mitarbeiter von Meytron für den Einbau der Elektronik und eine Einweisung nach Winsen. Dazu gehören die Installation von Bildschirmen neben jedem Schützen und von sogenannten Messrahmen, durch die die Projektile fliegen. Mit Hilfe eines dichten Netzes von Lichtschranken wird das Trefferbild ermittelt und dem Schützen auf seinem Bildschirm angezeigt. Der bislang erforderliche Gang zur 25 Meter entfernten Pappscheibe entfällt künftig.

„Nach dem Einbau erfolgt noch die Abnahme durch einen Sachverständigen. Er war auch vor Baubeginn bei uns, damit wir nichts Falsches bauen“, so der Vorsitzende Rieck, der seinen Verein in diesem Punkt gut für die Zukunft aufgestellt sieht. „Wir erwarten durch die Umrüstung auf Elektronik ein größeres Interesse von Vereinsmitgliedern an dieser Disziplin und sind davon überzeugt, dass sich dadurch auch neue Mitglieder im Schützenkorps und speziell im Pistolensport engagieren werden.“ Fertiggestellt wird der neue Pistolenstand im Januar. Nun muss sich noch Corona verziehen, damit wieder mehr Sportlerinnen und Sportler ins Schützenhaus kommen.