Neu Wulmstorf. Der Hamburger Insolvenzverwalter spricht mit mehreren Investoren, die den Schinken- und Wurstproduzenten übernehmen wollen.

Der angeschlagene Schinken- und Wurstwarenproduzent Schwarz Cranz wird eine Zukunft haben. Davon ist Insolvenzverwalter Friedrich Kraft von Kaltenborn-Stachau überzeugt. „Wir führen Gespräche mit mehreren Interessenten, die das Unternehmen komplett übernehmen wollen.

Ein Arbeitsplatzabbau ist nicht vorgesehen“, sagte der Hamburger Rechtsanwalt dem Abendblatt. Das Unternehmen, bei dem 550 Mitarbeiter beschäftigt sind, hatte am 11. September einen Insolvenzantrag gestellt. Am 19. Oktober wurde mit Beschluss des zuständigen Amtsgerichts Tostedt das Insolvenzverfahren eröffnet.

Gestiegene Preise nicht mehr aufzufangen

Hintergrund für die eingeleiteten Maßnahmen waren die im Februar gestiegenen Einkaufspreise für Schweinefleisch, die im Verkauf nicht kompensiert werden konnten sowie höhere Energie- und Logistikkosten. Dazu kam der Aufwand für Sicherheit und Kontrollen in der Corona-Krise. So hatte sich die Liquidität des Unternehmens rasch verschlechtert, wie das Unternehmen mitgeteilt hatte (Abendblatt berichtete).

Ein mit einer deutschen Bank geschlossener Kreditvertrag über eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe konnte die Lage nicht retten. „Das Geld wurde nicht ausgezahlt“, sagt von Kaltenborn-Stachau ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Sanierung in Eigenverantwortung kam nicht zustande

Die geplante Sanierung in Eigenverwaltung, bei der die Geschäftsführung handlungsbefugt geblieben wäre, kam letztlich nicht zustande. Denn für diesen Fall hätte entweder die Geschäftsführung selbst über eine Expertise für die Regeln der Insolvenzordnung verfügen oder aber einen Sanierungsexperten hinzuziehen müssen.

Zwar war zunächst Jan Ockelmann von der Hamburger Kanzlei SGP Schneider Geiwitz Nord mit im Boot. Das Unternehmen kündigte dann aber den Vertrag mit der Kanzlei. Damit lagen die Voraussetzungen für die Eigenverwaltung nicht mehr vor. Als Folge bestellte das Tostedter Gericht mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens den bisher als Sachwalter, also quasi als Kontrolleur arbeitenden von Kaltenborn-Stachau zum Insolvenzverwalter.

Operatives Geschäft läuft weiter

„Das operative Geschäft läuft jetzt über die Geschäftsführerinnen Kristin Schwarz und Wiebke Krüger weiter. Wir produzieren, liefern und bestellen“, sagte der Hamburger Rechtsanwalt. Das Insolvenzgeld ist zwar mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ausgelaufen. Aber den laufenden Betrieb kann der Insolvenzverwalter aus der vorhandenen Liquidität finanzieren. Denn die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens ergibt sich aus den Altschulden. Die aber derzeit nicht bedient werden müssen.

Interessenten aus ganz Deutschland

Die bereits nach dem Insolvenzantrag begonnenen Gespräche mit Investoren setzt von Kaltenborn-Stachau fort. Die Angebote von Interessenten für die Fleischwarenfabrik kommen dabei aus der gesamten Bundesrepublik. Adressen nennt der Insolvenzverwalter natürlich nicht. Nur so viel: Anfragen gibt es im einstelligen Bereich, also weniger als zehn. „Wir wollen bis Anfang des Jahres eine finale Lösung erzielen. Das gibt den Kunden des Unternehmens Planungssicherheit“, so von Kaltenborn-Stachau.

Gläubigerversammlung am 5. Januar

Nächster Termin für die Zukunft von Schwarz Cranz ist die Gläubigerversammlung, die für Dienstag, 5. Januar, im Gericht im Tostedt im Sitzungssaal I anberaumt ist. Dann sollen Forderungen der einschließlich der Belegschaft mehr als 700 Gläubiger geprüft werden. Der Insolvenzverwalter soll Bericht erstatten. Grundsätzlich soll für die Gläubiger eine Insolvenzquote für ihre Forderungen und ein Investor gefunden werden.

Zuvor muss aber noch geklärt werden, ob der Saal in Tostedt in Corona-Zeiten für alle Besucher groß genug ist. „Reicht er nicht aus“, sagt von Kaltenborn-Stachau, „müssten wir auf einen angemieteten Saal ausweichen.“