Neu Wulmstorf.

Direkt am Neu Wulmstorfer S-Bahnhof ist der Rohbau von Erdgeschoss und Tiefgarage schon zu sehen: Hier baut die Nottensdorfer Immobiliengesellschaft HBI zurzeit einen Gewerberiegel, der den dahinter liegenden Wohnkomplex zu den Gleisen hin abschirmen wird. Geplant ist in dem Gewerbe-Bauteil ein Zentrum für Büros, Dienstleistungsbetrieben und vor allem für medizinische Angebote: Ein eigenes Ärzte-Zentrum für Neu Wulmstorf soll dort möglichst entstehen, so der Plan.

Mit verschiedenen Arzt-Praxen, einer Apotheke und auch einem Sanitätshaus. „Wir wollen hier schon den Schwerpunkt auf Ärzte legen“, sagt HBI-Vertriebschef Mike Wettering. Interessenten sollten sich möglich bald melden, damit man flexibel auf Grundrisswünsche reagieren könne. Platz soll in dem viergeschossigen Gebäude aber auch für Büros sein.

Auch Co-Working-Bereiche entstehen

HBI-Mann Wettering denkt dabei besonders an Unternehmen, die im Zuge der Corona-Krise flexibel reagieren müssen. Etwa mit wechselnden Arbeitsplätzen der Mitarbeiter oder auch Co-Working-Bereichen, wo Büroräume zeitweise gemietet werden. Nicht zuletzt, weil der Trend vermehrt zum Home-Office gehe, seien Unternehmen aktuell auf der Suche nach kleineren Büros, vermutet Wettering.

Für einen Ärzte- wie auch für einen Büro-Standort verspreche sich HBI daher eine gute Nachfrage und argumentiert dabei mit der „strategisch günstigen Lage“ im Süderelberaum und dort unmittelbar an der S-Bahn. Für Pendler zwischen Hamburg und Landkreis Stade liege das neue Ärzte-Zentrum quasi auf der Strecke, es gebe ein kostenloses Parkhaus und gute Busverbindungen. Für Mitarbeiter wie auch potenzielle Patienten sei der Ort optimal zu erreichen, so das Argument.

Der erste Abschnitt der künftigen, hinteren Wohngebäude ist schon weit vorangeschritten
Der erste Abschnitt der künftigen, hinteren Wohngebäude ist schon weit vorangeschritten © AT | Axel Tiedemann

Das sieht man in Neu Wulmstorf offensichtlich auch in der Kommunalpolitik so. Ein Ärztehaus sei absolut zu begrüßen, sagt dann auch Vize-Bürgermeister und Bauausschuss-Vorsitzender Thomas Grambow. „Für ein solches Projekt gibt es hier einen großen Bedarf“, glaubt der SPD-Politiker. Gerade für Neubürger sei es derzeit schwer, beispielsweise einen Hausarzt zu bekommen.

Ärzteversorgung im Süderelberaum wird schon lange diskutiert

Tatsächlich wird das Thema Ärzteversorgung im Süderelberaum schon lange diskutiert und viele Kommunen beklagen ein teilweise mangelndes Angebot. Für Buxtehude haben die dortigen Grünen beispielsweise gerade vorgeschlagen, dass die Stadt eigene Anreize für Praxen schaffen soll. Etwa, indem künftigen Ärzten bei der Suche nach Baugrundstücken oder Wohnungen besonders geholfen werden soll. Etwas ähnliches hat in Hamburg auch schon die städtische Immobiliengesellschaft IBA versucht, um Ärzte für ihre großen Neubaugebiete in Neugraben-Fischbek zu gewinnen. Mit offenbar nur mäßigem Erfolg.

„Anreize alleine reichen oft nicht“, sagt der Neu Wulmstorfer SPD-Politiker Grambow. Eine Gemeinde wie Neu Wulmstorf könnte aber mit einer guten Infrastruktur im Wettbewerb um Niederlassungen punkten. Und da sei eine Lage in unmittelbarer Nähe einer viel benutzten S-Bahnlinie ein gutes Argument.

Erdgeschoss-Ladenzeile mit 600 Quadratmetern

Geplant ist in dem künftige Ärztezentrum nun eine Erdgeschoss-Ladenzeile mit einer Fläche von insgesamt 600 Quadratmetern, die je nach Bedarf aufgeteilt werden. Darüber sollen dann die Praxis- und Büroräume entstehen. Im rückwärtigen Teil ist zudem eine neue Kita geplant, die voraussichtlich von der Gemeinde Neu Wulmstorf selbst betrieben wird. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für das Jahr 2022 geplant.

Schon weiter vorangeschritten ist unterdessen der Bau von insgesamt 232 Wohnungen, die in vier Abschnitten und in insgesamt 21 „Stadtvillen“ hinter dem künftigen Ärztehaus gebaut werden. Auch das ist ein Vorhaben der HBI. „Wulmstorfer Wiesen“, so lautet der Projektname dieses neuen Quartiers, mit dem sich der Ort nun auch deutlich über die Bahnschienen hinaus nach Norden ausdehnt. Die ersten 74 Wohnungen dort sollen nun bereits im Februar bezogen werden können. Der gesamt Komplex wird voraussichtlich ebenfalls 2022 fertig sein. Trotz der Corona-Krise liege man damit im Zeitplan, hieß es aus dem Unternehmen. Die ersten Bagger waren auf dem Grundstück im Sommer 2019 angerückt.

Die Hausbau- Immobiliengesellschaft (HBI) ist 1997 als sogenannter Generalübernehmer gegründet worden und beschäftigt heute 32 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Sitz in Nottensdorf ist vor allen in den Landkreisen Stade und Harburg aktiv, hat aber auch schon Projekte in Hamburg realisiert. Mehr als 2000 Wohnungen und Gewerbeobjekte hat HBI in den vergangenen Jahren entwickelt und erstellt. In der Regel baut das Unternehmen für Investoren schlüsselfertig und übernimmt dann später auch die Verwaltung und Vermietung. ​