Buchholz. Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU)spricht sich für bessere Bedingungen für Übungsleiter aus – Vereine kämpfen mit Mitgliederschwund.
Im Landkreis Harburg kämpfen die beiden größten Vereine Blau-Weiß-Buchholz und der Todtglüsinger SV mit einem Mitgliederschwund. Beide Sportvereine haben in Folge der Corona-Krise in den vergangenen Monaten mehrere hundert Beitragszahler verloren. Das sagten die beiden 1. Vorsitzenden Renate Preuß (Todtglüsingen) und Arno Reglitzky am Dienstag bei einem Besuch von Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU). Bei dem Termin, den neben den Vereinen der Kreissportbund vorbereitet und der lokale Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke (CDU) mit dem Minister vereinbart hatte, ging es zudem um steuerliche Erleichterungen für die Vereine und höhere Freibeträge für Übungsleiter.
Corona verschärft Abwärtstrend bei den Vereinen
„Für die Sportvereine ist die Corona-Krise eine Katastrophe“, fasste Reglitzky die Lage zusammen. Nachdem Hallen weiter allenfalls zur Hälfte ausgelastet werden könnten, könnten viele Menschen noch immer „keine Perspektive“ für ihren Sport erkennen. Der Verein erfahre einen „Abwärtstrend“. Allein bei Blau-Weiß sank die Zahl zuletzt von 6400 auf 5800 Mitglieder.
„Auch wir haben viele Austritte. Dazu haben sich viele zu passiven Mitgliedern einordnen lassen und zahlen daher weniger“, bestätigte Preuß. 600 SV-Mitglieder wählten diesen Weg, im Fitnessbereich verlor der Verein 600 Aktive. Nur mit neuen Mitgliedern, die an einem Baggersee schwimmen wollten, konnte die Gesamtzahl von 9000 Mitgliedern gehalten werden.
Förderung sollte zielgerichteter sein
„Diese Entwicklung kann noch weiter anhalten“, sagte Uwe Bahnweg, der Vorsitzende des Kreissportbundes. „Wir brauchen eine Förderung, die noch zielgerichteter ist.“ Harte Zahlen werden zum Jahresende vorliegen, wenn die Vereine die Zahl ihrer Mitglieder landesweit melden müssen.
Millionenhilfen vom Land
Immerhin: Für Reglitzky ist klar, dass das Land und die landeseigene Investitions- und Förderbank (NBank) seinen Verein gerettet hat. „Das war für Blau-Weiß sensationell.“ Insgesamt pumpt das Land in diesem Jahr einschließlich der auf fünf Jahre angelegten Sportstättensanierung 66,6 Millionen Euro in die Sportförderung. 2021 sollen es 71 Millionen Euro sein. Dazu kommen für dieses Jahr weitere sieben Millionen Euro aus einem Nachtragshaushalt.
„Wir unterstützen auch die Kommunen. Sie sollen investieren können und Partner die Vereine bleiben“, sagte Hilbers. Niedersachsen ist dabei das einzige Bundesland mit einem Sportförderungsgesetz. Es sichert dem Landessportbund einen Rechtsanspruch auf jährlich 35,2 Millionen Euro, die in den 66,6 Millionen Euro enthalten sind.
Bundesratsinitiative für Übungsleiter und Ehrenamtliche
Über die Corona-Krise hinaus hat sich der Finanzminister am vergangenen Freitag im Bundesrat für bessere Bedingungen für Übungsleiter und Ehrenamtliche eingesetzt, die sich in der Vereinsarbeit engagieren. Angepeilt wird, den steuerfreien Freibetrag für Übungsleiter von 2400 auf 3000 Euro zu erhöhen. „Eine Zielgröße, die helfen würde“, meinen auch die Vereine. Zudem soll die Ehrenamtspauschale von 720 auf 840 Euro aufgestockt werden. Außerdem sollen Vereine in wirtschaftlich geführten Geschäftsbereichen bei Gewinnen von höchstens 7500 Euro keine gesonderte Ermittlung mehr einreichen und damit keine Steuern mehr zahlen müssen.
Noch ist über diese Neuerungen jedoch nicht entschieden. „Bislang ist das ein Vorschlag aus dem Bundesrat. Wir hoffen aber, den Bundestag mit guten Argumenten zum überzeugen“, sagte Hilbers. Gelingt das, würden die neuen Höchstgrenzen in das Jahressteuergesetz eingehen und damit vom kommenden Jahr an gelten.
Acht Vorschläge insgesamt hatten die Vereine zum Treffen mit dem Minister vorbereitet. Dazu gehören auch, gemeinnützige Vereine in die Liste mit halben Steuersatz aufzunehmen und Neuerungen bei der Ausbildung für die Geschäftsstellen einzuführen. Statt das nötige praxisnahe Wissen in einer dreijährigen Ausbildung zu erwerben, könnten sich die Clubs und der Kreissportbund vorstellen, Interessierten in einem etwa halbjähriger Kurs zu vermitteln, was in der Geschäftsstelle eines Sportvereins gebraucht wird: Dazu gehören etwa Übungsleiterabrechnungen, Buchhaltung oder die Mitgliederverwaltung. Gewünscht wird, dass eine solche Ausbildung zumindest finanziell gefördert werden könnte.
Zwei weitere Punkte: Fachliche und finanzielle Hilfe soll es für die digitalen Umstellung bei den Mitgliederverwaltungen geben und Landesbürgschaften sollten für die gemeinnützigen Sportvereine geöffnet werden.
Drei Stunden Diskussion mit dem Minister
Mehr als drei Stunden nahm sich der Minister Zeit, um die Themen des Sports gebündelt zu diskutieren. Sie werden im Landtag weiter auf der Tagesordnung stehen. Gekommen waren auch die CDU-Kreistagspolitiker Hans-Heinrich Aldag und Jan Bauer sowie Landrat Rainer Rempe, der erste Stadtrat von Buchholz, Dirk Hirsch, und als Ansprechpartner für den Landtag André Bock. Der Politiker aus Winsen ist in Hannover sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.