Handeloh. Die neu gegründete Gruppe wagt den Spagat zwischen alten Bräuchen und modernem Berufsleben.

Die eine ist auf dem Land großgeworden, leitet heute den Betrieb ihrer Familie in Inzmühlen und bezeichnet sich selbst als landwirtschaftliche Unternehmerin. Die zweite ist Finanzbeamtin, kommt ursprünglich aus Berlin und lebt seit einigen Jahren in Trelde. Und die dritte ist in Seevetal großgeworden, nach zehn Jahren Hamburger Stadtleben hat sich die Personalmanagerin in Glüsingen niedergelassen.

Teresa-Marie Pelka, Susanne Kampersalz und Kerstin Behrends sitzen an diesem sonnigen Oktobernachmittag im Garten vom Cassenshof in Inzmühlen. Bis vor einigen Wochen kannten sich die drei Frauen nicht, seit sie sich bei den neugegründeten Jungen Landfrauen im Kreis Harburg engagieren, entdecken sie immer neue Gemeinsamkeiten.

„Es ist toll, wie viele interessante, spannende Frauen ich in dieser kurzen Zeit schon kennengelernt habe“, sagt Teresa-Marie Pelka, die Betriebsleiterin des Hofes. Die 29-Jährige hatte in einem Abendblatt-Artikel gelesen, dass bei den Landfrauen eine Gruppe für jüngere Dorfbewohnerinnen fehlt – sie ergreift die Initiative.

Der Mutter eines 14 Monate alten Sohnes ist klar, dass sie diese Aufgabe nicht allein bewältigen kann und will. „Ich mag zwar ein bisschen Rummel in meinem Leben, aber viel Zeit habe ich eigentlich nicht übrig.“ Deshalb setzt sie von Anfang an auf ein starkes Netzwerk und lädt per Facebook zum Gründungsfrühstück ein. Zu dem Termin Ende August erscheinen spontan 20 Frauen – unter anderem aus Landwirtschaft, Projektmanagement, Gesundheitsbereich, Steuerberatung und Gastronomie sowie eine Pastorin.

Auch Susanne Kampersalz aus Trelde folgt dem Aufruf. Die 33-Jährige will Gleichgesinnte aus der Region kennenlernen, das war zuvor nur über Müttergruppen möglich gewesen. „Ich habe etwas gesucht, das nicht mit Kindern zu tun hat“, sagt die Mutter einer sechs Monate alten Tochter. „Das hier soll vor allem für mich sein.“

Das Gründungstreffen wird ein Erfolg, die Teilnehmerinnen bringen viele Ideen und Bereitschaft zum Engagement mit. Es sei sofort zu spüren gewesen, wie viel Lust die Frauen darauf haben, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, sagt Kerstin Behrends, 39 Jahre alt und in einer Hamburger Unternehmensberatung tätig. Sie kann sich vorstellen, dass aus der Gruppe ein für alle Teilnehmerinnen inspirierendes Netzwerk entsteht. „Weil man ländlich wohnt, ist man ja nicht ländlich im Kopf.“

Das zunächst fünfköpfige Organisationsteam, zu dem die drei Frauen zählen, koordiniert nun die Aufgaben. „Wir bestimmen nicht, sondern leiten in die Wege“, beschreibt Susanne Kampersalz den Arbeitsansatz. So können einerseits alle Frauen ihre Ideen in die Programmgestaltung einbringen. Andererseits bleibt die Arbeit nicht an einigen wenigen hängen.

„Wir haben alle viel zu tun mit Beruf und Familie und bestimmt keine Langeweile“, sagt Teresa-Marie Pelka. „Deshalb wollen wir die Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen.“ Für jede Veranstaltung ist eine andere junge Landfrau zuständig, kümmert sich um die Buchung von Referentinnen und Raum, die Anmeldung und den Ablauf.

Das Programm für die kommenden acht Monate entsteht im September in einem gemeinsamen Workshop, bei dem die Frauen Ideen sammeln, Punkte vergeben – und am Ende noch einmal alles auf den Prüfstand stellen. Es umfasst bisher eine Boßeltour, Kurse für Schmieden, Kochen und Knotentanz sowie ein Gartenseminar, eine Stand-up-Paddling-Kursus und einen Vortrag zur Bauernhofpädagogik.

„Wir greifen schöne Bräuche vom Land auf und füllen sie mit neuem Leben“, sagt Teresa-Marie Pelka. Außer den geplanten Veranstaltungen sind spontane Treffen vorgesehen, die Frauen wollen sich an verschiedenen Orten zum Essengehen, Picknicken oder auf dem Weihnachtsmarkt verabreden. Ein netter Nebeneffekt: „Man lernt endlich mal den Landkreis kennen“, sagt Susanne Kampersalz.

Die Absprachen laufen vor allem über eine WhatsApp-Gruppe, die mittlerweile rund 40 Frauen umfasst. Auch an diesem Nachmittag brummen die Smartphones auf dem Gartentisch in kurzen Abständen, für den Abend ist ein Restaurantbesuch geplant. Dass das manchmal unübersichtlich wird, stört die drei Frauen nicht. Es sei eben der einfachste Weg, miteinander zu kommunizieren.

Gedacht ist das Angebot für Frauen zwischen 20 und etwa 40, die auf dem Land leben. Egal, ob sie aus alteingesessenen Familien stammen oder zugezogen sind. Eine Verbindung zu Landwirtschaft und Hofleben ist nicht notwendig. Formal sind die Jungen Landfrauen eine Untergruppe der Landfrauen im Landkreis Harburg.

„Wir richten uns vor allem an junge Frauen, denen die Hemmschwelle, zu den Landfrauen zu gehen, bisher zu hoch war. Unsere Gruppe soll keine Konkurrenz sein“, sagt Susanne Kampersalz und fügt lächelnd hinzu: „Man will ja keinen Knatsch im Dorf.“

Herbstfest

Mit einem Herbstfest starten die Jungen Landfrauen am Mittwoch, 31. Oktober, ihr Programm. Von 10 bis 14 Uhr treffen sich auf dem Cassenshof in Inzmühlen, Am Seevegrund 2, alle interessierten Frauen und deren Familien zum Kürbisschnitzen, Stockbrotbacken und Glühweintrinken. Die Organisatoren bitten um Anmeldung per E-Mail an Junge-Landfrauen-Harburg@web.de. Wer einen Kürbis schnitzen will, bekommt diesen bei vorheriger Anmeldung gestellt, sollte aber Löffel und Messer mitbringen.

Informationen zu den Jungen Landfrauen gibt es bei Facebook, per E-Mail an Junge-Landfrauen-Harburg@web.de und bei Teresa-Marie Pelka unter der Mobilfunknummer 0160/93 23 80 80.