Over. Neue Pächter wollen das Ausflugslokal an der Elbe renovieren, planen Veranstaltungen und Grillabende.

Das beliebte Ausflugslokal an der Elbe, die Strandhalle in Over, soll nach einem Jahr Zwangspause zu neuem Leben erwachen: Die Immobilienberaterin Anna Epp und ihr Lebenspartner, der Koch und Gastronom Patrick Horn, wollen die etwas heruntergekommene kleine Gaststätte zunächst für ein Jahr pachten – mit der Option, die Immobilie zu kaufen, wenn die Saison 2018 erfolgreich wird.

Der Eigentümer Bernd Große hatte im vergangenen Jahr vergeblich versucht, die Strandhalle zu verkaufen. Im Internetportal ImmobilienScout24 war das Objekt zum Preis von 150.000 Euro angeboten worden. Große wohnt überwiegend an der Ostsee, in Timmendorfer Strand. „Ich bin jetzt über 70 Jahre alt und habe auch deshalb beschlossen, die Immobilie zu verkaufen“, sagte er vor einigen Monaten dem Abendblatt. Derzeit segelt er auf den Weltmeeren umher, und sein Sohn Tobias hat nun statt dessen den Pachtvertrag mit Epp und Horn ausgehandelt.

„Wir sind uns einig. Derzeit werden noch einige kleine Änderungswünsche von uns eingearbeitet. Noch in dieser Woche werden wir den Vertrag unterzeichnen“, kündigt Horn an. Auf das Paar wartet viel Arbeit. Innerhalb von sieben Wochen müssen verschimmelte Rigipsplatten und der Linoleum-Fußboden im Gastraum entfernt, sämtliche Wände gestrichen, das Dach gesäubert und die neue Zapfanlage installiert werden. Eine neue Küche steht schon zum Einbau bereit. Und der angebaute Sanitärtrakt mit seinen violetten Wänden wird ebenfalls frisch hergerichtet.

Zum geplanten Eröffnungstag 15. April soll die anno 1926 erbaute Strandhalle in neuem Glanz erstrahlen. Wahrscheinlich wird Ratsherren-Bier ausgeschenkt werden, sagt Horn. Er hat bereits ein Restaurant im englischen Birmingham geführt, das Wert auf gute Zutaten legt. Das soll auch in der Strandhalle so sein, allerdings mit einer kleinen Speiseauswahl in gehobenem Bistro-Format. „Unsere Currywurst wollen wir von einem Schlachter beziehen, der sie für uns produziert, und nicht aus der Handelshof-Verpackung nehmen“, sagt Anna Epp.

Die angehenden Pächter haben viele Ideen zu ihrem Projekt Strandhalle. „Wir wollen – vielleicht einmal im Monat – eine Veranstaltung machen. Mit Live-Musik“, sagt Epp. „Und während der Woche könnten Grillabende dafür sorgen, dass die Gäste nicht nur am Wochenende kommen.“

Bei gutem Wetter hatte die kleine Gaststätte mit dem reizvollen Elbblick in der Vergangenheit nie Probleme, Leute anzuziehen. Eher schon mit einem zeitweilig übergroßen Andrang von Ausflüglern, die per Auto, Fahrrad oder zu Fuß die Overaner Laubensiedlung stürmten, die das Flusspanorama genießen und alle gleichzeitig bedient werden wollten.

Epp und Horn suchen bereits eine Teilzeitkraft zur Unterstützung – schließlich planen sie, ihre Strandhalle täglich von 12 Uhr an zu öffnen. „Ich habe für diese Saison schönes Wetter bestellt“, sagt Epp schmunzelnd.

Die angehende Wirtin hatte sich als Immobilienberaterin selbstständig gemacht, weil sie mehr Flexibilität für ihre Söhne Badiss (7) und Elyes (5) brauchte. In dieser Funktion hatte sie sich auch um den angestrebten Verkauf des Gastro-Objekts Strandhalle gekümmert. Irgendwann entschieden Epp und Horn, es selbst zu versuchen. Noch wohnt die Familie in Neugraben. Sie plant, im Frühjahr nach Maschen umzuziehen.

Noch liegen die Strandhalle und die Gartenterrasse am Flussufer im winterlichen Dornröschen-Schlaf. Die Fenster sind verbarrikadiert, gegen Vandalismus und Hochwasser. Dach und Biergartenfläche sind mit Moos bewachsen, die Beetflächen verwildert. Anna Epp steht im kalten Schmuddelwetter unter dem schmalen Dachüberstand und blickt unter trübem Himmel auf die Elbe. Vor ihrem inneren Auge läuft offenbar ein ganz anderer Film ab: „Super, was man aus dem hier alles machen kann“, sagt sie.

Ausflugsziel seit fast 100 Jahren

In den 1920er-Jahren begann am Deichvorland von Over reger Ausflugsbetrieb. Wassersportler aus Harburg und Hamburg entdeckten das Gebiet als ideales Revier. Urlaub im Nahbereich der Großstadt war gefragt und preiswert.

Anno 1926 wurde dann die Strandhalle eröffnet. 1932 errichtete der „Kenterbrüder e.V.“ einen Hütten- und Zeltplatz. 1945 beschlagnahmte die britische Armee ein paar Monate lang die Ferienhäuschen, und die Strandhalle wurde zur Kantine.