Kiel/Hannover. Im Norden und in Niedersachsen ist am Donnerstag und Freitag mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen. Hier wird gestreikt.
Bus und Bahn, Kitas, Verwaltung, Müllentsorgung: Viele Bereiche des Öffentlichen Dienstes in werden am Donnerstag und Freitag in Niedersachsen und Schleswig-Holstein stillgelegt sein.
Streik: Müllabfuhr in Schleswig Holstein legt Arbeit nieder
In Schleswig-Holstein rufen für heute der Deutsche Beamtenbund (dbb) und die Komba Gewerkschaft Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes zum Warnstreik auf. „Schwerpunkte werden die Städte Kiel und Flensburg sein, aber auch aus anderen Regionen werden Mitglieder erwartet“, so Kai Tellkamp, der Landesvorsitzende des dbb Schleswig-Holstein. Mit Einschränkungen sei vor allem beim Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel und dem Technischen Betriebszentrum Flensburg zu rechen – dort „wird der Müll liegen bleiben“, so Tellkamp weiter.
Auch bei den städtischen Kitas kann es zu Einschränkungen kommen: „Die betroffenen Einrichtungen informieren die Eltern direkt über die Auswirkungen“, erklärte Arne Ivers, Sprecher der Stadt Kiel, am Mittwoch. „Wie viele Kolleginnen und Kollegen sich in den Ämtern und städtischen beteiligen, bleibt abzuwarten“, so Ivers weiter.
Gewerkschaft Komba hält Arbeitgeber-Angebot für „Mogelpackung“
Streikende Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes treffen sich am heutigen Donnerstag um 9.30 Uhr an der Wunderino-Arena in Kiel: Ab 11 Uhr startet der Demo-Zug zum Rathausplatz. Dort findet um 12 Uhr eine Abschlusskundgebung statt – insgesamt 1000 Teilnehmende werden erwartet.
„Das von den Arbeitgebern in der zweiten Verhandlungsrunde vorgelegte Angebot ist eine Mogelpackung!“, erklärt die Komba Gewerkschaft zur Begründung des Streikaufrufs. Sie und der dbb fordern eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro. Zudem sollen die Gehälter von Auszubildenden, dual Studierenden und Praktikanten um 200 Euro angehoben werden.
200 Teilnehmende am Jugendstreiktag in Hamburg
Das fordern auch 220 junge Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in Hamburg, die gestern am bundesweiten Jugendstreiktag teilgenommen haben. Junge Ver.di-Mitglieder von Asklepios-Kliniken, UKE, Hamburg Port Authority, Flughafen Hamburg, Bundesagentur für Arbeit sowie Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie trafen sich zu einer Kundgebung um 12 Uhr vor dem Gewerkschaftshaus.
„Die hohe Inflation treibt viele Nachwuchskräfte in Existenznöte“, sagte Mesut Demirtas, Gewerkschaftssekretär im Bereich Jugend. Von hohen Preissteigerungen seien die jungen Menschen besonders betroffen, da sie häufig niedrigere Einkommen und keine Rücklagen haben. „Es kann nicht sein, dass Auszubildende wieder zurück ins Elternhaus ziehen müssen, weil sie sich ihr WG-Zimmer oder die Einzimmerwohnung nicht mehr leisten können“, so Demirtas weiter.
Neben einer Lohnerhöhung von 200 Euro fordert die Gewerkschaft Ver.di auch eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung. Unterstützung kommt von der Grünen Jugend Hamburg, wie deren Sprecher Berkay Gür mitteilte.
ÖPNV in Niedersachsen streikt: Erhebliche Einschränkungen
In Niedersachsen müssen Fahrgäste des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) heute ebenfalls mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Ver.di hat Mitarbeitende des Verkehrsbetriebs Niedersachsen (AVN) zum Warnstreik aufgerufen. Vor allem in Südostniedersachsen kann es zu Ausfällen oder Änderungen des Bus- und Bahnverkehrs kommen. Die Verwaltung warnt, dass allein rund um Lüneburg bis zu 10.000 Schülerinnen und Schüler betroffen sein könnten. In Cuxhaven, Stade, Buxtehude und Winsen an der Luhe soll es ebenso Warnstreiks im Regionalverkehr geben, desgleichen um Hildesheim und Hameln/Bad Pyrmont sowie in Hoya, Verden, Zeven und der Grafschaft Bentheim. Die Verhandlungen laufen hier in einer anderen Tarifrunde – inhaltlich sind die Forderungen der Gewerkschaften aber ähnlich wie beim Öffentlichen Dienst.
Für Freitag sind ÖPNV-Beschäftigte des öffentlichen Diensts in Niedersachsen von Ver.di zum Streik aufgerufen. „Es ist damit zu rechnen, dass große Teile des ÖPNV in Niedersachsen zum Stillstand kommen“, so ein Ver.di-Sprecher. Für Patienten und Beschäftigte richtet die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) einen kostenlosen Pendelverkehr ein. Der Verkehrsbund Bremen/Niedersachsen (VBN) informiert in der App und online unter https://www.vbn.de/eilmeldungen/2 über Änderungen und Ausfälle.
Bereits am Dienstag standen viele Menschen in Niedersachsen vor verschlossener Tür bei Kitas oder Bürgerämtern. „In Salzgitter war nahezu die komplette Verwaltung betroffen“, hieß es von Ver.di. In Hannover hatte am selben Tag eine zentrale Kundgebung stattgefunden, an welcher laut dbb rund 1500 Beschäftigte teilgenommen haben.