So einen Beachclub gibt es auf Sylt nicht. Fußballer und Schauspieler sind Gäste der Buddelbar. Vorbild ist ein Club in St. Tropez.
- Die Buddelbar in Timmendorfer Strand ist deutschlandweit einmalig
- Nur wer eine Sechs-Liter-Champagnerflasche bestellt hat, wird im Members Club aufgenommen
- Was in St. Tropez der Beachclub Bagatelle ist, soll an der Ostsee die Buddelbar sein
- „Solch einen Club hat Sylt nicht, das ist deutschlandweit einmalig“
Hier ist man unter sich, und das ist gut so, sagt der Unternehmer aus Hannover, der mit seiner Frau und den erwachsenen Kindern am Tisch bei einer Flasche Champagner sitzt. „Man möchte doch auch mal in Ruhe sitzen können“, sagt er. Willkommen im Beachclub Buddelbar in Timmendorfer Strand.
Partygefühl um 16 Uhr. Die Musik aus den Boxen ist laut. Empfindsamen Menschen, die sich unterhalten wollen, vielleicht zu laut. Drei- oder auch Sechs-Liter-Flaschen Champagner in den Eiskübeln auf den Tischen – normal. Dekadent mögen das die einen finden, nichts Besonderes ist es für diejenigen, die das nötige Geld haben – denen Inflation, höhere Lebensmittel- und Energiekosten wohl kaum Probleme bereiten. Promis wie Sylvie Meis oder Schauspieler aus RTL-Vorabendserien sind hier häufig anzutreffen, genau wie Fußballer des HSV.
Beachclub Buddelbar: St. Tropez in Timmendorfer Strand
Es ist die Welt der Reichen, wo der Champagner in Strömen fließt und eine Rechnung von 100.000 Euro nicht alltäglich, aber auch nicht ungewöhnlich ist. Sylt lässt grüßen. Wobei: „Solch einen Club hat Sylt nicht, das ist deutschlandweit einmalig“, sagt Geschäftsführer Christoph „Chris“ Röhrl. Dass Timmendorfer Strand das Sylt der Ostsee ist, ist so gewollt, auch dass die Buddelbar diese wohlhabende Klientel anspricht.
„Das ist ein Betrieb mit einer starken Außenwirkung“, sagt Joachim Nitz, Tourismusdirektor der Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH (TSNT). „Und das ist sehr gelungen, wir sind froh, dass der Betreiber genau diese Klientel bedient.“ Timmendorfer Strand habe ein höheres Niveau, und solch ein Leuchtturm wie die Buddelbar passe in die Strategie. Für diejenigen, die es etwas bodenständiger mögen, gebe es die Riff Bar in Niendorf.
Buddelbar soll wie an der Côte d’Azur sein – mit Grill und Restaurant
Erfolgreich ist das Konzept bereits seit drei Jahren. Dort, wo bis vor zwei Jahren ein Strandkorbverleih war, haben Chris Röhrl und seine Geschäftspartner, die Ortsgrößen Jan Schumann vom Café Wichtig und Christian Fitz vom gleichnamigen Café, eine blaue Holzhütte geschaffen mit dem Beachclub. Die Idee: „Das soll wie in einem Beachclub an der Côte d’Azur sein mit Grill und Restaurant und einer großen Wein- und Champagnerauswahl“, sagt Chris Röhrl. Was in St. Tropez der Beachclub Bagatelle ist, soll hier an der Ostseeküste die Buddelbar sein.
Der 29-jährige gelernte Restaurantfachmann aus Nürnberg war in seinem früheren Leben Profi-Eishockeyspieler, spielte unter anderem für die Crocodiles Hamburg als Stürmer. Er ist ganz ehrlich: Als Eishockeyspieler seien die Verdienstmöglichkeiten zu gering. Aus einer Hotelier-Familie kommend, war der Schritt zur eigenen Beachbar dann nicht so ungewöhnlich, nachdem er als Betriebsleiter der Ostseelounge in Grömitz gearbeitet hat.
Elitärer "Members Club" am Timmendorfer Strand
Buddelbar, das hört sich bodenständig an. Ist es aber nicht. Wer nur etwas trinken möchte, kann ein Getränkearrangement für 500 Euro buchen. Wer eine Strandliege ganztägig nutzen möchte, kann diese beim Kauf einer Flasche Rosé ab 60 Euro mieten. „Der Wein muss auch nicht vor Ort getrunken, sondern kann auch mitgenommen werden“, so Röhrl. Dann gibt es da noch den elitären Members Club. Chris Röhrl selbst würde niemals von elitär oder exklusiv sprechen. „Zum Members Club gehört jeder, der schon einmal eine Sechs-Liter-Champagnerflasche bestellt hat“, so Chris. Kostenpunkt: 10.000 Euro. Rund 40 Member, also Mitglieder, gehören derzeit diesem Club an. „Für die ist immer ein Platz frei.“ Hier zählt Klasse. Und Kasse.
Die Champagnerflaschen, die bei seinen Gästen so beliebt sind, lagern im Kühlhaus. Auch eine 15-Liter-Flasche ist im Sortiment. Der Preis? Achtung, festhalten: 80.000 Euro. Sechs-Liter-Flaschen kosten zwischen 11.000 und 45.000 Euro – je nach Champagnermarke. Die Lagerung des edlen Tropfens ist simpel: „Wichtig ist eine konstante Temperatur von acht bis zehn Grad bei fünf bis sechs Bar. Die Flaschen müssen nicht liegend gelagert werden.“
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Chris Röhrl steckt viel Herzblut in seine Beachbar mit Restaurant (auf der Karte zum Beispiel das 450 Gramm US-Prime-Beef-Ribeye für 80 Euro), er veranstaltet DJ-Abende, und er trotzt dem norddeutschen Sommer. Es ist schließlich nicht immer sonnig. Regen, Wind aus Nord-Ost – das können echte Spielverderber sein. Dagegen gibt es auf den Tischen kleine Kamine. Außerdem können 150 Quadratmeter der Fläche komplett mit Schirmen überdacht werden, und seitlichen Windschutz gibt es nach Bedarf.
Erste Beachlounge an der Ostsee eröffnete 2007 in Scharbeutz
Nicht jede Beachbar an der Ostsee kommt so exklusiv daher. „Die Ostsee Lounges gehören zu unseren Leitprodukten, und sie prägen das Image der Ostsee Schleswig-Holstein. Sie vermitteln unbeschwertes Urlaubsgefühl: Mit den Füßen im Sand einen kühlen Drink und die Strandstimmung genießen. Das gehört zu einem Urlaub an der Ostsee dazu“, sagt Elisabeth Riedel vom Ostsee-Holstein-Tourismus e. V. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Beachlounges entstanden. 43 sind es inzwischen.
Die erste Beachlounge an der Ostsee eröffnete 2007 in Scharbeutz. Der Weg dahin war allerdings ein umkämpfter. Elisabeth Riedel: „Der Ostsee-Holstein-Tourismus und seine Mitgliedsorte sowie der Kreis Ostholstein haben sich bei den zuständigen Behörden dafür eingesetzt, dass der Strand in der Hauptsaison für solche Zwecke genutzt werden darf.“
Buddelbar muss im Oktober wieder abgebaut werden
Jedes Jahr kommen ein bis zwei neue Strandbars hinzu. Im vergangenen Jahr waren das beispielsweise Land in Sicht in Eckernförde und die Flunder Bar in Hohwacht. Genau wie die Buddelbar müssen auch die übrigen Strandbars an der Ostsee nach Saisonende im Oktober wieder abgebaut, bevor sie im April wieder aufgebaut werden dürfen.
Für Menschen, bei denen Geld doch noch eine Rolle spielt, gibt es in der Buddelbar auch günstige Plätze, die eigentlich die schönsten sind: vorn im Sand, in der ersten Reihe zum Wasser. Dann kann man auch als Normalsterblicher einen Aperol Spritz für vertretbare neun Euro genießen. Denn, und das betont Chris Röhrl: „Wir sind nicht exklusiv und kein versnobter Schicki-Micki-Laden, sondern das besondere Restaurant, in dem man eine Auszeit nehmen kann.“